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Ohne lästige Parkraumsuche autonom Parken. Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Technischen Universität Braunschweig habe diese Vision
des autonomen Parkens Wirklichkeit werden lassen. Das Park-haus am
Flughafen wurde dabei für über zwei Jahre im Rahmen des
Forschungsprojektes SynCoPark zur Testzone. Am 1. Juli 2021 wurden die
Ergebnisse präsentiert.

Autonomes Fahren auf der Autobahn und im Stadtverkehr sind ein fester
Bestandteil im Forschungsschwerpunkt Mobilität der TU Braunschweig. Mit
dem autonomen Parken und dem Projekt SynCoPark, kurz für „Synergien aus
Kooperation und Standardisierung im herstellerunabhängigen automatisierten
Parken“ kam 2018 ein weiterer Baustein hinzu. Im Rahmen des Projektes
arbeiteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Braunschweig
und verschiedene Industrievertreter gemeinsam daran, dass durch
Standardisierung autonomes Parken bald flächendeckend(er) verfügbar ist.
Ziel war es, Parkvorgänge in unterschiedlichen Automatisierungsgraden
unabhängig vom Fahrzeughersteller, Infrastrukturdienstleister und
Parkhausbetreiber durchzuführen.

Die Tests fanden in dem neu errichteten Forschungsparkhaus am Flughafen
Braunschweig statt. In Absprache mit der Stadt, dem Forschungsflughafen
Braunschweig und der Braunschweiger Parken GmbH wurden dort die baulichen
Voraussetzungen für den Forschungsbetrieb geschaffen. Dem
Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) der TU
Braunschweig wurden mehrere Parkplätze als Testfeld für Parkvorgänge zur
Verfügung gestellt und entsprechende digitale Infrastruktur wie
Laserscanner und Kameras installiert.

Mit speziell ausgerüsteten Forschungsfahrzeugen wurden verschiedene
Kombinationen aus fahrzeug- und infrastrukturseitiger „Intelligenz“ für
die Automatisierung im geschützten Raum und Mischverkehr getestet. Eine
Herausforderung des autonomen Parkens in Parkhäusern lag für die
Forschenden unter anderem darin, zuverlässige Systeme zur Lokalisierung
und Kommunikation zu entwickeln, da eine Ortung mit GPS in Parkhäusern
nicht möglich ist.

Abseits technischer Aspekte rund ums Parkhaus wurden auch wirtschaftliche
und rechtliche Fragestellungen bearbeitet. „Die Entwicklung hin zum
intelligenten Parkhaus wird bestehende Geschäftsmodelle verändern und neue
entstehen lassen“, resümiert Prof. Dr. David Woisetschläger von der TU
Braunschweig, der mit seinem Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement
ebenfalls involviert ist. „Daraus resultierende Dienstleistungen wurden
konzipiert und in Bezug auf Nutzungsabsicht sowie Preisbereitschaft
empirisch untersucht.“ Ein Ergebnis: Parkhäuser können beispielsweise zum
Hub für Personen- und Warentransporte, Services oder zur Tankstelle für
alternative Antriebe avancieren.

Im gleichen Zuge fand eine rechtliche Begleitforschung durch die
Forschungsstelle Mobilitätsrecht statt, um die sich daraus ergebenden
komplexen juristischen Fragestellungen zu klären. Wer ist Inhaber welcher
Rechte, welche Verantwortlichkeiten ergeben sich im Mischverkehr-Betrieb
in zukünftigen Parkhäusern mit dem sogenannten „Automatisierten Valet
Parken“ (AVP)?

Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Roman Henze erläutert eines der
nachhaltigsten Ergebnisse des Forschungsprojektes: „Die in SynCoPark
entwickelten Ergebnisse und Systeme liefern wichtige Beiträge zu laufenden
Standardisierungsbestrebungen des automatisierten Valet-Parkens und
gewährleisten die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf bereits existierende
Parkhäuser durch Nachrüstlösungen.“ Henze, der das Forschungsfeld
„Intelligentes Fahrzeug und vernetztes Fahren“ am NFF leitet, benennt ein
konkretes Beispiel: “Der das Projekt abschließende Transfer der
Funktionalität und der Hardware in das Parkhaus der Elbphilharmonie in
Hamburg stellt den Beweis der allgemeinen Anwendbarkeit der im Projekt
entwickelten Technologien und Kommunikationsschnittstellen sicher. Nach
Abschluss des Projektes ist zudem eine Demonstration der AVP-
Funktionalitäten zum ITS Weltkongress 2021 geplant.“

Projektdaten:

SynCoPark wurde aus Mitteln des Forschungsprogramms zur „Automatisierung
und Vernetzung im Straßenverkehr“ vom Bundesministerium für Verkehr und
digitale Infrastruktur (BMVI) mit 2,5 Millionen Euro für 33 Monate
(Dezember 20218 bis Juni 2021) gefördert.

Neben dem Konsortialführer, dessen Rolle das Niedersächsische
Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) der TU Braunschweig mit dem
Institut für Fahrzeugtechnik (IfF), dem Institut für Automobilwirtschaft
und Industrielle Produktion (AIP) sowie der Forschungsstelle
Mobilitätsrecht übernimmt, sind im Projekt die APCOA PARKING Deutschland
GmbH, EDAG Engineering GmbH, GOLDBECK GmbH, NavCert GmbH und die PRETHERM
GmbH vertreten. Assoziierte Partner des Projektes sind die Allianz für die
Region GmbH, ITS Deutschland GmbH, Leica Geosystems GmbH, Volkswagen AG
sowie die BMW Group.