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Deutsches Maritimes Zentrum veröffentlicht Ergebnisse der
ISL-Wasserstoff- Studie für die maritime Branche

Alternativen zu fossilem Brennstoff sind längst nicht nur aus ökologischer
Sicht essenziell, sondern bilden einen zukunftsträchtigen, florierenden
Wirtschaftsfaktor. Wasserstoff gilt als einer der wichtigsten
Energieträger der Zukunft und gewinnt in der maritimen Branche aufgrund
seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zunehmend an Bedeutung. Für die
Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft sind jedoch Präzisierungen in
Hinblick auf Rahmenbedingungen, Ziele und Maßnahmen notwendig.

Das Deutsche Maritime Zentrum (DMZ) hat im Frühjahr 2021 das Institut für
Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) zusammen mit seinen Partnern
Sphera Solutions GmbH sowie GMW Consultancy mit der Durchführung einer
Untersuchung zu diesem Themenkomplex betraut.

In der vom ISL und seinen Partnern erarbeiteten Studie werden die
nationale Wasserstoffstrategie der Deutschen Bundesregierung und die
Strategien der norddeutschen Bundesländer sowie der Europäischen Union
analysiert. Des Weiteren werden die Rahmenbedingungen und
Entwicklungsstände von Wasserstoff- und Power-to-X-(PtX)- Technologien aus
Sicht der maritimen Branche in Deutschland taxiert. Die Studie bietet
einen breiten Überblick über den aktuellen Stand der relevanten
Wasserstofftechnologien. Die Aspekte „Maritime Branche als Verbraucher“
und „Maritime Branche als Logistikakteur“ stehen dabei im Mittelpunkt.

Das von der Europäischen Union gesetzte Klimaziel, bis 2030 den Ausstoß
von Treibhausgasen um mindestens 55% zu senken, erfordert im Hinblick auf
die maritime Branche eine umfangreiche und zügige Implementierung aller
vorhandenen Handlungsmöglichkeiten – Energieeffizienzsteigerung, Einsatz
alternativer Treibstoffe und Bereitstellung der erforderlichen
Infrastruktur. Auch der Ausbau der Nutzung regenerativer Energien an Bord
von Schiffen und für klimaneutrale Treibstoffe sind wichtige Elemente
einer Klimaschutzstrategie.

Ziel der Studie ist es, die Aufgaben für die maritime Wirtschaft und die
öffentliche Hand zur Etablierung einer emissionsärmeren deutschen
Wasserstoffwirtschaft von der Produktion über Lagerung und Transport bis
zum Verbraucher zu definieren. Dabei werden auch die Nutzung von
Wasserstofftechnologien auf Schiffen und Wasserfahrzeugen sowie die
Nutzung von Wasserstoff in Seehäfen vielschichtig betrachtet.

Hierfür hat das ISL zunächst relevante Rahmenbedingungen, Kennzahlen und
Bedarfe untersucht. Darüber hinaus wurden notwendige Anpassungen bzw.
Ergänzungen von Gesetzen und Regularien zur Erzeugung, Nutzung und zum
Transport von grünem Wasserstoff und wasserstoffbasierten Treibstoffen
herausgearbeitet. Die Erkenntnisse zeigen deutlich den weiteren
Forschungsbedarf hinsichtlich verschiedener Wasserstoffprodukte als
alternative Antriebs- bzw. Treibstoffe in See- oder Binnenschifffahrt und
Häfen sowie als Transport- und Umschlaggut auf. Ebenso wurde die aktuelle
und zukünftige Rolle von Schiffbau, Schifffahrt und Häfen für Transport,
Umschlag, Lagerung und Nutzung betrachtet.

Die Studie zeigt deutlich, dass vielschichtige und arbeitsintensive
Maßnahmen erforderlich sind, um Wasserstoff zukünftig zuverlässig nutzen
zu können. Deutschland wird seinen Bedarf an grünem Wasserstoff nicht
allein decken können. Australien, Chile, Island, Kanada, Marokko, Norwegen
und die Vereinigten Arabischen Emirate werden exemplarisch als mögliche
Erzeugungsorte für Wasserstoffprodukte betrachtet, die Deutschland per
Tankschiff oder über Pipelines importieren könnte. Berechnungen haben
ergeben, dass der Transport per Schiff im Vergleich zum Transport mittels
Pipeline durchaus konkurrenzfähig ist – und mit zunehmender
Transportstrecke immer konkurrenzfähiger wird, sodass die Schifffahrt bei
Wasserstoff- und PtX-Importen als ein elementarer Baustein betrachtet
werden muss. Für den Import spielen die deutschen Seehäfen zudem eine
zentrale Rolle beim Umschlag von Wasserstoff und seinen Derivate sowie für
den Weitertransport ins Hinterland.

Im Rahmen der Studie wurden Forschungsbedarfe formuliert, damit Transport,
Umschlag, Lagerung und Nutzung zukünftig auch in der Praxis umgesetzt
werden können. Politik und Administration müssen allerdings zunächst
entsprechende Regularien schaffen. Auf Basis der genannten Ergebnisse
werden in der Studie dahingehend explizite Handlungsempfehlungen in drei
Kategorien formuliert – für Politik, Wissenschaft und Technologie.