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Lioba Happel - designierte Preisträgerin des Alice Salomon Poetik Preises 2021  Diana Obinja
Lioba Happel - designierte Preisträgerin des Alice Salomon Poetik Preises 2021 Diana Obinja

Mit 6.000 Euro dotierter Literaturpreis geht an Aschaffenburger
Schriftstellerin, Verleihung im Rahmen des virtuellen Neujahrsempfangs der
ASH Berlin am 16. Januar 2021

Der Alice Salomon Poetik Preis 2021 geht an Lioba Happel. Die Jury würdigt
Happel für „ihre Lebens- eo ipso Schreibthemen, die aus ihrer früheren
Arbeit als Studentin der Sozialarbeit, als Pädagogin sowie aus ihrer
Arbeit als Pflegekraft von an Demenz erkrankten Menschen resultiert“ und
als eine Autorin, die „in ihrer Lyrik und Prosa zum einen durch ihre
außergewöhnliche Sprache, Experimentierfreudigkeit sowie durch ihren
spezifischen Rhythmus, der auch Liederzyklen evoziert, überzeugen kann.“

Der Preis wird im Rahmen des Neujahrsempfangs der Hochschule am 16. Januar
2021 verliehen, der aufgrund der Corona-Pandemie nur virtuell stattfinden
kann und auf der Website der ASH Berlin präsentiert wird. Auf dem Programm
stehen u.a. die Neujahrsbegrüßung der Rektorin der ASH Berlin, Prof. Dr.
Bettina Völter, und die Jurybegründung von Guido Rademacher als Vertreter
des Studiengangs Biografisches und Kreatives Schreiben. Außerdem wird
Lioba Happels Erzählung „Die Feindin“ im Rahmen einer Leseperformance für
zwei Sprechstimmen von den Schauspielerinnen Signe Ibbeken und Cennet
Alkan dargeboten. Begleitet werden sie von Udo Agnesens am Klavier.

Die Preisträgerin
Lioba Happel ist in Aschaffenburg geboren, studierte Sozialpädagogik,
Germanistik und Hispanistik und lebt heute als freischaffende
Schriftstellerin in Berlin und Lausanne. Ihr Werk umfasst u.a. die
Erzählungen „Ein Hut wie Saturn“, „dement“, „Die Feindin“, „Lucy oder
Warum sind die Menschen so komische Leute“ sowie Gedichtbände, darunter
„Grüne Nachmittage“, „Der Schlaf überm Eis“ und „land ohne land“. Eine
Auswahl ihrer Lyrik ist im Sammelband „PULS“ erschienen. Im kommenden Jahr
sollen ihre Romanmanuskripte „Ramponierte Geschichten. Roman einer
deutschen Kindheit“ und der Sozialsatireroman „Pommfritz“ veröffentlicht
werden. Neben ihrer umfassenden schriftstellerischen Arbeit leitet sie
Deutschkurse, leistet Unterstützungs- und Theaterarbeit an Gymnasien,
Grund- und Hauptschulen, betreut Demenzkranke und gibt Stadtführungen.

„Den Alice Salomon Poetik Preis zu bekommen“, so Lioba Happel, „ist mir
nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Freude – im Spannungsfeld der Kunst
der Sozialarbeit und der Kunst der Dichtung, in der sich mein ganzes Leben
befindet. Ich las schon in jungen Jahren heimlich Lyrik unter den
Vorlesungsbänken der Sozialen Hochschulen, die ich besuchte und damals
dachte ich: `Wenn ich dabei erwischt werde, wie stehe ich da?` – Nun also,
mit großer Freude stehe ich heute da, vielen Dank für diesen wunderbaren
Preis.“

Die Begründung der Jury
Lioba Happel konnte die Jury überzeugen, „weil sie nicht überzeugen will.
Ihre Stoffe entspringen keinem Bedürfnis, einer jeweils aktuellen Mode zu
entsprechen, sondern einer existentiellen und leibhaftigen Beschäftigung
mit sozialen, gesundheitlichen und pädagogischen Themen und nicht zuletzt
mit Diskriminierung und Diversity – also Felder, die dem gesamten Profil
der ASH Berlin entsprechen“, so die Begründung der Jury. Die würdigt
außerdem, dass sich die Autorin „nicht nur ästhetisch auf höchstem Niveau
in diesen Sujets bewegt, sondern sich auch interdisziplinär mit
Komponist_innen und Musiker_innen ihren Themen nähert, die mitunter auch
dramatisch auf der Bühne und/oder in der Theaterarbeit mit Kindern und
Jugendlichen verhandelt werden“.

Der Alice Salomon Poetik Preis
Mit dem Alice Salomon Poetik Preis zeichnet die Alice Salomon Hochschule
Berlin Künstlerinnen und Künstler aus, die durch ihre besondere
Formensprache und Vielfalt zur Weiterentwicklung der literarischen,
visuellen sowie akustischen Künste beitragen und dabei immer
interdisziplinär arbeiten und wirken. Die Auszeichnung ist mit einem
Preisgeld in Höhe von 6.000 Euro verbunden. Darüber hinaus erhalten die
Künstler_innen die Möglichkeit, ihre literarische Arbeitsweise im Rahmen
einer Vorlesung darzulegen und die Südfassade der Hochschule zu gestalten.
„2018 haben wir beschlossen, die Fassade, auf der von Sommer 2011 bis
Dezember 2018 ein Gedicht des Preisträgers Eugen Gomringer stand,
weiterhin den Poetikpreisträger_innen zur Verfügung zu stellen“, erläutert
die Rektorin der Alice Salomon Hochschule Bettina Völter.

Die Alice Salomon Hochschule Berlin führte 2006 den Masterstudiengang
„Biografisches und Kreatives Schreiben“ ein – im Zuge dessen wurde der
Alice Salomon Poetik Preis erstmalig 2007 vergeben. Bisher erhielten zwölf
Künstlerinnen und Künstler den Preis: Gerhard Rühm, Michael Roes, Rebecca
Horn, Valeri Scherstjanoi, Eugen Gomringer, Emine Sevgi Özdamar, Andreas
Steinhöfel, Franz Hohler, Volker Ludwig, Elfriede Czurda, Barbara Köhler
und Christoph Szalay.