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Julius-Maximilians-Universität Würzburg testet verschiedene Methoden im
Steigerwald (Bayern)

Starke Trockenheit, Schädlingsbefall und Stürme haben in vielen Wäldern in
den letzten Jahren vermehrt für Totholz gesorgt. „Der Umgang mit solchen
Flächen ist umstritten. Oft wird das abgestorbene Holz entfernt. Dabei
könnte es das Ökosystem Wald positiv beeinflussen", erklärt Dr. Simon
Thorn von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. In Buchenwäldern in
Bayern, die besonders von Windwurf, also umgeknickten Bäumen, betroffen
waren, sollen unterschiedliche Verfahren zum Umgang mit diesen Flächen
getestet werden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das
Projekt fachlich und finanziell mit 197.000 Euro.

Schäden im Wald nehmen zu
Die bedeutendsten Störungen in den Wäldern Mitteleuropas seien Stürme und
begleitende Ausbrüche von Borkenkäfern. Nach aktuellen Klimaprognosen
könne davon ausgegangen werden, dass das Ausmaß und die Stärke dieser
Störungen in Zukunft noch zunehmen werden. „Beschränkten sich die
Auswirkungen von Stürmen und Dürre in der Vergangenheit vor allem auf
Nadelwälder, sind in jüngerer Zeit auch vermehrt Laubwälder betroffen. Die
großen Mengen an Schadholz, besonders bei Fichten, führten zu fallenden
Holzpreisen am Markt und einem zunehmenden Druck, die Laubwälder
wirtschaftlich zu nutzen. Vor diesem Hintergrund sind Möglichkeiten zum
Bewirtschaften gefragt, die es ermöglichen, das Schadholz wirtschaftlich
zu nutzen und gleichzeitig das enorme Potenzial dieser Flächen für das
Steigern der Artenvielfalt zu berücksichtigen“, erläutert Dr. Reinhard
Stock, DBU-Referent Naturschutz.

Positive Effekte der Schadensflächen für die Umwelt erkennen

„Die Totholzmenge und starke Sonneneinstrahlung nach Stürmen sind zwei der
wichtigsten Treiber für die Artenvielfalt von Pilzen und Insekten“, so
Thorn. Außerdem begünstigen diese Gegebenheiten das Heranwachsen von
Baumarten wie der Eiche, die eine gewisse Menge Licht benötigen. Werden
solche Flächen hingegen vollständig geräumt, wie das üblicherweise der
Fall sei, könne dieser Prozess negativ beeinflusst werden, weil Wildtiere
leichter die jungen Triebe wegfressen und das Mikroklima trockener und
wärmer werde.

Testflächen im Steigerwald

Im Rahmen des Projektes sollen unterschiedliche Stufen der
Windwurfaufarbeitung getestet werden. „Dafür werden wir im Steigerwald in
Bayern, wo Buchenwald durch Stürme geschädigt wurde, fünf
Forschungsflächen anlegen. Jede dieser Waldflächen wird unterteilt in eine
unbeschädigte konventionell bewirtschaftete, eine sturmgeschädigte ohne
Eingriff, eine sturmgeschädigte, auf der nur das Stammholz entfernt wurde,
und eine sturmgeschädigte, wo jegliches Holz bis sieben Zentimeter
Durchmesser entfernt wurde“, so Thorn.

Praxisnahe Lösungen finden

Auf diesen insgesamt 20 Untersuchungsflächen werden Daten zum
Totholzvorrat, zum Holzertrag, zu den Kosten der unterschiedlichen
Managementvarianten, zur Überlebensrate von nachwachsenden Eichen und zur
Artenvielfalt unterschiedlicher Tiere und Pflanzen gesammelt und
ausgewertet. Die Ergebnisse sollen einen nachhaltigeren Umgang mit
Störungsflächen in Laubwäldern aufzeigen. Ziel des Managements von
Sturmwurfflächen sei es, eine umweltverträgliche Waldentwicklung zu
gewähren, ohne den wirtschaftlichen Nutzen zu vernachlässigen.