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Die Hepatitis C, eine Leberentzündung aufgrund der Infektion mit dem
Hepatitis C-Virus, kann schwerwiegende Folgen wie Leberzellkrebs oder
Leberzirrhose haben. Deshalb ist die Behandlung wichtig. In den letzten
Jahren wurden neue Medikamente zur Behandlung entwickelt und eingesetzt.
Für die Therapie der chronischen Hepatitis C liegen bereits viele Daten
vor. Eine jetzt in der Zeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“
publizierte Studie der Deutschen Leberstiftung hat erstmals gezeigt, dass
mit den neuen Medikamenten auch eine akute Hepatitis C ausheilen kann –
und zwar sogar schneller als die chronische Hepatitis C, die aktuell für
acht bis zwölf Wochen behandelt werden muss.

Das Hepatitis C-Virus wird durch infiziertes Blut übertragen. Es dringt in
die Leberzellen ein, vermehrt sich dort sehr schnell und schädigt sie
dabei. Das Immunsystem bekämpft das Virus, indem es befallene Leberzellen
zerstört. Dadurch wird die Funktion der Leber immer weiter eingeschränkt.
Oft setzt sich das Virus im Körper fest und kann ohne eine medikamentöse
Therapie nicht besiegt werden. Die Erkrankung wird dann „chronisch“, also
dauerhaft. Die ersten sechs Monate nach der Infektion spricht man von
einer „akuten HCV-Infektion“. In dieser Zeit kann die Hepatitis C ohne
Behandlung („spontan“) ausheilen. Das geschieht in zehn bis 50 Prozent der
Fälle. Die akute Hepatitis C wird nur selten erkannt, weil sie meist keine
Symptome verursacht. Deshalb sind Studien zu dieser Erkrankung selten und
aufwendig.

Seit 2014 stehen für die Behandlung der chronischen Hepatitis C neue
Medikamente zur Verfügung. Diese Medikamente greifen direkt in die
Vermehrung des Hepatitis C-Virus ein und können ohne das bisher immer
notwendige Interferon, das viele Nebenwirkungen verursacht, eingesetzt
werden. Bisher lagen nur Daten zur Behandlung der chronischen Hepatitis
mit diesen neuen Therapien vor. Die Studie, die im HepNet Study-House der
Deutschen Leberstiftung durchgeführt wurde, hat zum einen geprüft, ob
eines der bei der chronischen Hepatitis C sehr gut wirkenden Medikamente
auch bei der akuten Hepatitis C mit sehr hohen Leberwerten sicher
eingesetzt werden kann und zum anderen, ob eine kürzere Behandlungsdauer
ausreicht.

Es handelt sich um die weltweit erste Studie zur Interferon-freien
Behandlung einer akuten HCV-Infektion, aus der die kompletten Daten
vorliegen. An der Studie nahmen 20 Patienten aus zehn Zentren in ganz
Deutschland teil, die eine akute Hepatitis C aufgrund einer Infektion mit
dem Hepatitis C-Virus des Genotyps 1 und keine weiteren
Infektionskrankheiten wie Hepatitis B oder HIV hatten.
Alle Patienten erhielten eine Kombination der Wirkstoffe Ledipasvir und
Sofosbuvir in einer Tablette für sechs Wochen und wurden anschließend
zwölf Wochen weiter beobachtet. Die Behandlung war sehr erfolgreich: Alle
Patienten konnten geheilt werden und es gab keine nennenswerten
Nebenwirkungen.

„Mit dieser Studie konnten wir zeigen, dass die neuen Medikamente auch bei
Patienten mit einer akuten Hepatitis C sicher eingesetzt werden können.
Das ist für die Betroffenen ein wichtiges Ergebnis“, erläutert Dr. Katja
Deterding, die Erstautorin der Publikation. Die übliche Dauer für die
Behandlung bei einer chronischen Hepatitis C mit diesem Medikament beträgt
acht bis zwölf Wochen. Bei der akuten Hepatitis C ist laut dieser Studie
eine kürzere Behandlung ausreichend. Prof. Dr. Heiner Wedemeyer, einer der
korrespondierenden Autoren des veröffentlichten Artikels, hebt dazu
hervor: „Die Erkenntnis, dass eine deutlich kürzere Therapiedauer bei
einer sehr neu erworbenen Hepatitis C-Virusinfektion ausreicht, ist nicht
nur wissenschaftlich und für die klinische Praxis interessant, sondern
könnte auch zu Kostenersparnissen führen, wenn es entsprechende
Verpackungseinheiten geben würde.“

Durch eine frühe Ausheilung der Erkrankung könne außerdem die Ansteckung
weiterer Personen verhindert werden.

„Diese mittlerweile vierte nationale Studie zur akuten Hepatitis C zeigt
die Bedeutung der Deutschen Leberstiftung. Hier entwickeln und realisieren
wir Studien, die für die Patienten enorm wichtig sind, aber nicht im Fokus
der Pharmafirmen stehen. Und wir befassen uns kontinuierlich mit den
Erkrankungen. Seit der Gründung des „Kompetenznetz Hepatitis“, das
inzwischen von der Deutschen Leberstiftung getragen wird und seines HepNet
Study-House im Jahr 2002 haben wir in vielen Studien die Virushepatitis
erforscht. Diese waren oft weltweit bedeutend und haben Ergebnisse
erbracht, die zum Teil noch heute wegweisend für die Behandlung der
Virushepatitis sind“, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorsitzender
der Deutschen Leberstiftung und Leiter der Studie. „Dieser Erfolg ist nur
möglich durch die gute Zusammenarbeit. Wir danken den Zentren und
Patienten, die durch ihre Mitarbeit den Erfolg der Studie erst möglich
gemacht haben und dem Team, das die Studie so erfolgreich koordiniert
hat“, betont Prof. Dr. M. P. Manns.

Die Studie wurde im HepNet Study-House der Deutschen Leberstiftung in
Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH)
durchgeführt. Gefördert wurde die Studie durch die Gilead Sciences GmbH
und das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Das DZIF fördert
das HepNet Study-House der Deutschen Leberstiftung und kann dessen
Infrastruktur auch für klinische Studien und Register zur Virushepatitis
nutzen.

Der Artikel “Ledipasvir plus sofosbuvir fixed-dose combination for 6 weeks
in patients with acute hepatitis C virus genotype 1 monoinfection (HepNet
Acute HCV IV): an open-label, single-arm, phase 2 study” (Deterding K et
al.) mit den Ergebnissen der Studie ist in der Zeitschrift „The Lancet
Infectious Diseases“ (doi:
http://dx.doi.org/10.1016/S1473-3099(16)30408-X, epub) erschienen.

www.deutsche-leberstiftung.de