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Greifswalder Forscherteam findet die Ursache für die Entstehung von
Sinusthrombosen und leistet einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis von
Impfkomplikationen durch AstraZeneca-Vakzin

Berlin, den 13.10.2021 – Der diesjährige Virchowpreis des
Aktionsbündnisses Thrombose geht an Prof. Andreas Greinacher, Leiter der
Abteilung Transfusionsmedizin am Institut für Immunologie und
Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Greifswald. Er erhält den mit
2.500 Euro dotierten Preis für seine Entdeckung des „VITT-Syndroms – der
Vakzine-induzierten immunogenen thrombotischen Thrombozytopenie (VITT)“.

Es beschreibt einen Mechanismus, der an eine Heparin-induzierte
Thrombozytopenie mit Antikörperbildung gegen Plättchenfaktor 4 (PF4)
erinnert, aber mit dieser nicht identisch ist. Die Greifswalder
Untersuchungen zeigen, dass ein Eiweiß von Blutplättchen, der
Plättchenfaktor 4 (PF4), mit Bestandteilen des Impfstoffs interagiert. Das
dadurch veränderte PF4 wird von Antikörper-bildenden Zellen des
Immunsystems erkannt und diese Zellen beginnen dann, Antikörper gegen das
körpereigene Eiweiß zu bilden. Die Folge: In einigen seltenen Fälle kam es
zu Verklumpungen im Blut der Geimpften und löste eine Hirnvenenthrombose
aus.

Die Wissenschaftler präsentierten parallel zu dem Forschungsergebnis die
medizinisch-positive Nachricht: Die Antikörper verschwinden innerhalb von
drei Monaten. Die Betroffenen können gefahrlos ein zweites Mal geimpft
werden, ohne dass die Antikörper wieder gebildet werden und diese eine
gefährliche Sinusthrombose fürchten müssen.

Die prämierte Arbeit wurde Anfang April 2021 im New England Journal of
Medicine veröffentlicht, nur zwei Wochen nachdem die ersten Patienten mit
VITT beobachtet wurden. Dies zeigt die Schnelligkeit, mit der die
Greifswalder Arbeitsgruppe das Problem gelöst hat. Folgeergebnisse der
Arbeitsgruppe von Andreas Greinacher wurden in der Zwischenzeit in zwei
weiteren Arbeiten im New England Journal of Medicine veröffentlicht und in
der letzten Woche eine zusammenfassende Arbeit mit der Aufklärung des
Pathomechanismus in der Zeitschrift Blood.

Mit der Entdeckung des „VITT-Syndroms“ und den Folgeergebnissen konnten
schwere Komplikationsraten um mehr als 90 Prozent gesenkt werden. Das
Forschungsergebnis ist insbesondere für Länder von Relevanz, die
ausschließlich über den AstraZeneca-Impfstoff verfügen.

Prof. Rupert Bauersachs, Wissenschaftlicher Leiter des Aktionsbündnisses
Thrombose: „Die Leistung von Prof. Greinacher und seinem Team ist von
außerordentlicher Bedeutung inmitten der Pandemie, in der wir uns noch
befinden. Sie trägt zum medizinischen Verständnis von thrombotischen
Ereignissen unter Einwirkung eines Vektorimpfstoffes bei und hat einen
fundamental wichtigen Beitrag zur Aufklärung von Impfrisiken geleistet.“

Über den Virchowpreis
Der Virchowpreis wird seit 2015 vergeben. Ziel des Preises ist es, eine
höhere Wahrnehmung für Thrombose sowie der Lungenembolie, ihren
Komplikationen und Folgen sowie für die Möglichkeiten ihrer diagnostischen
Früherkennung zu erzielen. Die öffentliche Wahrnehmung soll in der
Bevölkerung sowie auch in der medizinischen Fachwelt gesteigert werden.
Ausgezeichnet werden Veröffentlichungen, Versorgungsstudien,
Anwendungsunterstützungen, Applikationen und Maßnahmen, die die
Implementierung von Leitlinien unterstützen sowie die Erfassung
epidemiologischer Daten zum Krankheitsbild oder zur Versorgungssituation.
Der Preis wird nicht öffentlich ausgeschrieben. Die Auszeichnung erfolgt
einmal im Jahr zum Welt-Thrombose-Tag – immer am 13.Oktober.

Über das Aktionsbündnis Thrombose
Das Aktionsbündnis Thrombose wurde 2014 von der Deutschen Gesellschaft für
Angiologie e.V. (DGA) ins Leben gerufen. Dem Bündnis gehören heute
führende Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie,
die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung, die Deutsche
Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin sowie die Deutsche
Gefäßliga an. Sie alle engagieren sich gemeinsam mit Partnern aus der
Industrie für mehr Aufklärung über Thrombose und Lungenembolie.