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E-Autos werden klimafreundlicher: VDI analysiert die Ökobilanz von
E-Autos, Plug-In-Hybriden und konventionell angetriebenen Fahrzeugen

• E-Autos und Plug-in-Hybride schneiden im Langzeittest bei der
Klimabilanz am besten ab.
• Ab 90.000 Kilometer Laufleistung sind E-Autos der Kompaktklasse
klimafreundlicher als Verbrenner
• Ökologischer Rucksack: Die tatsächliche Ökobilanz von Autos hängt von
zahlreichen Faktoren ab: neben dem Produktionsstandort und dem verwendeten
Energiemix bei der Fahrzeugherstellung kommt es auf die Antriebsart sowie
den verwendeten Strommix beim Fahren an.
• VDI stellt sieben Handlungsempfehlungen für den Umbau zum
klimafreundlichen Mobilitätsland vor.

(Düsseldorf, 11.12.2023) Wann wird Autofahren grün? Die Transformation der
Automobilwirtschaft in Deutschland zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz
ist in vollem Gange. Das interdisziplinäre Expertengremium Antriebe der
VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik hat in einer umfangreichen
Studie die Ökobilanz von E-Autos, Plug-In-Hybriden (Benzin/Diesel) sowie
konventionell angetriebenen Autos (Diesel/Benzin) verglichen.  Die VDI-
Ökobilanzstudie hat dabei den Umwelteinfluss verschiedener Pkw-
Antriebskonzepte von Kompaktklassefahrzeugen (z. B. VW ID.3, Ford Focus,
Toyota Corolla Hybrid, VW Golf) untersucht. Kernergebnis: E-Autos dieser
Fahrzeugklasse sind ab einer Laufleistung von 90.000 Kilometern
klimafreundlicher als solche mit konventionellen Antrieben. In der
Langzeitbetrachtung, die die VDI-Ingenieure und Ingenieurinnen in
Zusammenarbeit mit dem Karlsruhe Institute of Technology (KIT)
durchführten, schneiden bei einer Fahrzeug-Laufleistung von 200.000
Kilometern E-Auto und Hybrid-Fahrzeuge in ihrer Klimabilanz am besten ab,
gefolgt von Diesel- und Benziner-PKW, die mit fossilen Kraftstoffen
betankt werden.

„Bekanntlich hängt bei Autos die genaue Ökobilanz von zahlreichen Faktoren
ab – dem Produktionsstandort, dem Energiemix bei der Produktion von
Fahrzeug und Komponenten sowie dem genutzten Antrieb auf der Straße und
der dabei verwendeten Energie. E-Autos und Hybridfahrzeuge starten durch
die ressourcenintensive Herstellung der Antriebstechnologie bei ihrer
Ökobilanz mit einem ökologischen Rucksack, da die Batterieproduktion
heutzutage fast ausschließlich noch in Asien stattfindet. In der
Langzeitbetrachtung setzen sich bei der Ökobilanz dann E-Autos und
hybridbetriebene Fahrzeuge dauerhaft durch“, sagt Dr. Joachim Damasky,
Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik. „Für die
klimafreundlichere Mobilität brauchen wir in Deutschland dringend den
Ausbau der Erneuerbaren Energien, den Aufbau einer grünen
Batterieproduktion, aber auch nachhaltig erzeugte Kraftstoffe für
Bestandsfahrzeuge. Erst die grün produzierte Batterie und ihre
Vormaterialien reduziert deren ökologischen Fußabdruck und macht die
E-Mobilität wirklich klimafreundlich.“

Trotz ökologischem Rucksack: E-Autos und Plug-in-Hybride schneiden im
Langzeitbetrieb am besten ab

Im Ökobilanz-Vergleich der Ingenieure und Ingenieurinnen schneiden bei
einer angenommenen Laufleistung von 200.000 Kilometern, die das Fahrzeug
auf der Straße fährt, E-Autos am besten ab. Sie verursachen im
betrachteten Gesamtzeitraum – von der Fahrzeug- und Antriebsproduktion bis
zum Ende der gefahrenen Kilometer – 24,2 Tonnen CO2. Auf Rang 2 liegen
Plug-In-Hybride (wie der Toyota Corolla Hybrid) mit einem unwesentlich
mehr CO2-Emissionen von 24,8 Tonnen. Diesel- und Benzinerfahrzeuge der
Kompaktklasse (wie der Ford Focus, VW Golf) folgen mit deutlichem Abstand
auf den Plätzen 3 und 4 und sind beim Betrieb mit 100 % fossilen
Kraftstoffen für Treibhausgas-Emissionen von 33 Tonnen CO2 (Diesel) bzw.
37 Tonnen CO2 verantwortlich.

Der VDI untersuchte in der umfassenden Ökobilanz-Studie verschiedene
Szenarien der Stromnutzung. Ab einer Fahrleistung von 90.000 Kilometern
sind E-Autos der Kompaktklasse (wie der VW ID.3) in Deutschland
klimafreundlicher als Autos mit konventionellen Kraftstoffen. Würde man in
Deutschland künftig – wie von der Bundesregierung geplant – ausschließlich
Strom aus erneuerbaren Energien für den Fahrzeugantrieb nutzen, wären
E-Autos mit heutigem Standard im Jahre 2035 schon ab 60.000 gefahrenen
Kilometern klimafreundlicher als Diesel- oder benzinbetriebene Fahrzeuge.
Wird ein E-Auto mit fossil erzeugtem Strom betrieben, verschiebt sich der
Wert auf 160.000 gefahrene Kilometer. „Wir müssen uns bei der Ökobilanz
die Treibhausgasemissionen von Produktion, Laufzeit und Entsorgung
anschauen. Erst die grün produzierte Batterie und ihre Vormaterialien
macht die E-Mobilität klimafreundlich. Hier hat die Industrie in Zukunft
einen großen Hebel für eine klimafreundlichere Mobilität, der heute leider
noch nicht genutzt wird. Wir brauchen daher mehr Batterieproduktion Made
in Germany, ein besseres Batterierecycling sowie den schnellen Ausbau der
erneuerbaren Energien - sowohl in Form von grünem Strom als auch grünen
Kraftstoffen. Die Ökobilanzstudie zeigt, dass es zu kurz gedacht ist, nur
über den Verbrauch der Fahrzeuge zu reden“, sagt VDI-Fahrzeugexperte
Joachim Damasky.

Zum Studiendesign: VDI-Ökobilanzstudie 2023

Die Ökobilanzanalyse analysiert den Umwelteinfluss verschiedener Pkw-
Antriebskonzepte am Anwendungsfall von 2021 produzierten
Kompaktklassefahrzeugen (z. B. VW ID.3, Ford Focus, Toyota Corolla Hybrid,
VW Golf). Analysiert wurden die Treibhausgasemissionen, wenn das Auto in
Deutschland fährt. Die angenommene Laufleistung je Fahrzeug beträgt
200.000 Kilometer unter Verwendung des Mittelwertansatzes (mittlerer
Strommix) und des WLTP-Testverfahren ("Worldwide Harmonized Light Vehicles
Test Procedure").

Die VDI-Studie wurde durchgeführt vom interdisziplinären Expertengremium
Antriebe des VDI-Fachbereichs Kraftfahrzeugtechnik in der VDI-Gesellschaft
Fahrzeug- und Verkehrstechnik und durch das Karlsruhe Institute of
Technologie (KIT) unterstützt. Die Methodik und Ergebnisse wurden einem
Review-Verfahren durch das unabhängige Paul Scherrer Institut (PSI)
unterzogen.

Mobilitätsland Deutschland: VDI-Handlungsempfehlungen für eine
klimafreundliche Zukunft

„Die Ergebnisse zeigen, dass wir in vielen Bereichen einen erheblichen
Handlungsbedarf haben. Aus Klimagesichtspunkten wird die Notwendigkeit
unterstrichen, grüne Energieträger für die Produktion und den Betrieb von
Kraftfahrzeugen zu nutzen. Zudem müssen wir im globalen Vergleich wieder
stärker in Wertschöpfung in Deutschland und Europa investieren,
insbesondere im Bereich der Batterie- und Zellfertigung“, so VDI-Präsident
Prof. Dr.-Ing. Lutz Eckstein. Um in Zukunft eine klimafreundliche
Mobilität zu gewährleisten, hat der VDI auf Basis der Ökobilanzstudie
sieben zentrale Handlungsempfehlungen für eine klimafreundliche Zukunft
der Mobilität formuliert.

Die Handlungsempfehlungen im Überblick:

Ohne grünen Strom keine grüne E-Mobilität
Wir brauchen für eine klimafreundlichere Mobilität in Deutschland den
Ausbau der erneuerbaren Energien. Allein der Umstieg auf Elektroautos und
Hybridfahrzeuge wird nicht ausreichen, wenn der Strom „dreckig“ produziert
wird. Der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft ist wichtig und wird die
Klimabilanz der Elektroautos in der Nutzungsphase spürbar verbessern.

Erst grüne Batterien ermöglichen grüne E-Mobilität
Die Batterieproduktion für Elektroautos muss zwingend mit regenerativer
elektrischer Energie erfolgen, um Treibhausgasemission bei der Produktion
gering zu halten. Die Studie zeigt, dass die Emissionen von
batterieelektrischen Fahrzeugen entscheidend durch die Produktion der
Batterien bestimmt werden. Hierbei spielt der jeweilige Produktionsort
eine zentrale Rolle.

Standort D stärken: Batterien müssen in Deutschland und Europa mit
erneuerbarem Strom nachhaltig produziert werden
Eine Batterieproduktion in Deutschland und europäischen Ländern mit hohem
erneuerbarem Energieanteil sorgt neben einer europäischen Wertschöpfung
für eine bessere CO2-Bilanz der Autos. Die Studie zeigt, dass gerade
Batterien aus China mit hohen Treibhausgasemissionen durch die Produktion
belastet sind. Aber auch Produktionsstandorte in Europa mit einem hohen
fossilen Stromerzeugungsanteil verursachen eine signifikante CO2-Belastung
der Batterie.

E-Fuels sind ein wichtiger Technologiebaustein
Wir leben in einer Zeit der Transformation. In dieser sind E-Fuels ein
wichtiger Technologiebaustein für eine klimaneutrale Mobilität der
Zukunft. Zur Erreichung der deutschen und europäischen Klimaziele im
Verkehrssektor ist die Nutzung von klimaneutralen Kraftstoffen für die
Bestandsflotte unabdingbar. Hierfür müssen umgehend die regulatorischen
Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Industrie in eine
entsprechende Skalierung der nachhaltigen Kraftstofferzeugung investiert.

Plug-In-Hybride leisten bei hohem elektrischen Fahranteil einen positiven
Beitrag
Um möglichst emissionsarm zu fahren, müssen Autofahrende auf den
bestimmungsgemäßen Betrieb von Plug-in-Hybriden achten. D.h. sie müssen
ihre Plug-in-Hybride prioritär und regelmäßig elektrisch laden, um einen
hohen elektrischen Fahranteil zu erreichen.

Eine neue leichtere Fahrzugklasse M0 bietet für den urbanen Bereich
zusätzliches Potenzial
Eine neu zu schaffende Elektro-Kleinfahrzeug-Klasse M0 für den urbanen
Bereich mit entsprechend kleinen Batterien, niedrigem Gewicht und geringer
Stellfläche, aber keinen Abstrichen bei der Sicherheit, kann viele
Mobilitätsbedarfe erfüllen.

F&E von Batterie-Recycling muss weiter vorangetrieben und zielgerichtet
gefördert werden
Um den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort zu stärken, muss in
Deutschland verstärkt produziert und rezykliert werden. Die Studie sieht
neben bereits erfolgten regulatorischen Vorgaben einen verstärkten
Handlungsbedarf hinsichtlich des Recyclings der Traktionsbatterien von
Elektroautos, insbesondere in der Forschung und Entwicklung sowie einer
Skalierung auf einen industriellen Maßstab. Mit Blick auf Materialbedarf
und -verfügbarkeit wird dem Thema Recycling künftig eine immer wichtigere
Rolle zukommen.

Die Langfassung der VDI-Ökobilanzstudie 2023, das VDI Factsheet mit den
Handlungsempfehlungen sowie Grafiken und weitere Informationen zum
Studiendesign finden Sie hier: www.vdi.de/oekobilanz-studie

Fachlicher Ansprechpartner:
Christof Kerkhoff
Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik
Telefon: +49 211 6214-645
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