Internationale Konferenz „CARS“ in Berlin: Arbeitsgruppe entwickelt Vertrauenssiegel für KI-Anwendungen in der Medizin
Künstliche Intelligenz (KI) hält mehr und mehr Einzug in die Medizin. Bald
werden lernende Modelle zum Einsatz kommen, die bei ärztlichen
Entscheidungsprozessen unterstützen. Doch wie können wir wissen, ob die KI
wahrheitsgemäß arbeitet? Dieser Frage widmet sich die Konferenz „CARS“,
die vom 17. bis 20. Juni 2025 in Berlin stattfindet. Ziel ist, eine Art
„Pass“ für KI-Modelle und KI-betriebene Medizinprodukte zu entwickeln.
„Das ist auch für die Chirurgie ein sehr wichtiges Thema“, sagt Professor
Dr. med. Thomas Schmitz-Rixen, Generalsek-retär der Deutschen Gesellschaft
für Chirurgie e.V. (DGCH). Die Konferenz findet im Langen-beck-Virchow-
Haus statt, dem Sitz der DGCH.
Diesjähriger Schwerpunkt der CARS-Konferenz – CARS steht für Computer
Assisted Radiology and Sur-gery – ist die sogenannte Modell Guided
Medicine. „Diese Modelle sind das A und O der künftigen Me-dizin, sie sind
ein wichtiger Teil der Zukunft des Krankenhauses“, sagt CARS-Organisator
Professor Dr. Heinz Lemke. Der englischsprachige Begriff bezeichnet KI-
Anwendungen, die mit Patientendaten per-sonalisiert sind und bei der
ärztlichen Diagnose, Therapie und Vorhersage von Krankheiten unterstüt-
zen. Die Modelle können beispielsweise Patientenakten, genetische
Informationen und Bilddaten prä-sentieren, um individuelle
Behandlungspläne zu entwickeln und die Wirksamkeit etwa von Chemothe-
rapien zu erhöhen. Sie kommen auch bei intelligenten Operationsrobotern
zum Einsatz, die den Chi-rurginnen und Chirurgen auf Basis präziser
3-D-Patientenbilder während des Eingriffs Hinweise geben, wie Tumore
sicher entfernt werden können.
Für Heinz Lemke ist diese Entwicklung mit einer großen Herausforderung
verbunden. „Wenn ein Chi-rurg ein KI-Modell benutzt, muss er wissen, ob es
auf vertrauenswürdigen Informationen aufgebaut ist, etwa auf Leitlinien
und breiter Quellenbasis“, sagt der Informatiker, der CARS im Jahr 1983
mitbe-gründete. „Wir können uns bei diesem sensiblen Thema nicht allein
auf Firmen verlassen, die KI-Anwendungen herstellen und dabei vielleicht
kommerzielle Absichten verfolgen.“ Vielmehr seien nachvollziehbare Beweise
erforderlich, dass die medinische KI wahrheitsgemäß und transparent arbei-
te. „Das ist eine Kernfrage, insbesondere bei Modellen, die ärztliche
Entscheidungsprozesse unterstüt-zen“, betont auch DGCH-Generalsekretär
Schmitz-Rixen.
Deshalb hat sich CARS das Ziel gesetzt, ein „model identity certificate“
zu entwickeln – eine Art Pass für medizinische AI-Modelle. „Mit diesem
MIC-Zertifikat können die Modelle ausweisen, dass sie vertrau-enswürdig
sind“, erklärt Lemke. Es handle sich hierbei um einen neuen Ansatz, der
die Zusammenar-beit verschiedener Disziplinen wie Chirurgie, Radiologie,
Ingenieurwesen, Informatik und Kranken-haus-Architektur erfordere. „Es ist
die Aufgabe der Wissenschaft, Instanzen wie der FDA Werkzeuge in die Hand
zu geben, wie sie neue medizinische KI-Modelle prüfen können“, meint
Lemke. Dass diese Aufgabe nun ab Dienstag im Langenbeck-Virchow-Haus
angegangen wird, dem Sitz der DGCH, freut Schmitz-Rixen. „Es passt gut,
dass dort moderne Patientensicherheit neu gedacht wird.“ Die CARS-
Konferenz findet zum 40. Mal statt. Zur Jubiläumsveranstaltung in Berlin
werden mehr als 400 Teil-nehmende aus 30 Ländern aus den Fachgebieten
Chirurgie, Radiologie, Ingenieurwesen, Informatik und Krankenhaus-
Architektur erwartet.
Mehr Informationen:
https://www.dgch.de/index.php?
https://cars-int.org/