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Die leuchtende Landschnecke Phuphania crossei, die in Thailand beheimatet ist, wurde zum „Internationalen Weichtier des Jahres 2024“ gewählt.  Yuichi Oba
Die leuchtende Landschnecke Phuphania crossei, die in Thailand beheimatet ist, wurde zum „Internationalen Weichtier des Jahres 2024“ gewählt. Yuichi Oba

Eine Landschnecke, die konstant leuchten kann, ist das „Internationale
Weichtier des Jahres 2024“! Der „lebende Leuchtstab“ Phuphania crossei
erhielt bei der öffentlichen Online-Abstimmung die meisten Stimmen. Der
internationale Wettbewerb ging in diesem Jahr in seine vierte Runde,
nachdem er Ende 2020 vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum
Frankfurt, dem LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik
(TBG) und Unitas Malacologica, der internationalen Gesellschaft für
Molluskenforschung, initiiert wurde, um die enorme Artenvielfalt der
Weichtiere bekannter zu machen und für ihren Schutz zu sensibilisieren.

Eine Landschnecke, die konstant leuchten kann, ist das „Internationale
Weichtier des Jahres 2024“! Der „lebende Leuchtstab“ Phuphania crossei
erhielt bei der öffentlichen Online-Abstimmung die meisten Stimmen. Zuvor
hatte sich die Schnecke, gemeinsam mit vier weiteren Weichtier-Arten, als
Finalistin des internationalen Wettbewerbs durchgesetzt. Dieser ging in
diesem Jahr in seine vierte Runde, nachdem er Ende 2020 vom Senckenberg
Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, dem LOEWE-Zentrum für
Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und Unitas Malacologica, der
internationalen Gesellschaft für Molluskenforschung, initiiert wurde, um
die enorme Artenvielfalt der Weichtiere bekannter zu machen und für ihren
Schutz zu sensibilisieren.

Mehr als die Hälfte aller Stimmen konnte die Schnecke aus Thailand
gewinnen und zog damit an zwei weiteren Schnecken-Arten, einer Muschel und
einem kleinen Tintenfisch vorbei. Phuphania crossei ist eine luftatmende
Landschnecke, die nur in den tropischen Wäldern Thailands vorkommt. Ihr
Name leitet sich von den Phu Phan-Bergen im Nordosten des Landes ab. Ihre
Besonderheit: Sie produziert fortwährend biolumineszentes Licht, das
heißt, sie strahlt ein grünliches Licht aus wie ein lebender Leuchtstab.
Dabei erscheint Phuphania crossei auf den ersten Blick wenig spektakulär
mit einem gelblich-braunen Körper und dunkelgrauem Kopf mit „Stielaugen“.
Ihr Gehäuse ist bräunlich mit deutlichen Rippen. Doch bereits bei
Tageslicht und ohne Stimulation ist ihr grünliches Leuchten für das
menschliche Auge sichtbar. Produziert wird es von Leuchtzellen des Fußes
und des Mantels. Die Schnecke ist in der Lage, dieses Leuchten zeitweise
einzustellen.

Phuphania crossei wurde von Dr. Arthit Pholyotha für den Titel
„Internationales Weichtier des Jahres 2024“ nominiert. Er forscht am
Fachbereich Biowissenschaften der Chulalongkorn University in Bangkok,
Thailand, zur Klassifizierung und stammesgeschichtlichen Entwicklung der
südostasiatischen Landschnecken. „Wir kennen einige Weichtiere, die
leuchten können, wie zum Beispiel einige Tintenfische oder Nacktschnecken.
Die meisten Arten mit dieser Eigenschaft leben jedoch im Meer. Daher ist
eine leuchtende Landschnecke etwas Besonderes. Dass Phuphania crossei zu
diesen wenigen Arten zählt, haben wir erst 2023 entdeckt, als wir sie
genauer erforscht haben“, berichtet Pholyotha. Ihre neuen Erkenntnisse
haben der Wissenschaftler und seine Kolleg*innen in der Fachzeitschrift
„Scientific Reports“ veröffentlicht, die zur Gruppe der
„Nature“-Publikationen zählt. Die Forscher*innen konnten auch zeigen, dass
diese Art nach einem Lichtreiz biofluoreszierend leuchtet und unter
ultraviolettem (UV) Licht heller leuchtet. „Nun wollen wir natürlich
herausfinden, welche evolutionären Vorteile diese Eigenschaft den
Landschnecken bringt – denn grundsätzlich müssen Lebewesen viel Energie
aufwenden, um selbst Licht zu erzeugen“, so Pholyotha weiter.

Dabei kann die Analyse des Erbguts helfen: Als Gewinner-Art des
Wettbewerbs erhält die Landschnecke eine vollständige Sequenzierung ihres
Genoms durch das LOEWE-Zentrum TBG. „Da sich die Biolumineszenz unabhängig
voneinander in mehreren Abstammungslinien von Lebewesen entwickelt hat,
kann die Aufschlüsselung des Genoms von Phuphania crossei dazu beitragen,
die geheimnisvolle Welt der leuchtenden Weichtiere zu verstehen, die im
Meer, im Süßwasser oder an Land leben“, erklärt Jurymitglied Dr. Carola
Greve, Laborleiterin am LOEWE-Zentrum TBG. „Die umfassende
Genomsequenzierung dieser Schneckenart wird Einblick in die Prozesse
geben, die hinter der Biolumineszenz stehen.“

Obwohl die Weichtiere nach den Gliederfüßern den zweitgrößten Tierstamm
bilden, ist das Genom bisher nur von relativ wenigen Mollusken-Arten
vollständig sequenziert. Entsprechend wenig ist über die genomischen
Grundlagen der Vielfalt der Arten, ihre Anpassungsfähigkeiten oder die von
ihnen produzierten Naturstoffe bekannt.

Nach dem Aufruf an Wissenschaftler*innen und Laien, interessante
Weichtiere zu nominieren, wählte die Wettbewerbsjury aus den eingegangenen
Vorschlägen unter Berücksichtigung fachlicher Aspekte fünf Arten aus.
Anschließend konnten alle Interessierten vom 13. März bis zum 14. April
2024 online ihre Stimme für eine der fünf Finalisten-Arten abgeben. Von
den insgesamt 6.263 eingegangenen Stimmen aus aller Welt erhielt Phuphania
crossei mit großem Vorsprung die meisten Stimmen – sie wurde 3.279-mal
gewählt. Ihr folgt auf dem zweiten Platz der Gewellte Seeschmetterling
(Clio recurva) mit 1.078 Stimmen. Die Coosa-Flussmuschel (Amblema
elliottii) erhielt 865 Stimmen, die Gepunktete Papierblasenschnecke
(Micromelo undatus) 607 Stimmen. Der Atlantische Kurzkalmar (Lolliguncula
brevis) wurde 434-mal gewählt.

„Auch in diesem Jahr haben sich wieder so viele Interessierte aus der
ganzen Welt an dem Wettbewerb beteiligt, darüber freuen wir uns sehr. Wir
danken sowohl den Forschenden und Weichtier-Liebhaber*innen, die viele
besondere Arten nominiert haben, als auch allen, die für eine der
Finalisten-Arten gestimmt haben“, sagt Prof. Julia Sigwart,
Sektionsleiterin der Abteilung Malakologie am Senckenberg
Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. „Gemeinsam können wir mit
dieser Initiative wieder auf die große Artenvielfalt der Weichtiere
aufmerksam machen und in der Öffentlichkeit Begeisterung für ihre
Eigenschaften wecken. Dies ist auch wichtig, um zum Schutz dieser häufig
unterschätzten Organismen und ihrer Ökosysteme beizutragen“, betont
Sigwart.

Die Wettbewerbsjury zum „Internationalen Weichtier des Jahres 2024“ setzte
sich neben Prof. Dr. Julia Sigwart und Dr. Carola Greve erneut aus Dr.
Tilman Schell, Bioinformatiker des LOEWE-Zentrums TBG, und Prof. Dr.
Yasunori Kano, Mitglied von Unitas Malacologica, der internationalen
Gesellschaft für Molluskenforschung, zusammen.

Informationen zu den fünf Finalisten-Arten beim Wettbewerb
„Internationales Weichtier des Jahres 2024“:
https://www.senckenberg.de/molluscoftheyear2024

Nominierungen für das „Internationale Weichtier des Jahres 2025“ sind ab
sofort möglich:
https://tbg.senckenberg.de/de/mollusc-of-the-year-nominations/

Informationen zu den Wettbewerben 2021 bis 2023:
https://tbg.senckenberg.de/de/molluscoftheyear-2021/
https://tbg.senckenberg.de/de/molluscoftheyear-2022/
https://tbg.senckenberg.de/de/mollusc-of-the-year-2023/