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90 Besucher beim 3. Akademietag der Pallottiner Vallendar 2017
Am Samstag, den 21.01.2017, fand in der Aula der Philosophisch-
Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) der dritte Akademietag der
Pallottiner Vallendar (PTHV, Haus Wasserburg, Pfarrei Vallendar) statt.
Die Frage „Muss er weg? Schmerz im Zeitalter der Selbstoptimierung“ stand
im Fokus des Nachmittags. Neben JProf. Dr. Erika Sirsch, Lehrstuhl für
Akutpflege an der PTHV, referierte Josef Thümmel, Diplompsychologe und
Psychologischer Psychotherapeut aus Koblenz. Prof. Dr. Paul Rheinbay SAC,
Rektor der PTHV, moderierte die anschließende Diskussion.

„Schmerzen kennt fast jeder Mensch, ob als Zahnschmerz oder ‚schmerzenden
Rücken‘“, führte JProf. Dr. Erika Sirsch in die Thematik ein. „Schmerz
beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität, er schränkt auch unsere
Leistungsfähigkeit ein.“ Die Werbung verspreche, dass das Ziel der
Schmerzfreiheit erreicht werden kann. „Es scheint nur eine Frage der
richtigen Salbe zu sein, ob die Beweglichkeit wieder hergestellt werden
kann oder nicht.“ Aber ist das Ziel Funktions- oder Leistungsfähigkeit?
Wie sollen wir mit dem Phänomen Schmerz umgehen, wenn selbst
Leistungssportler vorbeugend Schmerzmittel nehmen? In ihrem Vortrag
erklärte JProf. Sirsch den Schmerz aus Sicht des drei Ebenen Modells
(biologische-psychologische-

soziale Faktoren). Dazu stellte sie Konzepte
zur Kommunikation von Schmerz sowie einen multidimensionalen Zugang zum
Phänomen Schmerz vor.

Bedeutung des Schmerzes für Pflegende

In einem zweiten Schritt erläuterte sie die Bedeutung des Schmerzes für
Pflegende. Dabei machte sie deutlich, wie wichtig es ist, dass Pflegende
sich in den anderen hineindenken und zuhören, ihn ernst nehmen sollen und
nicht auf Schmerzmittel vertrösten und dann absichtlich oder unabsichtlich
„vergessen“ und es gleichermaßen für den zu Pflegenden wichtig sei, wie
die Schwester ihnen in dieser Situation begegnet. Zudem verdeutlichte sie,
dass Schmerzen vor dem jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen
Hintergrund interpretiert werden. Als Einflussfaktoren zur Beurteilung des
jeweiligen Schmerzes müssen Geschlecht, Verhalten, physischer Status,
emotionaler Status, der kognitive Kontext sowie die kognitive
Beeinträchtigung und die Schmerzhistorie. Als Fazit konnte sie festhalten,
dass Schmerz für alte Menschen immer noch ein hochrelevantes Problem ist.

Im Hinblick auf die Akutpflege zeigte sie auf Basis eines Auszuges aus der
Agenda Pflegeforschung zu erforderlichen Studien in der Akutversorgung
auf, dass als Konsequenz Folgendes von Nöten sei: Entwicklung von
Instrumenten für eine effektive Pflegediagnostik in Akutsituationen,
Entwicklung, Erprobung und Evaluation evidenzbasierter (auf empirische
Belege gestützt) pflegerischer Interventionen sowie eine Sicherung
effektiver Interdisziplinarität/ Multiprofessionalität (Mitwirkende
verschiedener Disziplinen) in Akutsituationen und einem effektiven
Schnittstellenmanagement.

„Ich habe Schmerzen, ich habe Rücken!"

Josef Thümmel, Diplompsychologe und Psychologischer Psychotherapeut aus
Koblenz hat den Vortrag von JProf. Sirsch ergänzt und sprach zum Thema
„Ich habe Schmerzen, ich habe Rücken! Diagnostik von
Chronifizierungsrisiken und Interventionsmöglichkeiten“ aus
psychologischer Sicht. „Wesentlicher Grund der Beziehungsaufnahme und
Behandlungserwartung aller Patienten ist die Schmerzlinderung,
gleichzeitig besteht der Wunsch nach Erhalt der Autonomie, Vermittlung von
Sicherheit und Orientierung sowie Zuwendung“, sagte Josef Thümmel. „Bei
der Schmerzdiagnostik erleben wir Patienten in der Begegnung mit ihren
Aussagen und ihrem Verhalten, ihrer Lebensgeschichte und ihren
Erfahrungen, auch und gerade im Umgang mit ihrer Krankheit und dem
Schmerz.“ Dies gelte es zu beurteilen und in der Behandlungsplanung zu
berücksichtigen. Zentrale Aufgabenstellung der Diagnostik sei die Klärung
der Frage, was einen akuten Schmerz daran hindert, wieder zu verschwinden,
welche Risikofaktoren (bio-psycho-sozial) vorlagen und welche Hindernisse
es gegenüber einer Remission gab.

In seinem Vortrag stellte er neben diesen diagnostischen Fragen
Chronifizierungsrisiken bei Rückenschmerz, Behandlungserwartungen von
Patienten, hiermit verbundene Motivations- und Bewältigungsprobleme und
Lösungsversuche, Ziele und Möglichkeiten psychologischer Schmerztherapie
im Rahmen eines multimodalen Konzeptes dar. „Stößt die Bewältigung von
Schmerzen an Grenzen, zeichnen sich Lebensthemen wie Linderung und
Akzeptieren von Schmerzen als verbleibende Möglichkeiten ab, so sollen
abschließend Anforderungen an die Begleitung betroffener Menschen
angedacht werden“, erklärte Thümmel.

Die Akademietage werden in gemeinsamer Trägerschaft mit der Katholischen
Erwachsenenbildung Fachstelle Koblenz und der Katholischen
Erwachsenenbildung der Bildungswerke Westerwald und Rhein-Lahn geplant und
umgesetzt. Weitere Informationen bei Frau Stefanie Fein, Institut für
Wissenschaftliche Weiterbildung (IWW) an der PTHV unter der Tel.:
0261/6402-255.

Information zur PTHV:
Die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar (PTHV) ist eine
kirchlich und staatlich anerkannte wissenschaftliche Hochschule (im Rang
einer Universität) in freier Trägerschaft. Die Gesellschafter der PTHV
gGmbH sind die Vinzenz Pallotti gGmbH und die Marienhaus Holding GmbH.
Rund 50 Professoren und Dozenten forschen und lehren an der PTHV und
betreuen etwa 430 Studierende beider Fakultäten.
Besuchen Sie uns auch im Internet unter: www.pthv.de