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Philipp Hauber (https://www.ifw-kiel.de/de/experten/ifw/philipp-hauber/),
Experte für internationale Konjunktur am IfW Kiel, kommentiert die
heutigen Wachstumszahlen aus China:

„18,3 Prozent Zuwachs des chinesischen Bruttoinlandsprodukts im ersten
Quartal gegenüber dem Vorjahr – dieser bombastisch klingende Zuwachs
überzeichnet Chinas konjunkturelle Dynamik massiv. Denn im
Vergleichsquartal des Vorjahres stand die Wirtschaft für mehrere Wochen
fast komplett still. Die Referenzgröße ist dementsprechend klein.

Um die konjunkturelle Dynamik korrekt einzuordnen, ist die Vorquartalsrate
aussagekräftiger, also die Veränderung der Wirtschaftsleistung im ersten
Quartal des laufenden Jahres gegenüber dem vierten Quartal 2020. Und diese
Rate fiel laut Nationalem Statistikbüro (NBS) mit 0,6 Prozent deutlich
niedriger aus als noch im vierten Quartal, in dem sie 2,6 Prozent betrug.

Anders als der Vorjahresvergleich nahelegt, hat die Expansionsdynamik der
chinesischen Wirtschaft also zuletzt deutlich nachgelassen. Dies zeigen
auch Befragungen von Einkaufsmanagern, wonach sich die Stimmung vor allem
in den Dienstleistungsbereichen und im Baugewerbe im Januar und Februar
stark eingetrübt hat.

Die schwache Entwicklung zum Jahresauftakt steht im zeitlichen
Zusammenhang mit einer neuerlichen Straffung von Maßnahmen zur Eindämmung
der Pandemie, die auch in China vorübergehend vorgenommen wurden. Ein
Konjunktureinbruch deutet sich damit aber nicht an. Bereits im März hellte
sich die Stimmung auf breiter Basis wieder auf, daher dürfte die
ausgesprochen geringe Zunahme im Vorquartalsvergleich die konjunkturelle
Grundtendenz wohl unterzeichnen.

Unterm Strich hat sich die chinesische Wirtschaft im vergangenen Jahr
zügig von dem Pandemieschock erholt und erreichte bereits Ende des
vergangenen Jahres wieder den Produktionspfad, der vor der Pandemie
erwartet worden war. Daher war ohnehin mit einer Normalisierung des
Expansionstempos der Wirtschaft zu rechnen, zumal die zur
Konjunkturstimulierung ergriffenen expansiven Maßnahmen der Politik nun
zurückgeführt werden.“