Pin It

Von E-Mobilität über Kraftstoffforschung bis zur Verkehrsplanung: An der
Hochschule Coburg organisiert Prof. Dr. Markus Jakob gerade den
diesjährigen Coburger Mobilitätskongress mit spannenden Themen. Er selbst
forscht an der Schnittstelle zwischen Chemie und Maschinenbau an Lösungen,
um Energie zu speichern und zu transportieren.

Allein in der Sahara wirft die Sonne soviel Energie auf den Boden, dass es
leicht ausreichen würde, um den gesamten Primärenergiebedarf der Erde zu
decken. Dafür bräuchte es etwa eine Fläche von der Größe Ägyptens. Es gibt
genug Energie – wenn auch nicht bei uns. „Das ist nichts Neues, wir
importieren ja auch Erdgas aus Russland und Atomstrom aus Frankreich“,
sagt Prof. Dr. Markus Jakob. Erneuerbare Energien müssen dem
Wissenschaftler zufolge nur dort eingesammelt werden, wo sie günstig
verfügbar sind. „Und dann müssen wir die Energie speichern und
transportieren können.“ Markus Jakob hat an der Fakultät Maschinenbau und
Automobiltechnik der Hochschule Coburg eine Forschungsprofessor für
regenerative Kraftstoffe und motorische Verbrennung inne. Als zentrales
Bindeglied der künftigen Energiewirtschaft sieht er die Energiespeicherung
in chemischer Form wie beispielsweise in regenerativ hergestellten
Kraftstoffen. „Wir verstehen sie als chemische Batterien.“

Kongress im Herbst

Jakob organisiert gerade den Coburger Mobilitätskongress, der in diesem
Jahr am Donnerstag, 10. November, und Freitag, 11. November, am Campus
Friedrich Streib der Hochschule Coburg stattfindet. Welche Antriebe,
Techniken und Kraftstoffe bewegen uns? In mehr als zwei Dutzend
Fachvorträgen geht es um Themen aus den Bereichen Elektromobilität,
regenerative Kraftstoffe, Autonome Fahrzeugsysteme, Sensorkonzepte,
Verkehrsplanung und Unfallforschung. Der Kongress richtet sich an Fach-
und Führungskräfte aus Automobil- und Mobilitätsbranche, Stadtplanung,
IT-, Software- und Dienstleistungsunternehmen, Kommunen und Start-ups. „An
alle, die sich mit neuen Geschäftsmodellen, Innovationen im Bereich des
Autonomen Fahrens und alternativer Antriebe beschäftigen und an Menschen,
deren Ziel es ist, Mobilität strategisch und klimaschonend zu managen.“

Mit Wasserstoff und Pflanzenöl

„Wenn man wollte, könnte man zum Beispiel schon in naher Zukunft in
Deutschland Kraftstoffe anbieten, die zu mehr als 50 Prozent regenerativ
hergestellt sind“, sagt Jakob. „Rein rechnerisch hätte man hierzulande mit
60 Millionen Fahrzeugen dann rund 30 Millionen CO2-neutrale Fahrzeuge.“ In
anderen europäischen Ländern werden hoch regenerative Kraftstoffe bereits
heute flächendeckend verkauft. Jakob greift in eine Tasche seines Jacketts
und holt ein Fläschchen von zwei, vielleicht drei Zentimetern Größe
heraus. Die Flüssigkeit darin ist durchsichtig wie Wasser, aber sie bewegt
sich etwas langsamer. Es ist eine Probe HVO: Pflanzenöl, das mit
Wasserstoff veredelt wurde. Dies und Biodiesel machen den Diesel R33
Kraftstoff aus. Dieser wurde an der Hochschule Coburg entwickelt, besteht
zu 33 Prozent aus regenerativen Komponenten, ist bereits seit mehreren
Jahren zugelassen und wird von Shell vertrieben. „Damit funktioniert jeder
moderne Dieselmotor.“ Bei Pflanzenöl gebe es immer wieder Unterschiede in
der Molekülstruktur. Durch die Veredelung mit Wasserstoff seien die
Moleküle im HVO aber wesentlich gleichförmiger und alterungsstabiler. „Man
muss in der Chemie verstehen, in welcher Art die Energie sinnvoll und
stabil gespeichert werden kann. Und bei der Maschine muss man wissen, wie
man sie gut zum Laufen bekommt“, erklärt Jakob die Schnittstelle zwischen
Chemie und Maschinenbau.

Innovationen für den Klimaschutz

Der Professor berichtet von einem Sensor, der erkennt, wie hoch der Bio-
Anteil in einem Kraftstoff ist. Interessant für Autofahrerinnen und
-fahrer, die Wert darauf legen, regenerative Kraftstoffe zu tanken, aber
auch für politische Regelungen, mit denen es beispielsweise möglich wäre,
einen steuerlichen Anreiz zu schaffen, wenn jemand solche Kraftstoffe
tankt. Gemeinsam mit der Elektrotechnik und dem Institut für Sensor- und
Aktortechnik (ISAT) der Hochschule soll der so genannte „Coburg-Sensor“ ab
Herbst 2022 so weiterentwickelt werden, dass 2025 ein Prototyp in
Fahrzeuge oder Zapfsäulen eingebaut werden kann. „Energie wird uns die
nächsten 100 Jahre beschäftigen. Unsere Absolventinnen und Absolventen
können ohne Probleme ein ganzes Berufsleben mit diesem Thema arbeiten.“
Und es ist auch eines der großen Themen, die im Herbst beim
Mobilitätskongress diskutiert werden.

Mehr zum Coburger Mobilitätskongress

Informationen zum Programm, zu Ticktes, aber auch zu Ausstellungsflächen
und Sponsormöglichkeiten finden sich unter www.hs-
coburg.de/mobilitaetskongress