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Wenn der „kleine“ Unterschied groß wird: „HERZ heute“ widmet sich
Geschlechterunterschieden bei Herzkrankheiten und ihrer Bedeutung für
Diagnose und Therapie

Werden Medikamente und Therapieverfahren gleichermaßen an Frauen wie
Männern erprobt? Kann es einen Unterschied machen, ob eine Ärztin oder ein
Arzt eine Notfallpatientin untersucht? Eine medizinische Versorgung, die
sich um „den Patienten“ als eine Art geschlechtloses Wesen kümmert, greift
viel zu kurz – das ist wissenschaftlich belegt. Lauter werden deshalb die
Rufe aus der medizinischen Forschung, auch in der klinischen Praxis die
physiologischen Unterschiede zwischen Frauen und Männern und deren
Auswirkungen auf die Gesundheit viel mehr zu berücksichtigen. „Diese
Unterschiede etwa beim Stoffwechsel, dem Hormon-, Immun- oder dem
Gefäßsystem zu kennen und ihre Wechselwirkungen zu verstehen, ist wichtig
– für beide Geschlechter gleichermaßen“, unterstreicht der Kardiologe
Prof. Dr. Thomas Meinertz, Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift
HERZ heute. Aus diesem Grund widmet sich die aktuelle Ausgabe 4/2020 von
HERZ heute mit dem Titel „Schlagen Frauenherzen anders?“ der Gendermedizin
und den Geschlechterunterschieden bei Herzkrankheiten. Ein Probeexemplar
dieser Ausgabe kann kostenfrei bei der Herzstiftung angefordert werden
unter Tel. 069 955128-400 oder per Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

„Kleiner“ Unterschied: Was Klinikärztinnen und eine Genderforscherin dazu
sagen
Was Frauenherzen so besonders macht, präsentiert die Herzstiftungs-
Zeitschrift mit Beiträgen ausgewiesener Expertinnen aus der klinischen
Praxis und der gendermedizinischen Forschung. Beispiel Herzinfarkt
(keineswegs eine reine Männerkrankheit): Warum zögern Frauen länger, bis
sie den Notarzt (112) rufen und warum ist der Infarkt bei einer Frau
oftmals nicht so klar zu erkennen wie bei einem Mann? „Häufiger als bei
Männern können bei Frauen weniger eindeutige Symptome auftreten, etwa
Atemnot, ein Ziehen in den Armen, unerklärliche Müdigkeit, Übelkeit oder
Erbrechen, Schmerzen im Oberbauch oder Rücken“, erklärt die Kardiologin
Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher, Chefärztin am Marienhospital Wesel, in
HERZ heute und geht auch auf andere Herzleiden wie das Broken-Heart-
Syndrom ein. Bei dieser auch Stress-Kardiomyopathie genannten
Herzmuskelerkrankung, die bei Frauen viel häufiger vorkommt, wird die
Einschränkung der Herzleistung nicht wie beim Herzinfarkt durch ein
vollständig verstopftes Herzkranzgefäß (Thrombus), sondern in den meisten
Fällen durch ein stark belastendes emotionales Ereignis verursacht.

Warum ein steiferes Herz, aber bessere Ergebnisse bei Klappentherapie?
Dass Herzschwäche, Herzklappenerkrankungen und Herzrhythmusstörungen mit
einer ungünstigeren Prognose für Frauen einhergehen, dokumentiert
alljährlich der Deutsche Herzbericht. Worin sich der „kleine Unterschied“
bei Herzinsuffizienz konkret äußern kann, nicht nur im Krankheitsbild
selbst, sondern auch in der medizinischen Versorgung von Frauen, zeigt in
einem Expertenbeitrag Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek, von 2007 bis 2019
Direktorin des Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin, Charité
Berlin. Wie die Kardiologin und Gendermedizin-Mitbegründerin in
Deutschland erklärt, kann die Herzschwäche bei Frauen u. a. auf eine
schlechtere Füllbarkeit des Herzens zurückgehen, weil das Frauenherz
aufgrund seiner kleineren Größe steifer und weniger elastisch als das
männliche Herz ist. Männerherzen sind häufiger von einer gestörten
Pumpfunktion betroffen. Zagrosek gibt Frauen zudem Ratschläge zur Vorsorge
oder worauf sie beim Arztgespräch hinweisen sollten, wenn es bei ihnen
etwa zu Nebenwirkungen bei Medikamenten gekommen ist (bestehen
Dosisunterschiede bei Männern und Frauen?).
Einen Blick auf die Therapie der Aortenklappenerkrankung mit jährlich rund
30.000 betroffenen Frauen wirft Prof. Dr. Tanja Rudolph, Spezialistin für
Interventionelle Kardiologie am Herz- und Diabetes-Zentrum Nordrhein-
Westfalen, Bad Oeynhausen. Wie kommt es, fragt sie in ihrem Beitrag, dass
Frauen bei der Therapie der defekten Aortenklappe mit dem
kathetergestützten Aortenklappenersatz (TAVI) im Ergebnis besser
abschneiden als Männer? Liegt es an den Vorerkrankungen und
Risikofaktoren, die bei Männern, die einer TAVI unterzogen werden,
häufiger vorliegen? Warum der Herzmuskel je nach Geschlecht
unterschiedlich auf die Verengung der Klappe und auf Therapieprozeduren
reagiert u. v. m. erfahren Leser von der Herzklappenspezialistin Rudolph.

Frauenherz aus dem Takt – was ist bei Rhythmusstörungen anders?
Bestimmte Herzrhythmusstörungen kommen häufiger bei Männern vor, andere
vorwiegend bei Frauen. Die häufigste Rhythmusstörung Vorhofflimmern mit
bis zu 1,8 Millionen Betroffenen ist zwar häufiger bei Männern
anzutreffen, Frauen erleben bei Vorhofflimmern jedoch eine stärkere
Beeinträchtigung ihres Alltags als Männer, wie die Herzrhythmusexpertin
Prof. Dr. Isabel Deisenhofer vom Deutschen Herzzentrum München im
Interview betont. „Die schwerwiegendste Folge von Vorhofflimmern, der
Schlaganfall, scheint den Studien nach bei Frauen zwischen dem 65. und dem
75. Lebensjahr häufiger als bei Männern aufzutreten.“ Hingegen ist das
Risiko einen plötzlichen Herztod aufgrund von lebensbedrohlichen
Herzrhythmusstörungen zu erleiden, bei Frauen „in der Tat deutlich
niedriger als bei Männern“, so die Kardiologin. Mediziner erklären diesen
Unterscheid damit, dass dem plötzlichen Herztod fast immer eine
Herzerkrankung zugrunde liegt, allen voran die koronare Herzkrankheit
(KHK) als häufigste Ursache, an der Frauen seltener erkranken als Männer.
Aber: „Die Ursache für diesen auffälligen Geschlechtsunterschied beim
plötzlichen Herztod ist letztlich nicht bekannt.“

Weitere Themen der aktuellen Ausgabe HERZ heute:
- Statine: 18 Irrtümer – Was Sie zu den Cholesterinsenkern wissen sollten
- Aus der Covid-19-Forschungsförderung – Corona-Lockdown: Mehr
Herzinfarkte? Die Auswirkungen des Corona-Stillstands auf die Versorgung
von Herzinfarktpatienten
- Experteninterview: Leben mit dem Virus. Gesundheitstipps für Herzkranke
- Projekte der Herzstiftung: „Das Schlimmste ist, nichts zu tun“. Die
Aufklärungskampagne „Lebensretter sein“ will Angstbarrieren abbauen

Für Interessierte und Betroffene
Aktuelle HERZ heute: Jetzt Probeexemplar anfordern!
Die Zeitschrift HERZ heute erscheint viermal im Jahr. Sie wendet sich an
Herz-Kreislauf-Patienten und deren Angehörige. Ein kostenfreies
Probeexemplar der neuen Ausgabe HERZ heute 4/2020 ist unter Tel. 069
955128-400 oder per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erhältlich.