Pin It

Als erste Klinik in Deutschland führt das Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, Simulatortrainings für OP-Teams ein  (Foto: Laura Pippa).Was für Piloten schon lange zur Pflicht zählt, soll jetzt auch im OP-Saal
zu größerer Sicherheit bei unerwarteten Ereignissen beitragen. Als erste
und größte Herzchirurgie in Deutschland richtet das Herz- und
Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen unter der Leitung von Prof. Dr. Jan
Gummert ein Echtzeit-Simulatortraining für Operationsteams ein.

Die Hohe Schule der Patientensicherheit

Die Neuheit kommt aus den USA und wurde jetzt erstmals von Markus Rudloff,
Tagungspräsident und Leiter der Kardiotechnik im Herz- und Diabeteszentrum
NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft
für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und der Jahrestagung für
Kardiotechnik vom 11.-13. November in Weimar als integriertes, klinisches
Pilotprojekt vorgestellt. Weltweit sind derzeit erst 30 Simulator-systeme
dieser Art (Hersteller: Biomed Simulation Inc., San Diego) im Einsatz.

Das Herzstück des nun erstmals in Deutschland verfügbaren Simulatorgerätes
für OP-Teams enthält eine Software, die  medizinische und technische
Informationen der Anästhesie und Kardiotechnik während einer
herzchirurgischen Operation erfasst. Die im HDZ daraus kombinierte Einheit
bildet die Arbeitswelt im OP-Saal nach: Sie besteht aus einem Patienten-
Dummy mit offenem Brustkorb, der an alle notwendigen Überwachungsgeräte
und die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen wird. Über ein Regiepult können
damit  Ereignisse in einem OP-Saal simuliert und dabei auch
Notfallsituationen nachgestellt werden.

„Aus der Luftfahrt ist bekannt, dass eine gestörte Kommunikation im
Cockpit oft zu falschen Entscheidungen führt und damit Menschenleben
gefährden kann“, erläutert Professor Gummert. „Bei herzchirurgischen
Eingriffen ist das Geschehen eher noch anspruchsvoller, denn in einem
Operationssaal sind im Durchschnitt acht bis zehn Personen beteiligt.“ Bei
dem neuen simulationsgesteuerten Fortbildungstraining gehe es daher nicht
um chirurgische Fertigkeiten, sondern um das perfekte Zusammenspiel des
Teams und die Minimierung der Risiken, die durch Koordinations- und
Kommunikationsaufgaben entstehen können. „Bei der Operation ist nicht der
einzelne Spezialist, sondern die Teamleistung aller Fachkräfte
entscheidend.“ Der Simulator werde daher zukünftig als fester Bestandteil
in der Ausbildung angehender Kardiotechniker aufgenommen werden, ergänzt
Markus Rudloff.

Notfälle während der Operation

Die häufigsten Notfälle bei einer Herzoperation entstehen durch eine
plötzliche Veränderung des Herz- Kreislaufzustands des Patienten, die zu
Stress-Situationen für alle Beteiligte führen kann. Um die Ursachen
schnellstmöglich zu finden, sind unzweideutige, direkte und offene Ansagen
notwendig, mit der Operateure, Kardiotechniker, Anästhesist und
Pflegefachkräfte einerseits über ihre Handlungen, andererseits über
medizinische Befunde und Daten sowie über mögliche technische Mängel
informieren.

„Mit Hilfe der Simulation soll es nun gelingen, die individuellen,
organisatorischen, technischen oder auch hierarchiebedingten Faktoren zu
erkennen, die sowohl das Team als auch das Teamumfeld bei der Arbeit
stören können“, beschreibt Markus Rudloff die neue Fortbildungsmaßnahme,
die vom kommenden Jahr an turnusmäßig im OP-Bereich des HDZ NRW
durchgeführt wird. Eine Herausforderung bedeutet dabei auch die Vielfalt
der Informationsabhängigkeiten. Denn der Chirurg ist auf die richtigen
Informationen des Anästhesisten und Kardiotechnikers angewiesen. Der
Anästhesist benötigt für die Überwachung der Lebensdaten die wichtigen
Informationen zu den Labordaten und zu den vom Kardiotechniker
durchgeführten Einsätzen der Herz-Lungen-Maschine. Und die OP-Fachkräfte
müssen das chirurgische Vorgehen kennen, um zur richtigen Zeit sterile
Instrumente und Verbrauchsmaterial an- und nachreichen zu können.

4.000 herzchirurgische Eingriffe jährlich

„Das alles kann man trainieren, wobei wir mit dem Ziel der fortlaufenden
Verbesserung aller Abläufe zunächst den Fokus auf das Trio Operateur-
Anästhesist-Kardiotechnik richten“, sagt Professor Gummert, in dessen
Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie die meisten
herzchirurgischen Eingriffe in Deutschland durchgeführt werden. 2015 waren
es mehr als 4.100 am Herzen und den herznahen Gefäßen, ein  Großteil davon
mit Einsatz der Herz-Lungen-Maschine.

Das HDZ NRW ist besonders bekannt für minimalinvasive herzchirurgische
Eingriffe sowie als Europas größtes Herztransplantationszentrum. Die
Spezialklinik zur Versorgung von Herz- und Diabetespatienten ist Mitglied
im Aktionsbündnis Patientensicherheit und bereits drei Mal mit dem
Qualitätssiegel für Kommunikation und Transparenz im Gesundheitswesen
(KTQ) ausgezeichnet. Das jetzt eingeführte Simulationstraining schließt an
die qualifizierte Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter, das etablierte
Fehlermanagement (CIRS) und zahlreiche weitere Maßnahmen des klinischen
Qualitätsmanagements an.

------
Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und
Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-
Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen mit 37.000 Patienten pro Jahr, davon
14.700 in stationärer Behandlung, zu den größten und modernsten Zentren
seiner Art in Europa.

In der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie des HDZ NRW unter
der Leitung von Prof. Dr. med. Jan Gummert werden jährlich mehr als 6.900
Eingriffe durchgeführt. Die Klinik ist deutschlandweit führend in den
Bereichen Herzklappenoperationen, Herztransplantationen,
Kunstherzimplantationen sowie Herzschrittmacher-/ ICD-Eingriffe. Seit 1989
wurden hier mehr als 3.400 Herzunterstützungssysteme implantiert. Mit 75
Herztransplantationen in 2015 (gesamt: über 2.200) ist die Klinik das
bundesweit größte Herztransplantationszentrum. Zu den weiteren
Schwerpunkten der Klinik zählen die minimalinvasive Klappenchirurgie und
die Bypasschirurgie am schlagenden Herzen.
------

Weitere Informationen:

Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leitung: Anna Reiss
Georgstr. 11
32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 / 97 1955
Fax 05731 / 97 2028
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hdz-nrw.de