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Das Radfahren soll im Schulalltag weiter ausgebaut werden.  Foto: TU Chemnitz/Jacob Müller
Das Radfahren soll im Schulalltag weiter ausgebaut werden. Foto: TU Chemnitz/Jacob Müller

Professur BWL – Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit der TU
Chemnitz gibt Empfehlungen für die Gestaltung von Unterrichtseinheiten
rund um das Fahrrad – Lehr- und Lernmaterialien können angefordert werden

Im Projekt „RADerFAHREN“, das an der Professur BWL – Betriebliche
Umweltökonomie und Nachhaltigkeit (Leitung: Prof. Dr. Marlen Gabriele
Arnold) der Technischen Universität Chemnitz durchgeführt wird, liegt ein
Schwerpunkt auf der Wissensvermittlung und Bewusstseinsbildung bezüglich
Fahrradmobilität sowie Umwelt-, Gesundheits- und Verkehrserziehung bei
Schülerinnen und Schülern an Chemnitzer Grund- und weiterführenden
Schulen. Ende Juni wurden deshalb Unterrichtseinheiten am Chemnitzer
Schulmodell mit zwei vierten Klassen durchgeführt. „In Ergänzung zu der
bereits bestehenden schulischen Radfahrausbildung mit den
Themenschwerpunkten ‚Fahrradteile‘, ‚Schilderkunde‘ und ‚Links abbiegen“
stand die ganzheitliche, fächerübergreifende und spielerische Einordnung
des Fahrrads als nachhaltige und umweltfreundliche Verkehrsmittelwahl im
Fokus“, so Projektmitarbeiterin Dr. Katja Beyer. Hierzu wurden im Vorfeld
sechs Themenbereiche identifiziert sowie altersgerechte Aufgaben und
Spiele mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Umfängen entwickelt,
welche die Bedeutung des Fahrrads und Radfahrens im Kontext der
verschiedenen Dimensionen von Nachhaltigkeit, Mobilitätsbildung und
Verkehrserziehung unterstreichen. Aus den Erfahrungen in der Umsetzung
dieser Unterrichtseinheiten geben die Forschenden folgende Empfehlungen
und Anregungen zur Ergänzung und Erweiterung der schulischen
Radverkehrsausbildung im Hinblick auf eine noch stärkere Einbindung des
Fahrrads als nachhaltiges Fortbewegungsmittel:

1.      Fahrrad als nachhaltiges Verkehrsmittel für den Schul- und
Freizeitweg

•       Ziele des Themenbereichs: Förderung eines bewusste(re)n
Wahrnehmens des Fahrrads als umweltfreundliches Verkehrsmittel und als
Ersatz des „Eltern- oder Enkel-Taxis“ für Alltagswege

•       Beispielhafte Aufgabeninhalte: Überlegen von Vorteilen des
Fahrradfahrens zur Schule; Geführter „Hörspaziergang“; Reflektieren von
Gründen und Argumenten, die eine Nutzung des Fahrrads im Alltag erschweren

2.      Fahrrad als technisches Objekt

•       Ziele des Themenbereichs: Verfestigung von Wissen zu Fahrradteilen
und zur Sicherstellung der Verkehrstauglichkeit des Fahrrads auf dem
(Schul-)Weg

•       Beispielhafte Aufgabeninhalte: Zuordnung von technischen
Komponenten des Fahrrads zu möglichen Schäden; Kennenlernen von
verschiedenen Fahrradtypen und ihren Einsatzmöglichkeiten; Kennenlernen
von verschiedenen Materialien und Werkstoffen eines Fahrrads; Kennenlernen
von Fahrradzubehör; Lückentext zum nachhaltigen Umgang mit Fahrrädern

3.      Fahrrad als Gestaltungsobjekt und Fahrradkunst

•       Ziele des Themenbereichs: Nutzung des Fahrrads und Fahrradzubehörs
als Anregung für kreatives individuelles Gestalten und das Umsetzen
künstlerisch-ästhetischer Ideen

•       Beispielhafte Aufgabeninhalte: Kennenlernen bzw. Umsetzen
verschiedener Recycling- und Upcycling-Ideen zu alten bzw. gebrauchten
Fahrrädern sowie einzelnen Fahrradteilen unter Verwendung nachhaltiger
Materialien; Reflektieren von Ideen zur Umsetzung von Fahrradkunst und
deren Beiträge zur Förderung von Nachhaltigkeit

4.      Fahrradfahren fördert gemeinsame Erlebnisse und das Erleben von
Gemeinschaft und Zusammenhalt

•       Ziele des Themenbereichs: Anregungen für Kinder, um gemeinsame
Fahrradtouren mit Freunden, Klassenkameradinnen und Klassenkameraden oder
Eltern zu planen und zu unternehmen; Förderung sozialer und
verkehrsgerechter Verhaltens- und Kommunikationsweisen

•       Beispielhafte Aufgabeninhalte: Erkennen von Begriffen, die auf
soziales Verkehrsverhalten schließen; Anfertigung einer Liste zur
Tourenplanung; Textverständnis zu Schulradweg und Fahrradkultur in anderen
Ländern

5.      Fahrradfahren unterstützt Bewegung und sportliche Betätigung

•       Ziele des Themenbereichs: Fahrradfahren als sportlicher Ausgleich
zum Lernen in der Schule; bewusste(re)s Wahrnehmen des Fahrrads und
Radfahrens für Bewegung an der frischen Luft und Aufenthalte im Freien;
positive Effekte des Radfahrens auf körperliches, geistiges und seelisches
Wohlbefinden (z. B. Ausgeglichenheit; Förderung des Orientierungssinns)

•       Beispielhafte Aufgabeninhalte: Fahrradweg-Labyrinth zum
Kennenlernen verschiedener gesundheitsbezogener Vorteile und physisch-
motorischer Kompetenzen des Radfahrens; Überlegen und Durchführen von
Fahrradspielen

6.      Fahrradfahren fördert aktiv den Schutz natürlicher
Lebensgrundlagen und des Klimas

•       Ziele des Themenbereichs: bewusste(re)s Entdecken und Erleben der
Natur und Artenvielfalt; Umwelt und Klima schützen mit dem Fahrrad und
während des Fahrradfahrens

•       Beispielhafte Aufgabeninhalte: Erkennen saisonaler, heimischer
Pflanzen auf Fahrradtouren; Identifizieren von Umweltproblemen, die mit
dem (urbanen) Autoverkehr verbunden sind; Konsequenzen des Fahrradfahrens
zu verschiedenen Jahreszeiten und Wetterlagen; Reflektieren von
ökologischen Vorteilen des Fahrradfahrens im Alltag

Lehr- und Lernmaterialien werden zur Verfügung gestellt

Am Projekt bzw. an den entwickelten Materialien interessierte Lehrkräfte,
Studierende der TU Chemnitz im Studiengang Lehramt an Grundschulen,
Erzieherinnen und Erzieher, Eltern oder Akteurinnen und Akteure mit
beispielsweise Bezügen zur Umwelt- und Mobilitätsbildung sind eingeladen,
sich bei Rückfragen an die Mitarbeiterin des Projektes „RADerFAHREN“, Dr.
Katja Beyer, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.de, zu wenden. Ein
ausführlicher Bericht zu den Unterrichtseinheiten wird demnächst auch auf
der Projektwebseite von „RADerFAHREN“ (https://www.tu-
chemnitz.de/wirtschaft/bwl8/raderfahren.php) veröffentlicht.

Ausblick: Studierende gestalten Nachhaltigkeits-Fahrradtour –
Veranstaltungen im August und September

Im weiteren Projektverlauf sind nun zunächst Aktionen mit Studierenden an
der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der TU Chemnitz geplant, die im
Rahmen eines Anwendungsprojektes eine Nachhaltigkeits-Fahrradtour in
Chemnitz organisieren und damit einen wesentlichen Beitrag zur Förderung
einer nachhaltigen Mobilitätskultur in der Stadt leisten können. Ferner
wird derzeit zusammen mit der Kommunikations- und Visualisierungsagentur
SKETCHWORKS eine Mini-Comic-Serie gestaltet, die sich an Kinder und deren
Eltern richtet. Darüber hinaus werden beispielsweise die Vorbereitungen
für eine aktive Beteiligung des Projektes „RADerFAHREN“ im Rahmen des
Nachhaltigkeitsfestivals im Alternativen Jugendzentrum in Chemnitz am 14.
August 2021 sowie der Europäischen Mobilitätswoche (16. bis 22. September
2021) und des Mobilitätstages am 22. September 2021 auf dem Chemnitzer
Sonnenberg weitergeführt. In diesem Zusammenhang werden gemeinsam mit dem
EU-Projekt INTERLACE und der Verkehrswacht Chemnitz e.V. Ideen und
Maßnahmen ausgearbeitet, die eine noch aktivere Beteiligung von
Bürgerinnen und Bürgern sowie anderen Stakeholdern im Projekt ermöglichen
sollen.

Das Projekt „RADerFAHREN“ wird vom Bundesministerium für Verkehr und
digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen
Radverkehrsplans 2020 gefördert.