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Das Verbundprojekt UNICARagil hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2022 vier
fahrerlose und voll automatisierte Fahrzeugtypen zu planen, entwickeln und
zu testen. Wissenschaftler der Universität Passau sind hierbei maßgeblich
an der Entwicklung eines IT-Sicherheitskonzepts für die Projektfahrzeuge
beteiligt. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) mit über 24 Millionen Euro gefördert.

Die Automatisierung von Automobilen birgt das Potenzial, die zukünftige
Mobilität von Grund auf zu revolutionieren. Die Fahrverantwortung wird
dabei immer mehr vom menschlichen Fahrer auf komplexe, intelligente
Algorithmen verlagert, welche die Steuerung moderner Fahrzeuge letztlich
komplett übernehmen könnten. Gleichzeitig gilt es, technische Risiken und
gesellschaftliche Herausforderungen zu adressieren und zu diskutieren.

„Schon heute ist der Grad der Automatisierung eines Fahrzeuges ungemein
höher als noch vor zehn Jahren“, sagt Prof. Dr. Stefan Katzenbeisser vom
Lehrstuhl für Technische Informatik, bei dem das Passauer Teilprojekt
angesiedelt ist. „Deutschland ist seit jeher ein führender Standort der
Automobilindustrie, der sich dem Wandel des Automobils stellen muss, um
auch in Zukunft im internationalen Wettbewerb entscheidend mitwirken zu
können.“

Eine Besonderheit des Vorhabens liegt in der Herangehensweise an die
Architektur: Entwickelt werden einheitliche, skalierbare
Fahrzeugplattformen, auf denen dann unterschiedliche Fahrzeugtypen wie
Privatwagen, Busse oder Lieferfahrzeuge realisiert werden können. Neben
diesem disruptiv-modularen Ansatz stellt das Verbundprojekt neuartige
Hardwarekonzepte, die funktionale Sicherheit und IT-Sicherheit sowie eine
effiziente fahrzeuginterne Kommunikation in den Fokus der Forschung.

Für den fahrerlosen Betrieb kommt eine Vielzahl von Sensoren zum Einsatz,
die Daten für ein hochgenaues Umgebungsmodell liefern. Dieses Modell dient
wiederum als Grundlage für Fahrdynamikentscheidungen. „Das jeweilige
Fahrzeug generiert auf diese Weise ‚live‘ ein Umgebungsmodell und kann
unmittelbar auf Veränderungen reagieren. Wenn also plötzlich der Ball auf
die Straße rollt und das spielende Kind hinterherrennt, löst es die Bremse
aus“, erläutert Projektmitarbeiter Dominik Püllen.

Katzenbeisser und sein Team sind maßgeblich für die Entwicklung eines IT-
Sicherheitskonzeptes für die UNICARagil-Fahrzeuge verantwortlich. „Konkret
entwickeln wir ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Abwehr und Detektierung
von Cyberangriffen, die verheerende Folgen auf die Passagiersicherheit
haben könnten“, fasst der Experte zusammen. Die IT-Sicherheit sei aufgrund
der Automatisierung und der damit einhergehenden Digitalisierung von
Automobilen zu einem integralen Bestandteil des Fahrzeuges der Zukunft
geworden. „Diesem noch relativ neuen Forschungsaspekt werden wir uns an
der Universität Passau nun aktiv widmen.“

Seit September 2019 ist die Universität Passau neben der RWTH Aachen, der
TU Darmstadt, der TU Braunschweig, der TU München, dem Karlsruher Institut
für Technologie, der Universität Stuttgart und der Universität Ulm
offizielles Mitglied des Projektkonsortiums. Zudem sind Partner aus der
Industrie mit ihrer Expertise vertreten.