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Verkehrsunfälle und deren Folgen gehören zum Alltag am
Universitätsklinikum Regensburg (UKR). Patienten kommen mit teils
schwersten Verletzungen ans UKR. Doch nicht nur an der direkten
Patientenversorgung ist das Klinikum beteiligt, sondern auch in der
Erforschung und Prävention von Unfällen. Dafür wurde bereits 1998 die Audi
Accident Research Unit (AARU) gegründet, eine Kooperation der Klinik und
Poliklinik für Unfallchirurgie des UKR und der AUDI AG. Am 11. Bayerischen
Landestag der Verkehrssicherheit, dem 13. Mai 2023, gibt die AARU  auf dem
Regensburger Neupfarrplatz Einblicke in ihre Arbeit und gibt Tipps zur
Unfallprävention.

Auf dem Weg in die Schule, zum Einkaufen oder in die Arbeit. Ob zu Fuß,
mit dem Fahrrad oder dem Auto. Täglich nehmen wir im Straßenverkehr teil
und sind deshalb zu jederzeit auch einer potentiellen Unfallgefahr
ausgesetzt. Um Schäden am Menschen, so gut es geht, zu minimieren sowie
bei Unfällen auch die Behandlungsmöglichkeiten weiterzuentwickeln,
arbeiten die Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie des
Universitätsklinikums Regensburg und die AUDI AG seit 1998 in der
Verkehrsunfallforschung zusammen. Die Audi Accident Research Unit ist ein
interdisziplinäres Forschungsprojekt mit dem Ziel, die allgemeine
Verkehrssicherheit zu steigern. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit
der Bayerischen Polizei. Dadurch erhält die AARU Kenntnis von relevanten
Unfällen.

„Trotz steigender Unfallzahlen nimmt erfreulicherweise der Anteil an
getöteten oder schwerverletzten Verkehrsteilnehmern ab, was wir auf die
Weiterentwicklung der Fahrzeugsicherheit zurückführen. Hier konnte die
AARU in den letzten 25 Jahren wertvolle Erkenntnisse beitragen. Sollte es
dennoch zu schweren Verletzungen kommen, helfen Informationen aus der
Unfallforschung, die Entstehung und Biomechanik der Verletzung zu
verstehen, um die Behandlung zu optimieren“, erklärt PD Dr. Daniel Popp,
Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie sowie medizinischer
Leiter der AARU am UKR. „Ziel ist es, Konsequenzen der medizinischen
Behandlung zu erforschen, wie solche Unfälle und daraus resultierende
Verletzungen vermieden werden können, die für Betroffene zum Teil
langwierige Folgen haben.“

Jedes noch so kleine Detail ist für die Forscher von Nutzen

„Uns interessieren verschiedenste Fragen rund um den Unfall. Wie ist der
Unfall passiert? Welche Einflussfaktoren gab es? Wurde die kritische
Situation erkannt und darauf reagiert? War der Fahrer abgelenkt? Woran
haben sich die Insassen verletzt? Welche Farbe hatte die Bekleidung eines
verunfallten Fußgängers oder Radfahrers?  Welche Fahrbahnverhältnisse
herrschten zum Unfallzeitpunkt? Wie alt ist das Unfallopfer?“, erklärt Dr.
Stefanie Weber, Psychologin in der Klinik und Poliklinik für
Unfallchirurgie des UKR und AARU-Projektleiterin. „Für uns ist jedes noch
so kleine Detail von Bedeutung. Wir wollen Muster erkennen und für die
Zukunft lernen.“ In den vergangenen knapp 25 Jahren haben Mediziner,
Psychologen und Techniker auf diese Art mehr als 1.600 Unfälle analysiert.
Die Erkenntnisse aus den interdisziplinären Untersuchungen fließen dann in
die Entwicklung von passiven und aktiven Fahrzeugsicherheitssystemen sowie
von automatisierten Fahrfunktionen ein. In regelmäßigen Meetings tauschen
sich die Wissenschaftler über aktuelle Fälle und neueste Ergebnisse aus.

In über 50 Prozent der Unfälle ist Unachtsamkeit des Fahrers der Auslöser

So sind über 50 Prozent der von der AARU analysierten Unfälle darauf
zurückzuführen, dass die Fahrerenden das Gefahrenmoment nicht bzw. nicht
rechtzeitig realisiert haben. Sind Fahrzeuge jedoch mit Sensoren wie etwa
Spurhalte- und Notbremsassistenten ausgestattet, greifen diese dem Fahrer
im Notfall unter die Arme und lassen kritische Momente erst gar nicht
entstehen. Neben den technischen Aspekten werden auch die psychischen und
physischen Belastungssymptome von Unfallopfern untersucht, um auch die
Therapien an veränderte Unfallgeschehen anzupassen und weiterzuentwickeln.
So entstand im vergangenen Jahr erstmals ein 3D-Druck einer Wirbelsäule
eines Unfallbeteiligten zur besseren Veranschaulichung der Verletzung.

„Mit unserer Forschungsarbeit wollen wir einen Beitrag leisten,
Unfallentstehung, Unfallverlauf und Unfallfolgen in ihrem Zusammenwirken
noch besser zu verstehen und somit bestenfalls Unfälle ganz zu vermeiden
oder zumindest die Folgen für die Betroffenen zu verringern“, fasst
Professor Dr. Dr. Volker Alt, Direktor der Klinik und Poliklinik für
Unfallchirurgie des UKR, die Arbeit der AARU zusammen. Dabei ist das AARU-
Team immer auf die Mithilfe von Unfallbeteiligten und Werkstätten
angewiesen, um die benötigten Daten zu erheben.

Tag der Verkehrssicherheit am 13. Mai in Regensburg

Weil auch der direkte Kontakt mit den Verkehrsteilnehmern wichtig ist,
engagiert sich das Team der AARU am 11. Bayerischen Landestag der
Verkehrssicherheit auf dem Regensburger Neupfarrplatz. Am 13. Mai 2023 von
10:00 bis 17:00 Uhr können Interessierte am Stand der AARU mit den beiden
ins Gespräch kommen und sich über mögliche Gefahren durch Ablenkung im
Straßenverkehr informieren. Mit im Gepäck haben sie dann auch ein
gecrashtes E-Fahrzeug, an dem der moderne Stand der Fahrzeugsicherheit
veranschaulicht wird. „Wir wollen die Menschen dafür sensibilisieren, sich
mit offenen Augen und voller Konzentration durch den Straßenverkehr zu
bewegen. Prävention ist wichtig, denn der beste Unfall ist der, der gar
nicht erst passiert“, ziehen die beiden Wissenschaftler ein Fazit.