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Am 09. März ist Weltnierentag: Ziel des weltweiten Aktionstags ist es, die
Prävention von Nierenerkrankungen in den Vordergrund zu stellen. Derzeit
sind über 100.000 Menschen in Deutschland auf ein Nierenersatzverfahren -
Dialyse oder Transplantation - angewiesen. Ein Nierenversagen kann
grundsätzlich jeden treffen, besonders gefährdet sind allerdings Menschen
mit Übergewicht. Die Zahl der durch Übergewicht verursachten
Nierengewebsschäden hat sich in den vergangenen 30 Jahren bereits
verzehnfacht!

Übergewicht (BMI > 25) ist nicht nur ein Risikofaktor für
Herzkreislauferkrankungen, sondern geht auch an die Nieren. Seit langem
ist bereits ein indirekter Zusammenhang bekannt: Übergewichtige Menschen
leiden oft unter Bluthochdruck – und der schädigt die feinen Blutgefäße in
den Nieren, welche die Giftstoffe aus unserem Körper filtern. Die Funktion
der Nieren nimmt dann stetig ab, bis die Betroffenen auf eine
Nierenersatztherapie angewiesen sind. Allein bei einem Drittel aller
Dialysepatienten ist die Nierenerkrankung auf Bluthochdruck
zurückzuführen. Zudem entwickeln übergewichtige Menschen häufig einen
Diabetes mellitus. Diese Stoffwechselstörung zieht wiederum oft eine
chronische Nierenkrankheit nach sich. Etwa 30- 40% der Diabetiker weisen
Nierenschäden auf. Jedes Jahr werden mehr als 2.000 Patienten in Folge von
Diabetes mellitus dialysepflichtig [1].

Seit einigen Jahren ist nun aber bekannt, dass Fettleibigkeit die Nieren
auch ganz direkt schädigt. Das Fettgewebe sondert verschiedene
Peptidhormone wie Adiponectin, Leptin und Resistin ab, die zu Inflammation
und oxidativem Stress führen, den Fettstoffwechsel negativ beeinflussen
und erhöhte Insulinspiegel, oft auch eine Insulinresistenz nach sich
ziehen. Diese Mechanismen führen zu krankhaften Veränderungen des
Nierengewebes (sogenannten Glomerulopathien) und in Folge zu einer Abnahme
der Nierenfunktion. Wie eine aktuelle Publikation in „Kidney
International“ [2] berichtet, hat sich der Zahl der durch Übergewicht
verursachten Glomerulopathien seit 1986 verzehnfacht.

„Das gibt uns Anlass zur Sorge“, erklärt Prof. Dr. med. Mark Dominik
Alscher, Stuttgart, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie
(DGfN), „denn es ist bekannt, dass Übergewicht im wahrsten Sinnen des
Wortes ein zunehmendes Problem in unserer Gesellschaft ist. Die Menschen
werden immer dicker, auch die Anzahl fettleibiger Kinder und Jugendlicher
ist gestiegen. Um keine Explosion der Dialysezahlen zu erleben, müssen wir
unsere Präventionsbemühungen weiter verstärken“. Zum einen müsse die
Öffentlichkeit für dieses Problem sensibilisiert und die Bevölkerung zu
einem gesünderen Lebensstil motiviert werden, zum anderen müssten aber
auch nephrologische Früherkennungsmaßnahmen intensiviert werden. Denn wenn
eine chronische Nierenerkrankung rechtzeitig erkannt wird, kann ihr
Fortschreiten medikamentös verlangsamt und die Notwendigkeit einer
Nierenersatztherapie oft über Jahre hinausgezögert werden.

Auf die Frage, warum die Dialysezahlen trotz des Anstiegs übergewichtiger
Menschen in den vergangenen Jahrzehnten dennoch stabil geblieben sind,
antwortet DGfN-Pressesprecher, Prof. Dr. med. Jan Galle, Lüdenscheid: „Das
hat im Wesentlichen drei Gründe. Zum einen ist jetzt die Kriegs- und
Nachkriegsgeneration im „Dialysealter“ – und in dieser war das Problem der
Fettleibigkeit oft nicht so ausgeprägt, zudem ist sie auch rein
zahlenmäßig geringer als die Generation der „Baby Boomer“. Zum zweiten
erreichen viele Patienten das „Endstadium“ Dialyse nicht, sondern
versterben vorzeitig an Herz-und Gefäßerkrankungen – unsere
Dialysepatienten sind also die „Surviver“. Der dritte Grund für die
stabile Zahl an Dialysepatienten aber ist, dass sich die Früherkennung der
chronischen Nierenerkrankung im vergangenen Jahrzehnt deutlich verbessert
hat. Die Hausärzte betreuen Patienten mit leicht eingeschränkter
Nierenfunktion kompetent und überweisen Risikopatienten, die einer
fachärztlichen Betreuung bedürfen, rechtzeitig zum Nephrologen.“ So habe
beispielsweise auch das „Disease Management Programm Diabetes“ dafür
gesorgt, dass die Nierenfunktion von Diabetikern, einer Hauptrisikogruppe
für Nierenerkrankungen, regelmäßig überprüft wird.

„Dieses Erfolgsrezept gilt es weiterzuführen“, ergänzt Prof. Alscher.
„Regelmäßige Kontrollen der Nierenfunktion sollten nicht nur bei
Diabetikern und älteren Menschen, sondern auch engmaschig bei allen
Patienten mit Bluthochdruck oder Übergewicht durchgeführt werden!“
Wichtigste vorbeugende Maßnahme bleibt natürlich, sein Körpergewicht in
den Normalbereich zu bringen – und langfristig zu halten.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgfn.eu