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Prof. Susanne Häußler leitet die Abteilung „Molekulare Bakteriologie“ am HZI sowie das gleichnamige Institut am TWINCORE.  HZIBekämpfung von Biofilmen: ERC Consolidator Grant für HZI-Forscherin
Susanne Häußler
Die medizinische Mikrobiologin Prof. Susanne Häußler erhält einen ERC
Consolidator Grant der Europäischen Union. Mit dieser Fördermaßnahme
unterstützt der Europäische Forschungsrat ERC jedes Jahr
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa. Häußler und ihr
Team untersuchen am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in
Braunschweig Bakterien, die sich durch die Bildung von Biofilmen besonders
hartnäckig im Körper festsetzen. Die Zuwendungen für ihr Projekt belaufen
sich auf knapp zwei Millionen Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren.

In dem EU-unterstützten Projekt will Susanne Häußler die genetische
Ausstattung Biofilm-bildender Bakterien, insbesondere des
Krankheitserregers Pseudomonas aeruginosa, analysieren. Ziel ist es dabei,
die Biofilm-assoziierte Wachstumsform der Bakterien zuverlässig zu
identifizieren und deren Schwachstellen für eine wirkungsvollere Therapie
zu nutzen. Die Forschungsarbeiten für das Projekt starten voraussichtlich
im April.

Pseudomonas aeruginosa ist ein widerstandsfähiges Bakterium, das fast
überall in der Umwelt vorkommt. Wenn es sich in Wunden oder in der
menschlichen Lunge dauerhaft festsetzt, kann es schwere, oft tödliche
Erkrankungen auslösen. Insbesondere Patienten mit Verbrennungen und
Mukoviszidose-Erkrankte sind anfällig für eine chronische Infektion mit
Pseudomonas aeruginosa: Keine andere Bakterienart kommt häufiger in der
Lunge von Mukoviszidose-Patienten vor. Besonders problematisch ist die
Fähigkeit der Pseudomonas-Bakterien, sich in einer geschlossenen Schicht –
einem sogenannten Biofilm – auf der Haut, dem Lungenepithel oder einer
anderen Oberfläche im Körper zusammenzulagern. Durch die Bildung von
Biofilmen schützen sich die Bakterien vor der menschlichen Immunabwehr,
verhindern aber auch die Wirkung von Antibiotika.

Mit ihrem neuen Projekt COMBAT (für “Clearance of microbial biofilms by
advancing diagnostics and therapy”, zu Deutsch: „Biofilm-Bekämpfung durch
Verbesserung von Diagnostik und Therapie“) wollen Susanne Häußler und ihr
Team den hartnäckigen Erregern zu Leibe rücken. Seit mehreren Jahren
studieren sie intensiv die Erbinformation der Bakterien und deren Einfluss
auf das bakterielle Verhalten. Mit sogenannten „Omics-Techniken“ –
Hochdurchsatz-Verfahren zur Analyse der Biomoleküle in der Zelle – wollen
sie jetzt herausfinden, welche Genvariationen die Biofilmbildung und die
Widerstandsfähigkeit der Bakterien beeinflussen. Dabei werden neueste
Techniken der Datenerhebung und -auswertung zum Einsatz kommen. „Wir haben
eine große Menge genomischer Daten von einer Vielzahl von klinischen
Stämmen gesammelt“, sagt Häußler. „Jetzt wollen wir die Genome lesen – das
System verstehen, um das Verhalten der Bakterien vorhersagen zu können.“
Auf der Basis dieses Wissens sollen dann unter anderem Tests entwickelt
werden, um Biofilm-assoziiertes Wachstum von Pseudomonas sicher zu
erkennen. „Dadurch können wir langfristig effektivere und individuell auf
den Patienten zugeschnittene Therapien entwickeln“, sagt Häußler.

Diesem Ziel dient auch ein weiterer Schwerpunkt des COMBAT-Projekts:
„Unsere Analysen werden uns Aufschluss über die Grundlagen der
bakteriellen Stressantworten geben, also der Gegenmaßnahmen, mit denen die
Bakterien auf Belastungen wie beispielsweise Antibiotika reagieren“, sagt
Häußler. „Diese Stressantworten gehen der Ausbildung von Schutz-Biofilmen
in der Regel voraus. Das Verständnis ihrer Mechanismen wird uns
Möglichkeiten eröffnen, sie frühzeitig zu blockieren.“

Die ERC Consolidator Grants:
Die Consolidator Grants werden durch den Europäischen Forschungsrat
(European Research Council; ERC) vergeben. Die Förderung unterstützt
vielversprechende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sieben bis
zwölf Jahre zuvor promoviert haben und nun eine unabhängige Karriere und
eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen. Dabei ist wissenschaftliche Exzellenz
das wesentliche Kriterium. Die Finanzierung soll ihnen helfen, die
Entwicklung ihrer Ideen weiter voranzutreiben. Unterstützt werden sie mit
maximal zwei Millionen Euro für eine Laufzeit von bis zu fünf Jahren. Im
Dezember veröffentlichte der ERC die Auswahlergebnisse für die
Consolidator Grants 2016. Von 2304 eingereichten Anträgen wurden 314 zur
Förderung vorgeschlagen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
erhalten insgesamt 605 Millionen Euro für ihre Projekte. Neben den
Consolidator Grants vergibt der ERC auch Starting Grants für
hoffnungsvolle Nachwuchstalente sowie Advanced Grants für exzellente,
bereits etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Die Preisträgerin:
Susanne Häußler studierte Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät der
Universität zu Lübeck und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), an
der sie 1995 auch promovierte. Sie erwarb 2002 den Facharzt für
Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie. Seit 2004 ist
Susanne Häußler im Fach Medizinische Mikrobiologie habilitiert. Ihr
besonderes Forschungsinteresse gilt der Entstehung und Bekämpfung von
chronischen Infektionen mit dem Bakterium Pseudomonas aeruginosa. An
diesem Schwerpunkt arbeitete sie von 2003 bis 2004 als Projektleiterin im
Bereich Zell- und Immunbiologie an der damaligen Gesellschaft für
Biotechnologische Forschung (GBF). Von 2005 bis 2012 leitete sie am
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) die Nachwuchsgruppe
„Chronische Pseudomonas-Infektionen" in enger Zusammenarbeit mit der MHH.
2009 folgte Susanne Häußler einem Ruf auf die W2-Professur
„Pathophysiologie bakterieller Biofilme" am TWINCORE – Zentrum für
Experimentelle und Klinische Infektionsforschung in Hannover. Seit 2012
ist sie Leiterin der Abteilung Molekulare Bakteriologie am HZI und
Institutsdirektorin am TWINCORE.

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung:
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen
Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was
Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll
den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern.
<www.helmholtz-hzi.de>