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Ein Teil des Projektkonsortiums gibt den Auftakt zum Forschungsprojekt
Ein Teil des Projektkonsortiums gibt den Auftakt zum Forschungsprojekt "LaneCharge" © Fabian Wilking / HsH

Die Beschaffung von Elektrofahrzeugen führt heute noch zu Mehrkosten, die
sowohl Wirtschaftsunternehmen sowie Privatpersonen vor Herausforderungen
bei der Finanzierung stellen. Dabei entscheidet die mitgeführte
Akkukapazität zum Großteil über die anfallenden Mehrkosten. Vor diesem
Hintergrund soll die Elektrifizierung der Taxiwirtschaft mithilfe eines
induktiven Ladesystems und kleineren Akkukapazitäten mittelfristig
ermöglicht werden. Dies wird im Rahmen des Forschungsprojekts LaneCharge
an der Hochschule Hannover (HsH) konzipiert und erprobt.

Das Projekt wird im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des BMVI
mit insgesamt 3,7 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Verkehr
und digitale Infrastruktur gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der
NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.
Der HsH stehen anteilig 1,1 Millionen Euro für ihr Teilprojekt zur
Verfügung.

Das Prinzip der induktiven Energieübertragung findet sich bereits in
tausenden Haushalten in Form von elektrischen Zahnbürsten oder
Induktionskochfeldern wieder. Ein induktives Ladesystem erlaubt im
Vergleich zum konventionellen kabelgebundenen Laden eine
Energieübertragung, die über einen Luftspalt erfolgt. Die Übertragung
dieses Prinzips auf das Laden von Elektrofahrzeugen lässt aufgrund des
Wegfalls von Ladekabeln die wie Parkuhren anmutenden Ladesäulen
überflüssig werden. Dies ermöglicht ein Neudenken des Ladevorgangs.

So lässt sich an einem Taxi-Stand ein barrierefreies Ladesystem aufbauen:
Auf dem Boden liegen keine Ladekabel, wodurch eine Gefahr für Passanten
ausbleibt. Zudem können die Taxen in ihrem gewohnten Arbeitsablauf in der
Reihe bequem vorrücken, ohne ständig ein Ladekabel umstecken zu müssen.
Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf den Zwischenladungen, die sich die
Taxen während des Wartens auf neue Kunden abholen können. Denn die
Batterie macht noch immer etwas mehr als 30 Prozent der Herstellungskosten
eines Elektrofahrzeugs aus. Neben den Mehrkosten schreckt die
Taxiwirtschaft die geringen Reichweiten eines Elektrofahrzeugs ab. Beide
Herausforderungen lassen sich mit einem induktiven Ladesystem in den Griff
bekommen. Aufgrund der Zwischenladungen parallel zum Betrieb wird keine
zusätzliche Zeit für den Ladevorgang benötigt und durch das
kontinuierliche Laden müssen die Batterien nicht größer als nötig
dimensioniert werden. Das spart Rohstoffe und vor allem Geld, was das
induktiv ladbare E-Taxi unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten attraktiv
werden lässt.

Aber nicht nur die Batterie bietet Einsparungspotentiale, der gesamte
elektrische Antriebsstrang fällt im Vergleich zu einem konventionellen
Fahrzeug schlanker aus. Insbesondere der Elektromotor bietet den Vorteil,
dass er in Verbindung mit einem batterieelektrischen Antriebsstrang
deutlich preiswerter und effizienter als das fossile Pendant betrieben
werden kann. Wird das Kühlen oder Heizen des Innenraums während der
entsprechenden Jahreszeiten mitberücksichtigt, so überwiegen nicht nur die
ökonomischen, sondern auch die ökologischen Vorzüge. Denn das Einsteigen
an Fahrzeugschlangen mit laufendem Motor an den Taxi-Ständen im Hochsommer
oder Winter ist passé, da die dafür benötigte Energie direkt aus dem Boden
bezogen wird und sie emissionsfrei zum Kühlen oder Heizen genutzt werden
kann.

Um diese Effekte auch in Zahlen darstellen zu können, wird im Rahmen des
Forschungsprojekts LaneCharge am Hauptbahnhof Hannover eine Teststrecke
aufgebaut. Über fast die gesamte Länge des Taxi-Stands an der Rundestraße
werden zwölf Sendespulen in die Straße integriert, um exemplarisch den
Betrieb von Elektrotaxen bewerten zu können. Durch die in die Straße
eingelassenen Spulen werden Stolperfallen für Passanten vermieden; für
Fahrzeuge entstehen keine Unebenheiten im Boden und das Stadtbild bleibt
ungestört.

Unter Federführung der Hochschule Hannover wirken an diesem Projekt
Verbundpartner aus Wirtschaft und Industrie mit: EDAG Engineering GmbH,
Technische Universität Braunschweig und SUMIDA Components & Modules GmbH.
Darüber hinaus beteiligen sich die assoziierten Partner enercity, Götting
KG, Hallo Taxi 3811 GmbH und die Landeshauptstadt Hannover.

wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Heiko Hepp: https://www.hs-
hannover.de/service/personenfinder/person/1000005107/