Pin It

1927 schrieben sich die ersten Studierenden an der Technischen Hochschule
Berlin für den Studiengang „Wirtschaft und Technik“ ein, den Vorläufer des
heutigen Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen.

Er ist 90 Jahre alt, entwickelt sich prächtig, wird stetig erneuert, hat
starke Förderer und ist sehr gefragt. Diese beneidenswerten Kriterien kann
der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen (Wi.-Ing.) auf sich vereinen,
der seine Wurzeln an der Technischen Hochschule Berlin hat.
Prof. Dr. Willi Prion ist der Vater dieses Studiengangs in Deutschland. Er
hatte von 1925 bis zu seinem Tod 1939 eine Professur an der Technischen
Hochschule Berlin für das Fach Betriebswirtschaftslehre inne und erkannte,
dass es in der beruflichen Praxis von Ingenieuren Anforderungen gab, die
in der universitären Ausbildung nicht berücksichtigt wurden:
wirtschaftliches Wissen und Denken. Um diese Lücke zu schließen,
entwickelte er den Studiengang „Wirtschaft und Technik“, den Vorläufer des
heutigen Studiengangs Wi.-Ing., für den sich im Jahr 1927 die ersten 51
Studierenden an der Technischen Hochschule in Berlin einschrieben.

Die Geburtsstunde des Wi.-Ing.s war zugleich der Start einer
Erfolgsgeschichte. Heute wird der Studiengang an 32 Universitäten und fast
120 Fachhochschulen angeboten. Mit knapp 3000 Studierenden ist er der
größte der TU Berlin. Die Absolventinnen und Absolventen sind gefragt in
Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen sowie in der
Wissenschaft.
Eng verbunden mit der Entwicklung des Studiengangs an der TU Berlin sind
zwei weitere Akteure. Nach dem Krieg hat sich Prof. Dr.-Ing. Horst Wagon,
der zwischen 1946 und 1975 Professor für Maschinenwesen an der TU Berlin
war, für die feste Verankerung des Studiengangs Wi.-Ing. an der TU Berlin
eingesetzt. Er entwickelte den Studiengang gemeinsam mit der neu
gegründeten Fakultät für Wirtschaftswissenschaften weiter. Das simultane
Studium von ingenieur- und wirtschaftswissenschaftlichen Fächern ist bis
heute das prägende Element.
Sein Schüler, der spätere TU-Professor Dr.-Ing. Dr. h.c. Helmut Baumgarten
übernahm den Staffelstab, nachdem er 1976 dem Ruf als Professor für das
Fachgebiet Logistik an die TU Berlin gefolgt war. Über 20 Jahre prägte er
die Gemeinsame Kommission für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen
(GKWi) und sorgte für eine stetige Modernisierung des Studiengangs. Neben
den klassischen ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtungen wie
Maschinenbau oder E-Technik zog Baumgarten zukunftsweisende Vertiefungen
wie Informations- und Kommunikationssysteme, Energie- und Ressourcen oder
Logistik hinzu. „Der Wi.-Ing. braucht praxis- und zukunftsorientierte
Studieninhalte. Die Konstruktion unseres Studienmodells, dem sogenannten
Berliner Modell, ist daher entsprechend ausgelegt“, betont Helmut
Baumgarten. Nach seiner Pensionierung übernahm er noch die Akkreditierung
des Studiengangs im Rahmen des Bologna-Prozesses.
Das Berliner Modell ist Vorbild an vielen nationalen und internationalen
Hochschulen geworden. Sein Nachfolger in der GKWi ist Prof. Dr. Christian
von Hirschhausen, der den Studiengang zusammen mit seinem Team bereits auf
die Anforderungen zum hundertsten Geburtstag vorbereitet. „Die größte
Herausforderung ist hierbei die Digitalisierung und das Thema Industrie
4.0. Bereits heute hat die Digitalbranche den Maschinenbau als größter
Arbeitgeber in Deutschland überholt. Das Ausbildungskonzept muss sich
daran anpassen“, sagt Christian von Hirschhausen. Insbesondere der
Integrationsbereich – die Schnittstelle zwischen Management und Technik –
wird derzeit mit den Themen Big Data und Künstliche Intelligenz fit für
die Zukunft gemacht. Auch die Frauenquote, die bislang bei 27 Prozent
liegt und damit die höchste unter den MINT-Fächern ist, soll weiter erhöht
werden. Die Internationalität des Studienangebots wird stetig durch
mittlerweile knapp 300 Austauschverträge und fünf Doppelmasterangebote
sowie den Alliance4Tech European Campus verbessert. Das Curriculum muss
sich aber auch zu Hause in Form von mehr englischsprachigen
Lehrveranstaltungen und interkultureller Kompetenz anpassen. „Der
Studiengang ist international ein Erfolgsmodell, weil es ihn in dieser
Form mit der Schnittstelle Wirtschaft, Integration und Technik nirgendwo
gibt“, so von Hirschhausen. „Natürlich stehen wir international im
Wettbewerb mit anderen Hochschulen und müssen uns daher immer
weiterentwickeln.“

Der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen aus heutiger Perspektive im
Video unter https://www.youtube.com/watch?v=D70SziEaIxg
Die Studierenden Victoria Czempinski und Bobby Xiong erzählen, warum sie
Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Berlin studieren und was sie besonders
an dieser Fachrichtung fasziniert.