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Podium mit IASS-Gründungsdirektor Klaus Töpfer (2 v.l.).  David Ausserhofer  IASS/ David Ausserhofer
Podium mit IASS-Gründungsdirektor Klaus Töpfer (2 v.l.). David Ausserhofer IASS/

Mit einem Festakt unter dem Motto „zehn plus zwei“ wurde die Gründung des
Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam
und seine Aufnahme in die Helmholtz-Gemeinschaft zum kommenden Jahr
gefeiert. Aufgrund der Pandemie war es vor zwei Jahren nicht möglich, das
zehnjährige Jubiläum des Instituts zu begehen. Der Präsident des
Umweltbundesamtes Dirk Messner hielt die Festrede und als Ehrengast war
Gründungsdirektor Klaus Töpfer zugegen. Die Veranstaltung endete mit einer
Würdigung des Direktors Ortwin Renn, der zum Jahresende in den Ruhestand
tritt.

Rund 200 Gäste waren der Einladung in die Schinkelhalle in Potsdams
Schiffbauergasse gefolgt, wo die Belegschaft des Institute for Advanced
Sustainability Studies e.V. ihre Jubiläumsfeier beging. Zugleich konnte
bei der Feier eine erfolgreiche durchgeführte Evaluierung durch den
Wissenschaftsrat und die Integration in die Helmholtz-Gemeinschaft
inklusive Einbindung des IASS in das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches
GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam gefeiert werden. Ab dem 1. Januar
2023 wird das Institut unter dem neuen Namen „Forschungsinstitut für
Nachhaltigkeit – Helmholtz-Zentrum Potsdam“ laufen.

Direktor Mark Lawrence begrüßte die Gäste aus Kommunen, Verwaltung,
Zivilgesellschaft, Politik und Wissenschaft, die nicht nur aus
Deutschland, sondern auch international angereist seien. Zudem sei
erfreulich und ein Zeichen des Erfolgs, dass frühere Mitarbeitende nun in
den verschiedensten Stellen arbeiten, inklusive in Universitäten und in
der Bundesregierung – oder aber auch als Mitgründerin eines Ökodorfs in
Spanien. Auch Gründungsdirektor Klaus Töpfer sprach von einem großen
Erfolg, „dass die Mitarbeitenden des IASS woanders sehr gefragt sind.“

Freiheit des Denkens bewahren

Karin Lochte, Vorsitzende der IASS-Mitgliederversammlung und per Video
zugeschaltet, lobte den einzigartigen Spirit und Enthusiasmus der
Belegschaft des Instituts: „Und nun ist das Institut lebenstüchtig
geworden und hat eine Mission, die einmalig ist in Deutschland.“ Lochte
verglich das IASS aufgrund seiner zwölf Bestandsjahre mit einem Teenager,
der „sich hoffentlich in seinen neuen Partner verliebt - und viele weitere
gute Freunde findet.“ Sie wünsche sich, dass die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler sich „die Freiheit des Denkens bewahren; die Möglichkeit,
schwierige Ideen zu entwickeln, die nicht mit einer Erfolgsgarantie
ausgezeichnet sind, weil dies ein Asset für alle – und auch die Helmholtz-
Gemeinschaft ist.“

IASS-Gründungsmitglied Ernst Rietschel blickte in seinen Grußworten zurück
auf die Jahre von der Idee bis zur Gründung des Instituts. Mit dem
Potsdam-Memorandum „Global Sustainability – A Nobel Cause“ sei vor 15
Jahren ein wichtiger Impuls für die Gründung des IASS gegeben worden.
Seither hätten alle so schwer daran mitgewirkt, „ein eigenes Profil zu
erarbeiten und im internationalen Wettbewerb zu bestehen.“ Ein so
attraktiver Partner sei begehrt, jedoch müsse die Eigenständigkeit und das
Profil des Instituts unbedingt bewahrt werden. Ähnlich sah es
Staatssekretär Tobias Dünow, der stellvertretend für Brandenburgs
Wissenschaftsministerin Manja Schüle am Jubiläum teilnahm: Er wünsche
sich, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler per se „nicht
dienlich“ seien im Sinne von „Akzeptanzbeschaffungsmaschinen“, sondern:
„Die Aufgabe ist zu gucken, wie bekomme ich andere Perspektiven mit ins
Bild, wie kann ich eher Neues bringen als Altes zu bestätigen?“

Messner: „Flaggschiff der Nachhaltigkeitsszene“

In seiner Festrede lobte Dirk Messner vom UBA: „Dem Institut ist es
gelungen, in nur zehn bis fünfzehn Jahren ein Flaggschiff der deutschen
Nachhaltigkeitsszene zu werden.“ Wie seine Vorredner hob auch er den
eigenständigen Ansatz zu transdisziplinärer Arbeit hervor und, dass die
Imperative des Anthropozäns ernst genommen würden. „Nur mit einer
Transformation im demokratischen Rahmen seien die großen Herausforderungen
zu meistern“, sagte der UBA-Präsident, wofür das IASS stehe. Er ortete
vier große „Headaches“, die es für die Menschheit in wenigen Jahren zu
bewältigen gebe: die globale Urbanisierung, China und Indien, die in
nicht-nachhaltige Pfadabhängigkeiten gerieten, negative Emissionen und zu
wenig Engagement der Industrieländer für den Globalen Süden.

Nachhaltigkeitsforschung – ein Privileg

Teil der Jubiläumsveranstaltung war zudem die Verabschiedung des
langjährigen wissenschaftlichen Direktors Ortwin Renn, welcher zum Ende
des Jahres in den Ruhestand geht und maßgeblich am Gelingen der
Evaluierung des Instituts durch den Wissenschaftsrat beteiligt war. Er gab
zu, beruhigt zu sein, dass das Schiff IASS an sämtlichen Klippen
vorbeinavigiert und nun in ruhigeres Fahrwasser kommt. „Allerdings kommt
ein Schiff ohne Crew keinen Meter weit“, sagte Renn – all das wäre ohne
diese engagierte Crew niemals möglich gewesen. Zum Abschluss gab er der
IASS-Crew mit auf den Weg: „Es ist ein Privileg, dass wir in einem Land
leben, in dem wir es uns leisten können, über Nachhaltigkeit nachdenken
und forschen zu dürfen – deshalb ist es zugleich auch eine Verpflichtung.“
Er zeigte auf seine Enkelin: „Und ihr wird all Eure Arbeit zugutekommen.“

Was passiert am „Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit“?

Das Institut soll Entwicklungspfade für die globale Transformation zu
einer nachhaltigen Gesellschaft aufzeigen und unterstützen. Es wird von
Bund und Land in diesem Jahr mit rund neun Millionen Euro gefördert. Es
folgt einem transdisziplinären, dialogorientierten Ansatz, um gemeinsam
mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Lösungen zu entwickeln. Zentrale
Forschungsthemen sind unter anderem die Energiewende, der Klimawandel und
Luftverschmutzung, der soziotechnische Wandel, aber auch Governance und
Partizipation. Nach zwei Phasen der Projektförderung wird das IASS ab 2023
als Teil der Helmholtz-Gemeinschaft, Eingebunden ins Geoforschungszentrum
GFZ Potsdam, seine transformative Forschung dauerhaft fortsetzen können –
dann als das „Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit“.