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Auf der Konferenz zur Dekade der
Meeresforschung für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen
diskutierten mehr als 1500 Aktive aus aller Welt in der spanischen
Küstenstadt Barcelona Prioritäten für ihre zukünftige Zusammenarbeit. Das
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel trug vor Ort wichtige
Forschungsinhalte bei. Die Delegation um Direktorin Professorin Dr. Katja
Matthes stellte verschiedene Projekte mit Bezug zur Ozeandekade vor und
baute seine Netzwerke aus. Besonders groß war das Interesse am
Forschungsvorhaben FUTURO zur Zukunft der Auftriebsgebiete im tropischen
Atlantischen Ozean.

Drei Jahre nach Beginn der Dekade der Meeresforschung für Nachhaltige
Entwicklung der Vereinten Nationen zogen mehr als 1500 Beteiligte aus
Wissenschaft, Politik, Nicht-Regierungsorganisationen, Wirtschaft,
Zivilgesellschaft und Einrichtungen der Vereinten Nationen jetzt auf einer
Konferenz in der spanischen Küstenstadt Barcelona eine erste Bilanz. Die
Abschlusserklärung hob den Bedarf an angemessener Infrastruktur, globaler
Ozeanbeobachtung und eines gleichberechtigen Zugangs zu Daten, gemeinsamer
Wissensproduktion und allgemeiner Zurverfügungstellung wissenschaftlicher
Erkenntnisse hervor. Zudem wurde die Notwendigkeit betont, diese
Prioritäten in die regionale und nationale Arbeit einfließen zu lassen.
Ein besonderes Augenmerk soll auf weniger entwickelten Ländern und
unterrepräsentierten gesellschaftlichen Gruppen liegen.

Vor Ort beteiligt war eine achtköpfige Delegation des GEOMAR Helmholtz-
Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Die Gruppe um Direktorin Professorin Dr.
Katja Matthes brachte sich in zahlreiche Veranstaltungen auf der Konferenz
ein und erweiterte ihre internationalen Netzwerke.

Das GEOMAR leitet die Ozeandekaden-Programme „Global Ocean Oxygen Decade“
(GOOD) zu Sauerstoff-Verlust im Ozean und „Digital Twins of the Ocean“
(DITTO) zu digitalen Ozeanzwillingen – Modellen und Visualisierungen,
welche die gesellschaftliche Entscheidungsfindung zur Zukunft des Ozeans
unterstützen. Darüber hinaus ist das Zentrum an verschiedenen Programmen
und Projekten der Dekade beteiligt, die von 2021 bis 2030 läuft.

Die Innovationsplattform „Einen Ozean der Möglichkeiten schaffen“ (Shaping
an Ocean Of Possibilities, SOOP) liefert ebenfalls wichtige Beiträge zu
den Zielen der Ozeandekade: Sie soll nachhaltige Strukturen und
Technologien für Meeresbeobachtung gemeinsam mit gesellschaftlichen
Akteur:innen entwickeln, die globale Nutzbarkeit von Ozeandaten zu
verbessern und somit das Wissen über den Ozean ausbauen.

„Wir sind mit einer breiten Palette an Themen nach Barcelona gereist und
haben zu Veranstaltungen mit Fokus auf einer nachhaltigen global
umfassenden Ozeanbeobachtung ebenso beigetragen wie zur Diskussion über
Möglichkeiten, digitale Ozeanzwillinge – Modelle für die Visualisierung
von Szenarien zur Zukunft des Ozeans – für die gesellschaftliche
Entscheidungsfindung zu nutzen“, berichtet Professorin Matthes. „Die
Konferenz hat uns außerdem darin bestärkt, unser auf Langfristigkeit
ausgelegtes Engagement in Afrika fortzuführen. Das große Interesse an
einer Zusammenarbeit, die Erfahrungen und das umfangreiche Wissen vieler
möglicher neuer Partner aus Afrika haben uns besonders beeindruckt. Dies
spornt uns an, uns weiter für die Forschung zur nachhaltigen Entwicklung
einzusetzen und unser Engagement noch weiter auszubauen. Den Ozean
schützen und nachhaltig nutzen können wir nur in einer gemeinsamen
Anstrengung. Die Ozeandekade schafft die Netzwerke dafür, und wir sind
dankbar, in verschiedenen Kooperationen zum gemeinsamen Fortschritt
beitragen zu dürfen.“

Dank einer seit fast 20 Jahren bestehenden Zusammenarbeit mit
Wissenschaft, Politik und der Gesellschaft in Cabo Verde blickt das GEOMAR
auf ein breites Engagement in der westafrikanischen Region zurück.
Gemeinsam mit dem Instituto do Mar (IMar) und mit Unterstützung des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gründete das GEOMAR
2017 auf der kapverdischen Insel São Vicente das Ocean Science Centre
Mindelo (OSCM) als zentrale Plattform für Feldforschung, Wissensaustausch
und Logistik. In Mindelo wird auch das internationale Masterprogramm
„Climate Change and Marine Sciences“ für junge Forschende aus Westafrika
angeboten. Das BMBF fördert dieses Programm der Universidade Técnica do
Atlântico (UTA), des OSCM und des GEOMAR im Rahmen des West African
Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use (WASCAL).
Diese Vorhaben in der Region sind eng mit den Zielen der Ozeandekade
verknüpft und tragen maßgeblich zu deren Erreichung bei.

Rund um Cabo Verde planen das GEOMAR und seine regionalen Partner derzeit
eine ganzjährige Forschungsmission, die auf der Konferenz in Barcelona
viel Aufmerksamkeit und Interesse erhielt: Das Vorhaben „Die Zukunft der
Auftriebsgebiete im tropischen Atlantischen Ozean“ (Future of Tropical
Upwelling Regions in the Atlantic Ocean, FUTURO) bringt Forschende
unterschiedlichster Disziplinen zusammen, um neue Erkenntnisse zu
Veränderungen in der sowohl global als auch regional wichtigen
Meeresregion zu gewinnen – eine Region, welche bisher für rund ein Viertel
des globalen Fischfangs verantwortlich ist und somit die
Ernährungssicherheit vieler Menschen sichert. Das in FUTURO erzeugte
Wissen soll Entscheidungsträger:innen helfen, ein nachhaltiges Management
für dieses bedeutsame Ökosysteme aufzubauen.

„Wir haben viel positive Rückmeldungen zu FUTURO erhalten und konnten
wichtige Kontakte zu Forschungseinrichtungen und Stiftungen knüpfen, die
sich am Projekt beteiligen möchten“, berichtet Professor Dr. Arne
Körtzinger, wissenschaftlicher Direktor des OSCM und Koordinator von
FUTURO. „Besonders dankbar sind wir für den vertieften Austausch mit der
Taskforce für die Umsetzung der Ozeandekade in Afrika und dem
afrikanischen Zweig der Zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission
zu FUTURO. Bei unserer gemeinsam organisierten Veranstaltung ‘Looking
Seaward: African Oceans and the Ocean Decade Narrative‘ konnten wir auf
der Konferenz richtungsweisende Ideen zur gemeinsamen Definition des
Forschungsbedarfs und zur Einbindung wichtiger Akteur:innen in der Region
diskutieren. Auch für WASCAL haben wir neue Impulse mitgenommen und werden
das Programm weiter an der Vision der Ozeandekade ausrichten.“

Seit 2023 ist die Kontaktstelle des Deutschen Komitees der Ozeandekade am
GEOMAR beheimatet – ein wichtiger Knotenpunkt für nationales und
internationales Engagement in der Ozeandekade. „Mit anderen nationalen
Komitees konnten wir zahlreiche Synergien für die Zusammenarbeit zwischen
den beteiligten Ländern herausarbeiten und neue strategische Anregungen
erhalten“, berichtet Dr. Ulrike Heine, Leiterin der Kontaktstelle am
GEOMAR. „Besonders wichtig erschien hier der inklusive Ansatz und das
Bestreben, junge Akteur:innen wie die Early Career Ocean Professionals
(ECOPs) deutlich stärker als zuvor einzubinden.“