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Keyvisual Podcastreihe  Exzellenzcluster
Keyvisual Podcastreihe Exzellenzcluster "Religion und Politik"

Neuer Forschungspodcast „Zugehörig oder ausgegrenzt?“ des
Exzellenzclusters wirft Schlaglichter auf 1.700 Jahre jüdisches Leben –
Forschende aus Judaistik, Geschichte und Theologie berichten an Bildern,
Manuskripten und Fotos aus dem Alltag und religiösen Leben von Jüdinnen
und Juden ebenso wie über Ausgrenzung und Verfolgungen – Podcast zum
Festjahr „2021. Jüdisches Leben in Deutschland“

Die Erinnerung an die eigene Geschichte, wie sie im bundesweiten Festjahr
„1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ gepflegt wird, ist
Judaistinnen zufolge seit jeher Bestandteil jüdischen Lebens. „Die
jüdische Kultur hatte immer ein enges Verhältnis zur eigenen Geschichte –
nicht erst seit der Shoah – und definiert sich stark über ihr kollektives
Gedächtnis“, sagen die Judaistinnen Prof. Dr. Regina Grundmann und Prof.
Dr. Katrin Kogman-Appel vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der
Uni Münster zum Start der Podcastreihe „Zugehörig oder ausgegrenzt? 1.700
Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ des Exzellenzclusters. Mit
Kolleginnen und Kollegen ihres Faches sowie der Geschichte und Theologie
erzählen sie jüdisches Leben in Deutschland an ausgewählten Fallbeispielen
von der Ersterwähnung in der Spätantike bis in die Gegenwart – auf Basis
ihrer Forschungsarbeiten und ausgehend von vielfältigen Bildquellen: vom
Gesetzerlass Kaiser Konstantins von 321 über reich verzierte Bücher der
jüdischen Liturgie des Mittelalters und  Urlaubsfotos jüdischer
Bäderkultur im frühen 20. Jahrhundert auf Norderney bis zum „Centralverein
deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ in den ersten Jahren der NS-
Diktatur und dem Gedenken an die Shoah heute.

„Wir berichten im Podcast vom jüdischen Leben in Deutschland in seiner
ganzen Fülle, ohne Antijudaismus, Antisemitismus und Verfolgung im Lauf
der Jahrhunderte auszuklammern oder falsche Kontinuitäten über die Zeit zu
konstruieren“, so die Judaistinnen Grundmann und Kogman-Appel. Ein
differenzierteres Bild ergebe sich erst in der jüngeren Forschung, so
Humboldt-Professorin Kogman-Appel, „wenn jenseits einer lakrimosen
Geschichtsschreibung, die jüdisches Leben vor allem als Ausgrenzung
beschreibt, auch Zugehörigkeiten zur Mehrheitsgesellschaft aufgezeigt
werden. Darauf legen wir das Augenmerk im Themenjahr ‚Zugehörigkeit und
Abgrenzung‘ des Exzellenzclusters – auch in unserer Podcastreihe, die Teil
des Festjahrs ‚1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland‘ ist.“ Der
Podcast wirft thematische Schlaglichter sowohl auf blühendes jüdisches
Leben in verschiedenen Perioden als auch auf immer wieder auftretende
Spannungen mit der Mehrheitsgesellschaft bis hin zu Ausgrenzung und
Verfolgung.

Wöchentliche Podcast-Folgen von der Antike bis in die Gegenwart
Das Leben von Jüdinnen und Juden etwa im Mittelalter habe sich nicht in
Isolation abgespielt, wie manche bis heute meinten, unterstreicht Kogman-
Appel: „Bei allem, was Jüdinnen und Juden von ihrem Umfeld unterschied,
lebten sie recht eng mit Christinnen und Christen zusammen. Das galt auch
für Politik und Handel. Auch in Kleidung und Sprache, dem Jiddischen,
bestand viel Nähe,“ Abgrenzungen seien auch von Jüdinnen und Juden
ausgegangen: „Ein Ziel jüdischer Gemeinderituale war es, sich vom
christlichen Umfeld abzugrenzen, die eigene Identität zu definieren und
den Zusammenhalt der Gruppe über Jahrhunderte sicherzustellen.“ (sca/vvm)

Programm Podcastreihe „Zugehörig oder ausgegrenzt?“

Die etwa zwölfminütigen Folgen erscheinen wöchentlich auf Spotify, Deezer,
Apple Podcasts, auf www.religion-und-politik.de, Twitter
(@religionpolitik) und Instagram (@religionundpolitik).

Lutz Doering, Spuren jüdischen Lebens in Deutschland und dem nordalpinen
Raum in der Spätantike. Was erzählen uns die ersten Belege wie das Edikt
von 321 darüber?

Katrin Kogman-Appel, Wie lässt sich jüdisches religiöses Leben im
Mittelalter erforschen? Ein Feiertagsgebetbuch aus Köln

Rainer Barzen, „Gedenke Oh Herr Deiner Heiligen Gemeinde“. Wie erinnerten
sich Juden ihrer Toten und Märtyrer im mittelalterlichen Deutschland?“

Regina Grundmann, Neue Formen jüdischen Selbstverständnisses: Die jüdische
Aufklärung in Deutschland

Olaf Blaschke, Antisemitische Feindbilder im Katholizismus: Zum Verhältnis
von Christen und Juden

Lisa Bachmann, In der Sommerfrische. Vielfalt Jüdischen Lebens im
Nordseebad Norderney im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Martin Herholz, Die deutsch-jüdische Presse in der Weimarer Republik

Regina Grundmann, „Selbstverteidigung im vollen Lichte der
Oeffentlichkeit“ – Die Abwehrtätigkeit des Centralvereins deutscher
Staatsbürger jüdischen Glaubens (1893 – 1938)

Walter Schiffer, Erinnerung an die Shoah heute