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Abnehmen, mehr bewegen, bessere Ernährung – so lauten die klassischen
Vorsätze zum Jahresbeginn. Viel wichtiger allerdings: mehr Bewegung am
Arbeitsplatz! Wie das funktioniert, wird an der Deutschen Sporthochschule
Köln erforscht.

Jeder hat schon mal von ihnen gehört oder kennt sie aus eigener Erfahrung:
die guten Vorsätze für das neue Jahr. Weniger rauchen, mehr Sport treiben
und gesünder essen stehen dabei ganz oben. Doch, mal ehrlich, viele
Vorsätze sind schnell gefasst und ebenso schnell wieder vergessen.
Radikaldiät und ein sportliches Mammutprogramm haben schlechte Chancen auf
langfristigen Erfolg. Daher raten Wissenschaftler der Deutschen
Sporthochschule Köln zu einem ganz anderen Schritt… und zwar: mehr
Bewegung am Arbeitsplatz!

Der moderne Büromensch verbringt etwa 80 Prozent seiner Arbeitszeit
sitzend. Die Folgen dieses Bewegungsmangels sind immens: Der Stoffwechsel
erlahmt, das Risiko, an Diabetes oder Krebs zu erkranken, steigt. Neuere
Studien belegen dabei Erstaunliches: Selbst regelmäßiger Sport nach der
Arbeit kann die Negativfolgen des langen Sitzens nicht ausgleichen.
„Während der Zeit der Inaktivität passieren so viele negative Prozesse im
Körper: Sport nach der Arbeit alleine reicht nicht aus, um Menschen
gesund, fit und leistungsfähig zu erhalten“, konstatiert Prof. Dr. Ingo
Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung der
Deutschen Sporthochschule Köln, und fordert daher: „Wir müssen Bewegung
wieder zu den Menschen bringen, indem wir Räume für Bewegung schaffen –
und das, ohne den Arbeitsprozess zu stören.“

Die Rede ist vom „bewegten Büro“ oder „dynamischen Arbeitsplatz“.
Mindestens 25% der Arbeitszeit sollte im Stehen, Gehen oder bei leichter
körperlicher Aktivität ausgeübt werden, am besten verteilt über den
gesamten Arbeitstag, rät Froböse. Aber wie kann das gelingen, wenn
Beschäftigte fast ausschließlich vor dem PC sitzen? Die Lösung: Bewegung
müsse direkt am Arbeitsplatz integriert werden. Umsetzungsideen und
konkrete Ansätze dazu präsentierten Wissenschaftler und Gäste der
Deutschen Sporthochschule Köln beim 11. Kölner Abend der Sportwissenschaft
im vergangenen Dezember unter dem Titel „Der Arbeitsplatz der Zukunft –
bewegtes Arbeiten statt riskanten Sitzens?“.

Hier wurden u.a. die Ergebnisse einer Studie vorgestellt, welche die
Deutsche Sporthochschule Köln und das Institut für Arbeitsschutz der
Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zur aktiven
Arbeitsplatzgestaltung durchgeführt haben. Beschäftigte einer großen Firma
erhielten die Möglichkeit, dynamische Arbeitsstationen zu testen, z.B.
mobile Fahrradergometer unter dem Schreibtisch, die die Muskulatur und den
Kreislauf anregen. Dabei zeigte sich, dass die Leistungsfähigkeit der
Beschäftigten gegenüber einem Standardarbeitsplatz entgegen der
Wahrnehmung der ProbandInnen nicht abnahm.

Aus psychologischer Sicht entscheidend ist dabei die Akzeptanz der Geräte
und die Motivation der MitarbeiterInnen; nachhaltiger Nutzen entstehe
nicht durch Zwang, sondern aus der eigenen Überzeugung zum aktiven
Arbeiten, erklärt Prof. Dr. Jens Kleinert, Leiter des Psychologischen
Instituts: „Wir machen Dinge, die für uns ein Erlebnis und deren positive
Effekte unmittelbar wahrnehmbar sind.“ Bei den ProbandInnen der
durchgeführten Studie war dies der Fall: Die VielnutzerInnen der Geräte
zeigten einen Gewinn an Wohlbefinden insgesamt – nicht nur bei der Arbeit
oder während sie sich bewegten. Wichtig sei zudem, dass Führungskräfte als
aktive und bewegungsorientierte Vorbilder agierten.

Wie der Arbeitsplatz der Zukunft aussehen wird, bleibt abzuwarten. Die
Moden aus Vergangenheit und Gegenwart, beispielsweise der Gymnastikball,
der höhenverstellbare Schreibtisch oder die E-Mail-freie Stunde, haben
jedenfalls nicht langfristig zu mehr Bewegung am Arbeitsplatz geführt. Das
Equipment allein kann also nicht im Fokus stehen – ebenso die
(Bewegungs-)Kultur an den Arbeitsstätten, der Teamgeist und das
Miteinander sind laut Sportpsychologe Kleinert Schlüsselkomponenten auf
dem Weg zu einer bewegten (Arbeits-)Atmosphäre. Wie bei allen „guten
Vorsätzen“ sind auch beim „bewegten Arbeiten“ die sogenannten volitionalen
Kompetenzen besonders wichtig. Diese befähigen Menschen dazu, selbst
gesteckte Ziele in Resultate umzuwandeln. Den „guten Vorsatz“ zu
konkretisieren, messbar und überprüfbar zu machen sowie in die sozialen
und alltäglichen Handlungsstrukturen zu integrie-ren, sind dabei u.a.
wichtige Schritte, sagt Kleinert.

Hintergrund:
Den „Kölner Abend der Sportwissenschaft“ hat die Deutsche Sporthochschule
Köln im Jahr 2012 ins Leben gerufen. Ziel der Veranstaltungsreihe ist, den
Transfer von aktuellen sportwissenschaftlichen Erkenntnissen in die
Gesellschaft zu ermöglichen und die Forschung an Deutschlands einziger
Sportuniversität einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Diese Presse-Information ist in Kooperation mit den Studierenden des
Bachelorstudiengangs Sportmanagement und Kommunikation im Seminar „PR
/Organisations-kommunikation“ entstanden.