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Erste Untersuchungen deuten auf ernstzunehmenden Zusammenhang hin.
Schlafmediziner verweisen auf dringend notwendige Studie als
Beweisgrundlage.
Demenz ist eine im höheren Lebensalter häufige Erkrankung, die den
Betroffenen und sein Umfeld erheblich belastet. Ein Schwerpunkt in der
Demenzforschung ist die Suche nach beeinflussbaren Faktoren, um durch
deren Behandlung das Eintreten einer Demenz zu verhindern oder wenigstens
zu verzögern. Schlafmediziner lenken hier das Augenmerk auf ihr
Fachgebiet, denn möglicherweise stellt die unbehandelte Schlafapnoe einen
modifizierbaren Risikofaktor für das Auftreten einer Demenz dar.

Unter dem Leitmotiv „Schlafmedizin: grenzüberschreitend und innovativ“
werden sich vom 1. bis 3. Dezember in Dresden etwa 2000 Experten
anlässlich der 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für
Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) auch über die Einflüsse von
Schlafstörungen auf neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz
austauschen.

Schlafbezogene Atmungsstörungen werden zunehmend als ein Risikofaktor für
das Auftreten einer Demenz erkannt. „Gestützt wird diese Annahme durch
Tierversuche mit Simulation einer Schlafapnoe und anschließender
Untersuchung der  Gehirne der Versuchstiere. Hier fanden sich bei
exponierten Tieren Veränderungen, wie sie auch bei Demenzerkrankten
beobachtet werden“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Helmut Frohnhofen, Leitender
Arzt Bereich Altersmedizin, Alfried-Krupp-Krankenhaus, Essen.
Auch wenn ein sicherer Zusammenhang zwischen beiden Krankheitsbildern noch
nicht bewiesen ist, so stützen neuere Daten diese Annahme. Eine Studie von
2015 fand in einer retrospektiven Analyse bei Menschen, die Symptome einer
Schlafapnoe angaben, eine Vorverlagerung der Manifestation einer
kognitiven Beeinträchtigung oder Demenz um etwa zehn Jahre. Diejenigen,
die bei Angabe von Symptomen einer Schlafapnoe mit einer PAP-Therapie
versorgt waren, zeigten diese Vorverlagerung nicht. „Damit findet sich
erstmals indirekte Evidenz dafür, dass durch die Behandlung einer
Schlafapnoe der Zeitpunkt der Manifestation einer Demenz verschoben werden
kann“, so Helmut Frohnhofen.

Zum Beweis dieses Zusammenhanges und unter dem Aspekt einer älter
werdenden Gesellschaft und den erheblichen Problemen, die mit der
Erkrankung Demenz verbunden sind, ist eine Studie dazu nicht nur
gerechtfertigt, sondern dringend notwendig. Der Beweis eines kausalen
Zusammenhangs zwischen einer unbehandelten Schlafapnoe und der Entstehung
einer Demenz kann nur durch eine solche Interventionsstudie bewiesen
werden. Mit dem Wissen, dass die unbehandelte Schlafapnoe möglicherweise
einen modifizierbaren Risikofaktor für das Auftreten einer Demenz
darstellt, rät der Schlafmediziner: „Eine jetzt schon verantwortbare
Konsequenz ist es, an diesen Zusammenhang zu denken und dies auch den
Patienten mit Schlafapnoe gegenüber zu verdeutlichen, um so die Compliance
weiter zu verbessern.“

Die obstruktive Schlafapnoe beeinflusst durch eine Fülle
pathophysiologischer Mechanismen zahlreiche Regulationssysteme und Organe
des Organismus. Dies führt zu klinischen Symptomen wie Müdigkeit und
Schläfrigkeit am Tage, einer reduzierten Leistungsfähigkeit und einer
Beeinträchtigung der Lebensqualität. Weiterhin bestehen unter anderem enge
Beziehungen zwischen der obstruktiven Schlafapnoe und Erkrankungen des
Herz- Kreislaufsystems wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und
Schlaganfall.

Weitere aktuelle Erkenntnisse dazu werden auf der 24. Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) in
Dresden ausgetauscht. Das gesamte Programm und alle wichtigen
Kongressinformationen sind ersichtlich auf der Homepage <www.dgsm-
kongress.de>.