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Startscreen der „Schütz Deinen Kopf!“-App „GET – Gehirn Erschüttert?  ZNS - Hannelore Kohl StiftungInitiative „Schütz Deinen Kopf!“ präsentiert bei den Grizzlys Wolfsburg
innovative Medien zum Thema Gehirnerschütterung – Tester für App gesucht
Mit dem Kopf voran prallt der Eishockeyspieler gegen die Bande. Er rappelt
sich mühsam hoch, wirkt benommen – und zeigt dennoch dem Mannschaftsarzt
den erhobenen Daumen. Wie in den neuen Informationsfilmen der Initiative
„Schütz Deinen Kopf!“ der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung geht es noch immer
in vielen Trainings und Turnieren zu, mahnen Experten – daher bleiben
viele Gehirnerschütterungen unerkannt. Die Verletzten werden nicht
geschont, ihr Risiko für weitere Unfälle und neurologische Langzeitschäden
steigt enorm.

Spätfolgen werden unterschätzt
Prof. Dr. Eckhard Rickels, Chefarzt der Neurotraumatologie im Allgemeinen
Krankenhaus Celle, unterstützt die Initiative als medizinischer Berater.
Er gibt zu bedenken: „Die Gehirnerschütterung ist eine durch
Gewalteinwirkung auf den Kopf hervorgerufene zeitlich begrenzte
Hirnfunktionsstörung.“ Dabei können die Schädigungen nach dem Unfall
meistens nicht in der Computertomographie oder Magnetresonanztomographie
sichtbar gemacht werden. „Trotzdem finden wir bei den Betroffenen
neurologische Auffälligkeiten“, betont Rickels, „diese klingen nur dann
zuverlässig ab, wenn der Patient sich schont.“ Die ZNS – Hannelore Kohl
Stiftung, die seit 1983 Menschen mit Hirnverletzungen und ihre Angehörigen
unterstützt, setzt sich dafür ein, dass jeder diese Schonzeit erhält –
egal, ob im Schul-, Freizeit- oder Leistungssport. Ihre Initiative „Schütz
Deinen Kopf!“ arbeitet mit namhaften Organisationen, Medizinern und
Sportverbänden zusammen, um für das Thema zu sensibilisieren.

Prozesse im Gehirn verstehen dank neuer Informationsfilme
Einer der Filme richtet sich an Grundschüler, einer an Jugendliche und
Erwachsene, der dritte an Trainer, Pädagogen und ehrenamtliche Betreuer.
Dr. Axel Gänsslen vom Klinikum Wolfsburg, Mannschaftsarzt des Eishockey-
Bundesligisten Grizzlys Wolfsburg, war als medizinischer Berater
involviert. Er betont, dass noch viel Klärungsbedarf rund um
Gehirnerschütterungen besteht – quer durch alle Sportarten und Ligen.
„Fragt man nur nach Symptomen, machen die Sportler manchmal falsche
Angaben“, gibt Gänsslen zu bedenken. „In wichtigen Turnieren denken sie:
Wenn ich jetzt ausfalle, schwäche ich mein Team.“ Die Filme verdeutlichen,
warum die Sportler damit unrecht haben. Zeichnungen und 3D-Animationen
vermitteln, welche Prozesse nach dem Aufprall innerhalb des Schädels
ablaufen. Je nachdem, wo die Gehirnmasse gegen den Knochen stößt,
entstehen Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder eine
Verengung des Sichtfelds. Wer trotz Gehirnerschütterung weiterspielt,
zeigen diverse Szenen, verlangsamt sich und neigt zu Fehlentscheidungen.
Schlimmer noch: Das Risiko für weitere Stürze oder Zusammenstöße steigt.

Ermöglicht wurde die Produktion der neuen Filme unter anderem dank einer
großzügigen Spende der Willy Robert Pitzer Stiftung. „Als Stiftung, die
der Förderung der Volksgesundheit verpflichtet ist, haben wir die
Initiative der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung sehr gerne unterstützt“, so
Dr. Helmut Häuser, Vorstandsvorsitzender der Pitzer Stiftung. „Gut
eingebunden in die Kampagne „Schütz Deinen Kopf! Gehirnerschütterungen im
Sport“, vermitteln die neuen Lehr- und Erklärfilme zielgruppengerecht, wie
eine Gehirnerschütterung zu erkennen ist und wie anschließend angemessen
reagiert werden sollte. Zugleich zeigen sie, dass Sport gesund ist, den
Gemeinschaftssinn stärkt und Spaß macht. Wir hoffen, dass unsere Spende
dazu beiträgt, Breiten- und Leistungssportler für die Problematik der
nicht erkannten Gehirnerschütterungen zu sensibilisieren.“

„TestApp!“ für Hinweise auf Gehirnerschütterungen
Um herauszufinden, ob sie eine Gehirnerschütterung haben könnten, können
sich sportlich Aktive ab Mitte Dezember die „Schütz Deinen Kopf!“-App „GET
– Gehirn Erschüttert?
TestAPP!“ kostenfrei herunterladen. Sie ist für ein Zweierteam gedacht –
etwa Spieler und Trainer oder Spieler und Mannschaftsarzt – und kann
direkt nach dem Zusammenprall oder Sturz zum Einsatz kommen. Am
Spielfeldrand oder in der Umkleidekabine soll der Spieler binnen drei bis
vier Minuten Fragen zu Symptomen beantworten, seinen Gleichgewichtssinn
unter Beweis stellen, einen Reaktionstest durchführen und seine
Augenfunktion testen. Meldet die App anschließend „Gefahr einer
Gehirnerschütterung“, sollte der Sportler zum Arzt – auf keinen Fall ins
Spiel oder Training zurück.

Die Testphase der App wurde gestern gestartet. Mitte Dezember soll sie
dann in allen App-Stores kostenlos zur Verfügung stehen. Die ZNS –
Hannelore Kohl Stiftung sucht noch sportlich Aktive, die bereit sind, die
App auf ihrem Smartphone oder Tablet zu testen. Interessierte finden alle
Informationen unter www.schuetzdeinenkopf.de.

Die Deutsche Telekom AG förderte das Projekt im Rahmen ihres
gesellschaftlichen Engagements. „Mit ihren Lösungen und Anwendungen ist
die Telekom einer der Gestalter der digitalen Welt. Daher unterstützen wir
innovative, digitale Angebote, die Menschen einen direkten Mehrwert bieten
und konkrete Hilfe leisten“, so Martina Schwebe-Eckstein, Projektleiterin
Corporate Responsibility der Deutschen Telekom AG zum Hintergrund.
„Deshalb haben wir uns an der Entwicklung der App finanziell beteiligt.
Zudem engagiert sich die Telekom in der Sportförderung. Sowohl für den
Spitzen- als auch für den Breitensport ist die App eine gute
Unterstützung, um bei Sportunfällen sicher und schnell reagieren zu
können."

Zweiter Kooperationspartner war die Berufsgenossenschaft VBG, die
gesetzliche Unfallversicherung für den bezahlten Sport in Deutschland.
Norbert Moser, bei der VBG verantwortlich für Prävention im Sport, hofft,
dass viele die App nutzen. „Meine Erfahrung zeigt, dass die neue Drei-
Minuten-Regel, bei der das Spiel für eine Untersuchung wegen
Gehirnerschütterungsverdacht unterbrochen werden kann, in der
Wettkampfpraxis so gut wie nie angewendet wird“, kritisiert er. Auch in
anderen Sportarten bleibe viel zu tun.

Privatdozent Dr. Werner Krutsch vom FIFA-Medical Center of Excellence
Regensburg, Verbandsarzt des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV),
informiert: „Im professionellen Fußball sind erste Regelungen zum Thema
Schädelhirntrauma eingeführt worden, allerdings führt die spezielle
Situation im Profifußball dazu, dass Schädelhirntraumen auch
bagatellisiert werden.“ Dort, aber auch im Amateur- und Juniorenfußball,
gebe es großes Interesse an den Informationen der ZNS – Hannelore Kohl
Stiftung. Doch auch für aktive Familien, Vereine und Pädagogen eignen sich
die neuen „Schütz Deinen Kopf!“-Medien.

Helga Lüngen, Geschäftsführerin der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung, betont:
„Wir hoffen, bei unseren App-Nutzern etwas zu bewegen. Wichtig ist uns,
dass das Weiterspielen nach erlittener Gehirnerschütterung weder im
Spitzensport mit seiner Vorbildfunktion noch im Freizeit- und Schulsport
zum guten Ton gehören darf.“ Dagmar Freitag, Vorsitzende des
Sportausschusses im Bundestag, kommentiert:  „Gehirnerschütterungen im
Sport dürfen keineswegs als Lappalie abgetan, sondern müssen ernstgenommen
werden. Dazu ist es zunächst unabdingbar, dass die Symptome erkannt und
richtig gedeutet werden. Die Initiative „Schütz Deinen Kopf!
Gehirnerschütterungen im Sport“ der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung mit
ihren vielfältigen Informationsmitteln und -kanälen wird hoffentlich zur
Aufklärung über die häufig noch unterschätzte Gefahr von
Gehirnerschütterungen beitragen und das Bewusstsein schärfen, dem Gehirn
nach einem Trauma die notwendige Ruhe zu geben."

Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.youtube.com/channel/UCLerMCUMnGQ3qQOJmoGuCUg
http://www.hannelore-kohl-stiftung.de
http://www.schuetzdeinenkopf.de