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Eine drei Monate alte Steinkoralle (Acropora millepora) im Aquarium  Samuel Nietzer
Eine drei Monate alte Steinkoralle (Acropora millepora) im Aquarium Samuel Nietzer

Das Start-up SciReef will nachhaltige Korallenzucht wirtschaftlich
rentabel machen und Wildkorallen besser schützen. Entstanden ist das
Vorhaben aus der Forschungstätigkeit von Dr. Samuel Nietzer und Dr. Mareen
Möller in der Arbeitsgruppe Umweltbiochemie am Wilhelmshavener Standort
des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres der Universität
Oldenburg. SciReef erhält eine „EXIST-Forschungstransfer“-Förderung des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sowie des
Europäischen Sozialfonds (ESF Plus) in Höhe von insgesamt rund 920.000
Euro.

Korallen auf sexuelle Weise zu züchten, den Korallenhandel nachhaltiger zu
machen und so einen Beitrag zum Schutz der Korallenriffe zu leisten: Das
sind die Ziele des Start-ups SciReef, das aus einem
Forschungstransferprojekt hervorgehen wird. Entstanden ist das Vorhaben
aus der Forschungstätigkeit von Dr. Samuel Nietzer und Dr. Mareen Möller
in der Arbeitsgruppe Umweltbiochemie am Wilhelmshavener Standort des
Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität
Oldenburg. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und
der Europäische Sozialfonds (ESF Plus) unterstützen die innovative
Unternehmensgründung in den kommenden zwei Jahren mit einer „EXIST-
Forschungstransfer“-Förderung in Höhe von insgesamt rund 920.000 Euro. Als
wissenschaftlicher Mentor begleitet Prof. Dr. Peter Schupp, Professor für
Umweltbiochemie am ICBM, das Start-up. Unterstützung erhält es auch vom
Gründungs- und Innovationszentrum (GIZ) der Universität. Die Forschenden
kooperieren zudem mit der Tropic Marin AG aus Hünenberg (Schweiz).

„Wir freuen uns sehr über die Förderung und hoffen, ein zukunftsfähiges
Unternehmen aufbauen zu können, das einen Beitrag zum Schutz wildlebender
Korallen leisten wird“, sagt Nietzer, der künftige Geschäftsführer von
SciReef. Neben den Personalmitteln für die drei wissenschaftlichen
Mitarbeitenden und eine kaufmännische Angestellte enthält die Förderung
rund 250.000 Euro für Sachmittel wie Chemikalien, Geräte und
Verbrauchsmittel. Mit dem EXIST-Programm fördert das BMWK innovative,
nachhaltige und technisch risikoreiche Ausgründungen an Universitäten und
anderen Forschungseinrichtungen.

Das Ziel von SciReef ist es, Steinkorallen auf natürliche Weise
geschlechtlich zu vermehren und die Jungkorallen in Aquarien aufzuziehen.
Dies ist bislang auf kommerzieller Ebene nicht möglich, sodass der Handel
aktuell noch von Fragmentierung und Wildentnahmen abhängig ist, was lokal
ein Problem für Riffe darstellen kann. Gelingt das Vorhaben, könnte der
globale Korallenhandel ökologisch deutlich nachhaltiger und unabhängiger
von Wildentnahmen werden. Um die Riffe zu schützen, haben viele Staaten
zudem inzwischen Exportbeschränkungen erlassen, die zusammen mit den
gestiegenen Logistikpreisen den Korallenhandel deutlich verteuern.
Weiterer Vorteil der sexuellen Vermehrung ist es, dass Korallen mit
bestimmten Eigenschaften gezüchtet werden können – etwa neue
Farbvarianten, die in der Natur nicht vorkommen.

Die Forschenden werden dabei auf den von ihnen erarbeiteten Grundlagen
aufbauen. Einige Jahre zuvor war es dem Team deutschlandweit erstmals
gelungen, Steinkorallen im Labor geschlechtlich zu vermehren. Diese
Jungkorallen sind gegenüber Aquarienbedingungen deutlich
widerstandsfähiger als solche, die bei der bisher gängigen Methode der
Fragmentierung – dem Zerteilen einer großen Koralle in mehrere kleinere –
erzeugt werden.

Ein kritischer Punkt der von SciReef angestrebten neuen Produktionsmethode
ist, die Ansiedlung der freischwimmenden Korallenlarven auf einem festen
Untergrund zu verbessern. Die Expert*innen wollen dafür chemische
Verbindungen nutzen, die die Ansiedlung der Larven auf speziellen
künstlichen Substraten auslösen. Eine solche Verbindung wurde von der
Arbeitsgruppe Umweltbiochemie in den letzten 15 Jahren isoliert und
identifiziert.

Ebenso entscheidend wird es sein, die weitere Aufzucht der sehr
empfindlichen Korallen zu verbessern. Dazu optimiert SciReef etwa das
Futter, die Beleuchtung sowie die Wasserchemie in den Aquarien und beimpft
die Jungkorallen mit speziellen Mikroalgen, um die Überlebensraten zu
verbessern.