Symposium zur Verhütungsforschung in Deutschland: DGA unterstützt Initiative des BMBF
Obwohl Verhütung Männer wie Frauen angeht, ist Kontrazeption bis heute
weitestgehend Frauensache – auch weil es an sicheren reversiblen Methoden
zur männlichen Verhütung fehlt. Nun hat das Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) eine Initiative zur Förderung der Forschung zur
Kontrazeption aller Geschlechter gestartet und im Vorfeld konkreter
Forschungsausschreibungen die Deutsche Gesellschaft für Andrologie e. V.
(DGA) mit der Ausrichtung eines wissenschaftlichen Symposiums zur
Verhütungsforschung beauftragt. Auf der Veranstaltung in Münster sollen
vom 10. bis 12. September 2024 der aktuelle Stand der Forschung und
mögliche förderungswürdige Forschungsfelder identifiziert werden.
Als wissenschaftliche und institutionelle Schirmherrin obliegen der DGA
die Planung und Durchführung des Symposiums mithilfe der langjährigen
Erfahrung in der Kontrazeptionsforschung des Centrums für
Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) am Universitätsklinikum
Münster, das als einziges WHO-Kooperationszentrum zur Erforschung der
männlichen Fertilität seit mehr als vier Jahrzehnten auf diesem Feld aktiv
ist. Eröffnet wird das zweitätige wissenschaftliche Programm von DGA-
Präsidentin Prof. Dr. med. Sabine Kliesch, Tonia Bieber vom BMBF und dem
Direktor des CeRA, Prof. Dr. rer. nat. Stefan Schlatt. „Wir erwarten in
Münster hochrangige nationale und internationale Referentinnen und
Referenten und werden alle relevanten Forschungsbereiche zur männlichen
und weiblichen Kontrazeption aus den Disziplinen Andrologie, Urologie,
Gynäkologie und Biologie abbilden und diskutieren. Es gilt, Expertinnen
und Experten zusammenzubringen, sie miteinander zu vernetzen und anhand
des aktuellen Standes weiterführende Forschungsaufgaben für deutsche
akademische Forschungseinrichtungen auszuloten“, so Prof. Kliesch.
Insgesamt zehn Sessions beleuchten die Kontrazeptionsforschung zum
weiblichen und männlichen Fortpflanzungssystem: Auf der Agenda stehen u.a.
das Verhütungsverhalten in Deutschland, die Wirksamkeit und Akzeptanz von
Verhütungsmitteln bei Mann und Frau, neue nicht-pharmakologische Ansätze,
die die Eizellfunktion und/oder Spermienfunktion ins Visier nehmen, sowie
veterinärmedizinische Aspekte der Empfängnisverhütung. Raum gibt es in
Münster zudem für die soziale Dimension des Themas. Während die
Antibabypille einst als Befreiung der Frau gesehen wurde, geht es in der
längst entbrannten gesellschaftlichen Debatte heute vor allem um die
Verhütungsgerechtigkeit zwischen den Geschlechtern.
„Wir freuen uns, dass die Initiative ‚Better Birth Control‘ diese
Entwicklung auf unserem Symposium darstellen wird und schauen zudem in
einer weiteren Session aus weiblicher und männlicher Perspektive auf die
öffentliche Wahrnehmung neuartiger Verhütungsmittel und -strategien“, sagt
DGA-Pressesprecher Dr. med. Jann-Frederik Cremers. Mit Sorge beobachte die
Fachgesellschaft eine große Schere zwischen dem Hype um vermeintlich neue
männliche Verhütungsoptionen, und ihrer bislang fehlenden
wissenschaftlichen Einordnung. „Wir wissen noch nicht, wie es um die
Verhütungssicherheit bestellt ist und welche Schäden diese neuen
experimentellen Methoden möglicherweise verursachen. Auch wenn Männer im
Sinne der Geschlechtergerechtigkeit bei der Familienplanung zunehmend
Verantwortung übernehmen wollen, bleibt medizinisch seriöse und mit Daten
abgesicherte männliche Verhütung bislang auf das Kondom und die Vasektomie
beschränkt. Das zeigt umso mehr die Notwendigkeit von zielgerichteten
Forschungsvorhaben auf diesem Gebiet“, resümiert Dr. Cremers vor dem
Hintergrund der Veranstaltung.
Ein Workshop, speziell für potentielle Antragstellerinnen und
Antragsteller kommender Forschungsausschreibungen, rundet das vom BMBF
finanzierte Symposium zur Kontrazeptionsforschung in Münster ab.