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Deutsche TelekomDie Deutsche Telekom bereitet Spezialdienste im Internet vor, bei denen ein Teil des Datenverkehrs bevorzugt durchgeleitet wird. "Es ist gut, dass wir künftig beim Internetverkehr etwas differenzieren können, um manche sensible Dienste erst zu ermöglichen", sagte Niek Jan van Damme, für Deutschland zuständiger Konzernvorstand, der "Rheinischen Post".

Mit einem Zwei-Klassen-System habe das jedoch nichts zu tun, sagte van Damme: "Mit garantierter Übertragungsqualität können wir beispielsweise ermöglichen, dass Ärzte Operationen live verfolgen können. Die meisten Anwendungen werden wir wohl bei der Kommunikation zwischen Maschinen sehen - eher Geschäftsanwendungen als Angebote für Privatkunden." Auch für Online-Spiele, die sehr schnelle Reaktionszeiten brauchen, könnten garantierte Übertragungsqualitäten sinnvoll sein.

Scharf wies van Damme den Vorwurf zurück, mit solchen Angeboten die Netzneutralität zu gefährden: "Um das mal klar und unmissverständlich zu sagen, die Deutsche Telekom steht für Netzneutralität. Aber ein freies und offenes Internet bedeutet auch, dass möglichst viele neue Dienste entstehen können. Also müssen wir für manche Angebote auch die dafür notwendigen technischen Voraussetzungen schaffen. Sonst würden wir die neuen Dienste ja faktisch verhindern - das wäre genau das Gegenteil eines freien Internets."

Die neuen Dienste werden sich ab 2020 mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G richtig durchsetzen, glaubt Van Damme: "Mit 5G werden sichere und verzögerungsfreie Übertragungswege besser möglich. Bei selbstfahrenden Autos muss die Warnung vor einer Kollision zwischen den Fahrzeugen im Millisekundenbereich erfolgen. Wenn Roboter untereinander Teile übergeben, müssen sie auch extrem schnell kommunizieren. Und wenn Ärzte einen Operationsroboter steuern, ist ja auch klar, dass etwa die Informationen der Tastsensoren in Echtzeit übertragen werden müssen."

Um neue Dienste zu ermöglichen, wird die die Telekom sich von reinen Netzbetrieb verabschieden. Van Damme: "Die Telekom wird ihr Geschäftsmodell mit der nächsten Mobilfunkgeneration erweitern. Natürlich leiten wir dann nicht mehr nur Daten durch, sondern bieten zunehmend auch entlang der Datenautobahnen Speicher- und Rechenkapazitäten an." Hintergrund ist, dass Daten nur mit extrem kurzer Verzögerungszeit übertragen werden können, wenn der Speicher maximal 100 Kilometer entfernt steht.

(ots)