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SFB zur Entwicklung neuartiger Immuntherapien gegen Krebs und chronische
Infektionen geht in die zweite Runde: Der SFB 1292 „Gezielte Beeinflussung
von konvergierenden Mechanismen ineffizienter Immunität bei
Tumorerkrankungen und chronischen Infektionen“ wird für weitere vier Jahre
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Der 2018 am
Forschungszentrum für Immuntherapie (FZI) der Universitätsmedizin Mainz
eingerichtete SFB erhält eine Fördersumme in Höhe von rund 13 Mio. Euro.
Mit Hilfe der Forschungserkenntnisse sollen neue immuntherapeutische
Ansätze gegen Krebserkrankungen und chronische Infektionen, wie z. B. die
Herpesviruserkrankung Zytomegalie, entwickelt werden.

Ein intaktes Immunsystem kann entartete Zellen (Tumorzellen) sowie von
außen eindringende Krankheitserreger (Pathogene) erkennen und erfolgreich
bekämpfen. Sowohl Tumorzellen als auch eindringende Pathogene sind jedoch
in der Lage, den ausgefeilten Schutzmechanismen der körpereigenen Abwehr
zu entgehen. Diese sogenannten Immunevasionsstrategien können dazu führen,
dass bei den Betroffenen eine Krebserkrankung entsteht oder dass sich eine
chronische Infektion manifestiert.

Zentrales Ziel des interdisziplinären SFB 1292 ist es, die
krankheitsspezifischen Mechanismen zu entschlüsseln, die für eine
Fehlfunktion des Immunsystems bei der Tumorbekämpfung und bei der
Infektabwehr verantwortlich sind. „Wir haben zunächst untersucht, welche
Gemeinsamkeiten die Immunevasionsstrategien bei Tumoren und chronischen
Infektionen aufweisen, um mögliche Therapieansätze zu finden“, berichtet
Univ.-Prof. Dr. Hansjörg Schild, Sprecher des SFB 1292 und Direktor des
Instituts für Immunologie an der Universitätsmedizin Mainz.

„Zukünftig wird die Translation, also die Übertragung von der
Grundlagenforschung in humane Modelle und in die klinische Anwendung,
verstärkt im Fokus des SFB 1292 stehen“, erläutert Professor Schild mit
Blick auf die heute von der DFG bewilligte zweite Förderphase.

Vor diesem Hintergrund wird der Anteil klinischer und
anwendungsorientierter Projekte und Teilprojektleiter:innen im SFB 1292
deutlich erhöht. Neben der Mainzer Univ.-Prof. Dr. Özlem Türeci, CMO
BioNTech, wird sich unter anderem auch die Frankfurter Virologin Prof. Dr.
Sandra Ciesek mit einem Teilprojekt an dem Sonderforschungsbereich
beteiligen.

Einen weiteren Schwerpunkt wird die Rücktranslation bilden. Gemeinsam mit
dem Universitären Centrum für Tumorerkrankungen der Universitätsmedizin
Mainz (UCT Mainz) wurde hierfür bereits in der ersten Förderperiode ein
immun-onkologisches Board eingerichtet. Ziel ist es, anhand von Daten aus
den interdisziplinären Fallbesprechungen die immunologischen Hintergründe
zu erforschen, die zu einem unzureichenden Therapieansprechen führen
können. „Damit ist der SFB 1292 ein essentieller Baustein in der
immuntherapeutischen Forschung hier am Standort und bildet eine wichtige
Grundlage zur Entwicklung personalisierter Therapieansätze“, erklärt
Univ.-Prof. Dr. Tobias Bopp, Sprecher des Forschungszentrums für
Immuntherapie und Ko-Direktor des Instituts für Immunologie an der
Universitätsmedizin Mainz.

„Die Entscheidung der DFG, die Förderung für den SFB 1292 zu verlängern,
unterstreicht die herausragende Bedeutung der Forschungsleistungen unserer
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich der Immunologie und
der Translationalen Medizin und bestätigt erneut unsere wissenschaftliche
Schwerpunktsetzung. Ich gratuliere allen Beteiligten des SFB 1292 und
wünsche ihnen für die Fortführung ihrer exzellenten Forschungsarbeit in
der nun anstehenden zweiten Förderperiode weiterhin viel Erfolg“, betont
der Wissenschaftliche Vorstand und Dekan der Universitätsmedizin Mainz,
Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann.

Die Ergebnisse aus den verschiedenen Teilprojekten des SFB 1292 wurden in
renommierten Fachzeitschriften wie Nature, Science und New England Journal
of Medicine (NEJM) veröffentlicht. Darüber hinaus haben die beteiligten
Wissenschaftler:innen in der ersten Förderperiode neun Patente
eingereicht. Sie zielen zum einen darauf ab, bestimmte Tumor- oder
Infektionserkrankungen leichter zu erkennen. Zum anderen sollen sie dazu
dienen, die Erfolgschancen für bestehende Therapien zu erhöhen, neue
Wirkstoffe zu etablieren oder wissenschaftliche Methoden zu optimieren.

Ein weiteres Beispiel für den erfolgreichen Technologietransfer ist das
aus einem Teilprojekt des SFB 1292 unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr.
Krishnaraj Rajalingam hervorgegangene Spin-Off KHR Biotech GmbH. Die
Ausgründung des Biopharma-Unternehmens verfolgt das Ziel, auf Basis der
bereits patentierten Forschungserfolge über das Proto-Onkogen Ras
innovative therapeutische Werkzeuge gegen Krebserkrankungen zu entwickeln.

Dass die Immunolog:innen der Universitätsmedizin Mainz zu den Besten ihrer
Disziplin gehören, zeigen die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse des
internationalen, forschungsorientierten Hochschulrankings U.S. News Best
Global Universities Ranking: Die Mainzer Immunologie zählt auf nationaler
Ebene zu den Top Ten. International belegt sie in mehreren
Wertungskategorien einen Platz in den Top 20 von insgesamt 250 gerankten
Hochschulen.

Der SFB 1292 vereint die Expertise führender Mainzer Wissenschaftler:innen
auf dem Gebiet der Infektions- und Krebsforschung. Darüber hinaus sind
Forscher:innen von der Goethe-Universität, dem Georg-Speyer-Haus (beides
in Frankfurt am Main), dem Paul-Ehrlich-Institut in Langen, der Charité in
Berlin, der Uniklinik Köln und der TU Dresden an dem SFB-Forschungsprojekt
beteiligt.

Sonderforschungsbereiche ermöglichen die Bearbeitung innovativer,
anspruchsvoller und langfristig konzipierter Forschungsvorhaben im Verbund
und sollen damit der Schwerpunkt- und Strukturbildung an den
antragstellenden Hochschulen dienen. Sie werden maximal zwölf Jahre von
der DFG gefördert.

Bildunterschrift: Zentrales Ziel des SFB (Collaborative Research Center,
CRC) 1292 ist es, die krankheitsspezifischen Mechanismen zu entschlüsseln,
die für eine Fehlfunktion des Immunsystems bei der Tumorbekämpfung und bei
der Infektabwehr verantwortlich sind.