Pin It
Blick auf den Jenaer Marktplatz im Jahr 2000, wie er im Projekt Jena4D dargestellt wird.  Projekt Jena4D/Uni Jena
Blick auf den Jenaer Marktplatz im Jahr 2000, wie er im Projekt Jena4D dargestellt wird. Projekt Jena4D/Uni Jena

Durch die Jenaer Innenstadt spazieren und dabei auf dem Smartphone sehen,
wie diese früher aussah? Jena4D macht diese Zeitreise bald möglich. Ein
neues Projekt will Bürgerinnen und Bürger für die Stadtgeschichte
begeistern und zum Erinnern und Teilen historischer Fotografien einladen.
Dabei soll auch eine umfangreiche digitale Wissenssammlung entstehen.

Gerade startet das Projekt Jena4D unter der Leitung von Dr. Andreas
Christoph von der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
(ThULB) und Prof. Dr. Sander Münster von der Juniorprofessur für Digital
Humanities der Universität Jena. „Wir freuen uns sehr darauf, im Rahmen
dieses Projektes und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt
das historische Jena, seine Geschichte und Geschichten digital sichtbar zu
machen“, sagt dazu Prof. Münster.

Das einjährige Projekt wird im Rahmen von „dive in“, einem Programm der
Kulturstiftung des Bundes für digitale Interaktionen, mit rund 200.000
Euro gefördert. Mit „dive in“ sollen Kulturinstitutionen unterstützt
werden, mit innovativen digitalen Dialog- und Austauschformaten auf die
aktuelle pandemiebedingte Situation zu reagieren. Dabei sollen innovative
Ideen und Formate zur digitalen Vermittlung umgesetzt werden.

Historische Stadtgeschichte für alle

Jena4D erweitert eine bereits bestehende Browseranwendung zur 4D-
Darstellung der gesamten Innenstadt und setzt auf die Mitarbeit der
Bürgerinnen und Bürger. Historische Fotografien aus Archiven und Museen
aber auch vom privaten Dachboden der Bürger und Bürgerinnen werden mit
Anekdoten und Geschichten verknüpft. Außerdem können die Teilnehmenden
digitale Stadtrundgänge erstellen und mitgestalten.

Dabei entsteht Stück für Stück ein digitales 4D-Geschichtsbuch für
Touristinnen und Touristen, Zeitzeugen und kommende Generationen. Alle
Interessierten setzen sich mit ihrer Stadtgeschichte auseinander und
entwickeln ein kollektives Stadtgedächtnis.

Dafür sind zahlreiche Veranstaltungen geplant, die zur weiteren
Auseinandersetzung mit der eigenen Stadtgeschichte einladen. Schülerinnen
und Schüler erstellen im Rahmen von Projektwochen Stadtrundgänge für
andere Kinder. In einem öffentlichen Wettbewerb teilen die interessierten
Stadtbewohner online historische Fotografien und Stadterinnerungen über
die Webplattform und auf Social Media.

Die Stadt erleben und lernen

Jena4D macht Stadtgeschichte durch eine Digitalanwendung erlebbar, die
nach dem Prinzip von 3D-Spielen intuitiv bedienbar ist. Das
Stadtgeschichtsbuch soll unterschiedliche Generationen ansprechen und
besonders junge Menschen für Kultur und Geschichte begeistern. “Jena4D ist
eine neue Form der aktiven Beteiligung an Digitalisierungsprojekten der
ThULB und bietet Möglichkeiten der Partizipation für alle Altersgruppen –
im Analogen mit dem Fotohandy vor Ort und über Social Media und Co. auch
im Digitalen”, sagt Dr. Andreas Christoph, der die Abteilung Digitales
Kultur- und Sammlungsmanagement an der ThULB Jena leitet. Auch andere
lokale Kulturinstitutionen werden die Anwendung zur Wissensvermittlung
nutzen können. Das Projekt hat nach Auffassung der Beteiligten das
Potenzial, auch auf andere Thüringer Städte ausgeweitet zu werden. Warum
nicht auch das historische Weimar oder die Landeshauptstadt Erfurt
durchstreifen?

Dabei möchte das Projekt die lebendige Stadtgeschichte Jenas nicht nur
regional und national, sondern auch international sichtbar machen. Die
Inhalte des Projekts werden in offenen Wissensdatenbanken, wie der
virtuellen Bibliothek Europeana oder der Time Machine-Organisation
zugänglich gemacht. Das stützt den europäischen Gedanken und öffnet den
Stadtraum Jena weltweit: „Mit dem 4D-Geschichtsbuch setzt Jena
einzigartige Akzente der Teilhabe an Stadtgeschichte und
Stadtgeschichten“, sagt Prof. Sander Münster.

Unterstützt wird das Projekt u. a. durch die Time Machine Organisation,
die EU S3-Partnerschaft für Virtual and Smart CulturalTourism, die Stadt
Jena und die Ostthüringer Zeitung.