Pin It

Die HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft Berlin
unternimmt am
17.06.2023 auf der Langen Nacht der Wissenschaften ein neuartiges,
sozialpsychologisches
Experiment: Erstmals sollen positive Wirkungen einer medialen Exposition
auf Menschen in
Echtzeit gemessen werden.

Die Wirkung von sozialen Medien auf die Selbstwahrnehmung von
(insbesondere jungen)
Menschen wurde vielfach wissenschaftlich nachgewiesen. Erkenntnisse
betreffen vor allem die schädlichen Aspekte sozialer Medien. Es ist
gesichert, dass ein extensiver Konsum solcher medialen Angebote ein hohes
Risiko darstellt und die Entwicklung eines gesunden, positiven und
realistischen Selbstbildes behindern kann. Dies gilt insbesondere, wenn zu
dem übermäßigen Konsum weitere Risikofaktoren hinzukommen: die
Konfrontation mit abwertenden oder Hasskommentaren, eine gering
ausgeprägte Medienkompetenz, ein geringer Bildungsgrad und verschiedene
andere Faktoren.
Es gibt jedoch auch potenziell positive Wirkungen des Konsums von sozialen
Medien. Diese wurden in der Wissenschaft vergleichsweise wenig untersucht.
Das überrascht, wenn man bedenkt, dass die sozialen Medien einen immer
breiteren Raum im Leben von immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft
einnehmen.
Neben pathologischen Effekten sollten daher auch psychologisch
unterstützende Wirkungen untersucht werden.
Dieser Aspekt steht im Mittelpunkt des Experiments.
Dazu werden freiwillige Versuchspersonen mit einer nicht alltäglichen
Herausforderung konfrontiert: Sie werden in einem abgedunkelten
Medienlabor live einem
"Mediengewitter" ausgesetzt. Fünf über Monitore zugeschaltete
"Medienpartner" simulieren ein mediales Netzwerk, das die Versuchsperson
live beobachtet. (Die Mitglieder des "Netzwerks" sehen also die im
Medienlabor anwesende Versuchsperson.) In dem experimentellen Setting
beginnen die Mitglieder des Netzwerks sofort damit, die
Versuchsperson mit realen, auf die individuelle Versuchsperson
zugeschnittenen
Kommentaren zu überschütten. Die Versuchsperson hört diese Kommentare über
die eigene Person, hat aber keine Möglichkeit, darauf Einfluss zu nehmen.
Im Kontext unseres Experiments und zum Schutz unserer Versuchspersonen
sorgen wir dafür, dass die Kommentare positiver Natur sind – ein
sogenannter "Candystorm".

Unmittelbar vor und nach dem Candystorm werden die Persönlichkeitsstruktur
und die
Selbstwahrnehmung der Versuchsperson über standardisierte Fragebögen
getestet.

Als Forschungsfrage soll der psychologische Versuch klären, ob sich die
Selbstwahrnehmung durch den medialen Einfluss positiv manipulieren lässt.
Darüber hinaus wird auch einen medienpädagogischen Effekt erwartet: Die
Teilnehmer:innen werden für die enorme psychologische Wucht solcher
medialer Rückmeldungen sensibilisiert.
Das Experiment soll Erkenntnisse darüber liefern, welche Formen der
medialen
Rückmeldungen die psychologische Resilienz (Abwehrkraft) von Social-Media-
Nutzer:innen gegenüber abwertenden und Hasskommentaren stärken kann.

Interessierte Medienvertreter:innen sind herzlich eingeladen, an der
Veranstaltung teilzunehmen und darüber zu berichten.