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Kreuzung des Testfelds Autonomes Fahren Baden-Württemberg  Bildquelle: FZI Forschungszentrum Informatik
Kreuzung des Testfelds Autonomes Fahren Baden-Württemberg Bildquelle: FZI Forschungszentrum Informatik

Seit mehr als einem Jahr können Forschungseinrichtungen sowie kleine und
mittelständische Industrieunternehmen automatisiertes Fahren und
Funktionen auf dem öffentlichen Testfeld Autonomes Fahren Baden-
Württemberg erproben. Am 3. Juli informierte sich der baden-
württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann in Karlsruhe über
aktuelle Projekte.

Karlsruhe, 03.07.2019 – Fahrzeuge, die mit Ampeln und anderen
Verkehrsteilnehmern kommunizieren, ein fahrerloses Taxi, das per App nach
Bedarf gerufen wird: Der Besuch des baden-württembergischen
Verkehrsministers Winfried Herman am Mittwoch auf dem Testfeld Autonomes
Fahren Baden-Württemberg (TAF BW) war von Interaktivität geprägt. Per
Smartphone-App rief der Verkehrsminister ein autonomes Taxi zu seinem
Standort und ließ sich auf dem Campus Ost des Karlsruher Institut für
Technologie (KIT) automatisiert über einen Parcours chauffieren, auf dem
das Fahrzeug selbstständig mit Ampeln, Fußgängern und Radfahrern
kommunizierte. Beim automatisierten Einparken demonstrierte das Fahrzeug,
mit welcher Präzision es ohne menschliche Hilfe vorgeht.

Verkehrsminister Winfried Hermann betonte: „Autonomes Fahren kann und
sollte ein wesentlicher Baustein für eine nachhaltige Mobilität der
Zukunft werden. Für eine breite Akzeptanz ist es jedoch wichtig, diese
Technologie mit den Menschen gemeinsam zu entwickeln. Dazu eignen sich
Reallabore.“

Minister Hermann verwies auf die Einsatzmöglichkeiten autonomen Fahrens:
„Insbesondere im Öffentlichen Personennahverkehr wollen wir seine Vorteile
nutzen. Wir versprechen uns Pkw-Fahrten reduzieren zu können, wenn
mehrfachbesetzte, autonom fahrende Busse zum Einsatz kommen. Auch könnte
der ländliche Raum besser an die Zentren angeschlossen werden. Wichtige
Impulse könnten auch auf die Verkehrssicherheit ausgehen, die vor allem im
Individualverkehr und hier bereits durch eine Teilautomatisation
verbessert werden kann. Ich freue mich daher sehr, die Fortschritte auf
dem vom Land geförderten Testfeld zu erleben und stelle fest, dass die
Technologie ihren Reiz hat. Ich bin zuversichtlich, dass die Akzeptanz in
der Bevölkerung zunehmen wird.“  Der Verkehrsminister sprach weiterhin
eine Einladung an Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Verkehrsbetriebe
und Kommunen aus, automatisiertes Fahren selbst zu testen und lud zum
Testfeld nach Karlsruhe ein.

Der Leiter des Testfeld-Konsortiums, Professor Marius Zöllner, erklärte:
„In den vergangenen 14 Monaten sind auf dem Testfeld verschiedene Projekte
angelaufen, außerdem wird es ständig weiter ausgebaut. Vom autonomen
Parken und dem Betrieb autonomer Shuttles, über die Erforschung
rechtlicher Rahmenbedingungen bis hin zur gesellschaftlichen Akzeptanz
selbstfahrender Fahrzeuge werden in Baden-Württemberg neue
Mobilitätsformen umfassend weiterentwickelt.“

Professor Zöllner ergänzte: „Ich freue mich, dass wir dem baden-
württembergischen Verkehrsminister heute zeigen können, dass wir in
Karlsruhe neue Maßstäbe in der interdisziplinären Forschung setzen.
Zugleich macht es mich stolz sagen zu können, dass wir ein wachsendes
Interesse bei Industrieunternehmen verzeichnen. Das zeigt uns, dass wir
auf dem richtigen Weg sind“, so der Vorstand des FZI Forschungszentrum
Informatik und Professor des Karlsruher Institut für Technologie.

Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup erklärte: „Lokal, regional,
überregional – europaweit: Karlsruhe gestaltet auf vielen Ebenen mit an
der Mobilität von morgen. Mit dem Testfeld, das gerade in Karlsruhe und
der Region aufgebaut wird, schlagen wir mutig ein ganz neues Kapitel der
Mobilität der Zukunft auf. Wir versprechen uns durch eine kluge,
innovative Verknüpfung von autonom fahrenden Fahrzeugen im öffentlichen
Nahverkehr neue Möglichkei-ten, eine bessere Mobilität für alle zu
erreichen, ohne – und das ist der entscheidende Punkt – dabei mehr Verkehr
zu verursachen.“

Michael Decker, Professor für Technikfolgenabschätzung und Leiter des
Bereichs In-formatik, Wirtschaft und Gesellschaft des KIT sagte: „Das TAF
BW bildet als transdisziplinäres Reallabor eine wichtige Brücke zwischen
Forschung und Anwendung und triggert so den Austausch zwischen
Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Arbeit des KIT und seiner
starken Partner reicht von ökonomisch-rechtlichen bis hin zu
psychologisch-ethisch-sozialen Fragen und schließt auch die IT-Sicherheit
der Systeme ein. Diese umfassende Ana-lyse unter realen Bedingungen ist
der Schlüssel zu erfolgreicher Innovation.“

Eingebettet war die interaktive Demonstration autonomer Fahrfunktionen in
Präsentationen, in denen das Testfeld-Konsortium Verkehrsminister Hermann
über die aktuelle Ausstattung des Testfelds informierte, die sich in den
vergangenen Monaten auch an den Bedürfnissen der Testfeldnutzer orientiert
hat. Vorgestellt wurden zudem verschiedene Forschungsprojekte, die sich
interdisziplinär mit dem Thema Autonomes Fahren auf dem Testfeld
auseinandersetzen. Dazu zählten die in Karlsruhe vom Land Baden-
Württemberg geförderten „Smart Mobility“-Projekte, die sich mit Themen wie
der Optimierung der visuellen Erkennbarkeit von Fußgängern auf Basis
vernetzter Infrastruktur befassen, ebenso wie mit intelligenten
Parkhäusern, die autonomes Parken für Fahrzeuge unterschiedlicher
Autonomiegrade ermöglichen sollen. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen
werden in der „Smart Mobility“-Förderung beleuchtet und schließlich auch
die Chancen und Risiken des autonomen Fahrens. In einem weiteren, vom
Verkehrsministerium geförderten Projekt werten Karlsruher Wissenschaftler
die verkehrlichen Wirkungen des automatisierten Fahrens aus.

Im Gespräch mit Vertretern der in Baden-Württemberg ansässigen Unternehmen
Porsche und Visteon berichteten diese dem Verkehrsminister, dass
Wissenschaft und Industrie in der Mobilitätsforschung Hand in Hand
arbeiten. Beide Unternehmen entwickeln autonome Fahrfunktionen und setzen
dabei auf die Erprobung im realen Straßenverkehr. Ein besonderer Höhepunkt
war das erste Shuttle-Fahrzeug für das Projekt EVA-Shuttle, das
rechtzeitig zum Besuch am FZI eingetroffen ist und in den nächsten Monaten
durch automatisierte Fahrfunktionen für den Mischverkehr hochgerüstet
wird. Das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
geförderte ÖPNV-Projekt setzt auf die Erprobung autonomer, elektrisch
betriebener Mini-Shuttlebusse für die erste und letzte Meile im realen
Betrieb.