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Batterieelektrische Lkw können einen großen Beitrag zur Reduzierung der
CO2-Emissionen im Verkehr leisten – da sie jedoch meist lange Strecken
zurücklegen, braucht es ein großes Ladeinfrastrukturnetz in ganz Europa,
um ihrer begrenzten Reichweite zu begegnen. In diesem Kontext analysiert
eine neue Studie des Fraunhofer ISI, die im Auftrag des europäischen
Automobilherstellerverbandes erstellt wurde, mögliche Ladepunkte für
batterieelektrische Lkw in Europa. Die Studie basiert auf Daten von
400.000 Lkw und 750.000 einzelnen Haltepunkten aus 35 europäischen
Ländern.

Die begrenzte Reichweite batterieelektrischer Lkw erfordert
Schnellladungen mit hoher Leistung – bei kurzen Pausen im Fern- oder
Regionalverkehr – und mit mittlerer Leistung
bei längeren Stopps. Daher gilt es Ladeinfrastruktur für E-Lkw in ganz
Europa koordiniert aufzubauen. Die Standorte der zukünftigen Ladepunkte
sollten idealerweise so gewählt sein, dass sie zum aktuell vorhandenen
Logistiknetz passen und einen optimalen Anschluss an aktuelle Standorte
für längere Stopps vieler Fahrzeuge gewährleisten.

Um mögliche künftige Standorte zu identifizieren, analysierte eine neue
Studie des Fraunhofer ISI 30.000 aggregierte Lkw-Haltestandorte. Die
Standort-Daten basieren auf detaillierten Informationen über die
Logistikaktivitäten von rund 400.000 Lkw und 750.000 einzelnen Halteorten
und wurden von sieben OEM in Europa gesammelt. Der Datensatz kann bei der
Planung einer zukünftigen Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Lkw
helfen und liefert detaillierte Informationen für Langstrecken-Halteorte
in 35 Ländern und regionale Halteorte in 23 Ländern.

Lkw-Haltestandorte konzentrieren sich auf wichtige Industriegebiete und
Städte

Die Studie zeigt, dass sich die Lkw-Haltesorte um stark besiedelte Gebiete
in Mitteleuropa konzentrieren. Dies gilt im Besonderen für wichtige
Industriegebiete und Großstädte – zum Beispiel für Norditalien, Paris, den
Großraum Manchester, Berlin oder Frankfurt. Zudem sind sie entlang
europäischer Hauptverkehrsachsen angesiedelt. Die Halteorte der Lkw im
Regionalverkehr liegen meist sehr nah an jenen des Lkw-Fernverkehrs. Eine
Zusammenfassung der regionalen Lkw-Standorte zu Clustern offenbarte, dass
90% dieser regionalen Cluster-Standorte weniger als 600 Meter von
Fernverkehrs-Lkw-Cluster-Standorten entfernt sind. Dementsprechend eignen
sich die Standorte für regionale Ladepunkte auch für Fahrzeuge im
Fernverkehr.

Die Studie liefert auch erste Hinweise bezüglich der Standortart: Bei etwa
einem Drittel bis zur Hälfte handelt es sich um autobahnnahe Rastplätze,
bei einem Viertel bis zu über einem Drittel um Firmenstandorte
beziehungsweise wichtige logistische Standorte und bei 1 bis 5% um Häfen
und Fährterminals. Für einen nennenswerten Anteil – etwa der Hälfte der
analysierten Standorte – bleibt die konkrete Standortart in dieser ersten
Analyse allerdings unklar.

Gute Anbindung an bestehende Fernverkehrs-Infrastruktur

Basierend auf diesen Ergebnissen leitet Dr. Patrick Plötz, der die Studie
am Fraunhofer ISI koordinierte, folgende Schlussfolgerungen hinsichtlich
der Ladeinfrastruktur für Elektro-Lkw ab: »Laut unserer Analyse
potenzieller öffentlicher Ladestandorte sollte eine künftige
Ladeinfrastruktur für Lkw einige hundert Standorte in großen Ländern wie
Deutschland, Großbritannien und Frankreich, einige Dutzend Standorte für
die meisten anderen europäischen Länder und weniger als zehn Standorte für
kleinere Länder wie Luxemburg, Irland, Lettland, Kroatien oder Estland
umfassen.«

Plötz hebt dabei besonders die gute Anbindungsmöglichkeit an die
bestehende Infrastruktur des Lkw-Fernverkehrsnetzes hervor: Schließlich
liegt die durchschnittliche Entfernung von diesen potenziellen
öffentlichen Ladestationen zu allen anderen Lkw-Halteorten typischerweise
zwischen 2 und 5 Kilometern.