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Eine amerikanische Studie über Jogging hat im April die Medien bewegt –
und zur Unstatistik des Monats April geführt. Die Studie berichtet, dass
Laufen mit einer Verringerung von Herzkrankheiten, Krebs und anderen
Krankheiten einhergeht und diese Wirkung größer sei, als wenn man die
gleiche Zeit mit Radfahren, Schwimmen, Gehen oder einem anderem Sport
verbringt. Im Internet wurden die Ergebnisse mit Schlagzeilen wie „Eine
Stunde Jogging verlängert Leben um sieben Stunden“ verbreitet.

Eine amerikanische Studie über Jogging (Lee et al „Running as a Key
Lifestyle Medicine for Longevity“) hat im April die Medien bewegt – und
zur Unstatistik des Monats April geführt. Etwa 55.000 Männer und Frauen im
Alter von 18 bis 100 Jahren wurden untersucht, um herauszufinden, ob
Laufen das Leben verlängert. Die Studie berichtet, dass Laufen mit einer
Verringerung von Herzkrankheiten, Krebs und anderen Krankheiten einhergeht
und diese Wirkung größer sei, als wenn man die gleiche Zeit mit Radfahren,
Schwimmen, Gehen oder einem anderem Sport verbringt. Im Internet wurden
die Ergebnisse mit Schlagzeilen wie „Eine Stunde Jogging verlängert Leben
um sieben Stunden“ (http://www.ispo.com/knowhow/id_79705462/studie-1
-stunde-jogging-verlaengert-leben-um-7-stunden.html
) oder „Jede Stunde
Laufen schenkt dir 7 Stunden Lebenszeit!“ (https://www.woman.at/a/jede-
stunde-laufen-mehr-lebenszeit
) verbreitet.

Eine Stunde investieren und sieben zusätzliche erhalten – das klingt wie
ein Traum. Wenn das so wäre, dann könnten wir uns unsterblich „laufen“.
Rechnen wir das einmal nach: Würde man täglich vier Stunden laufen, dann
macht das pro Tag einen Gewinn von 28 Stunden Lebenszeit. Da 28 Stunden
länger dauern als ein Tag, wird demnach die Lebenserwartung jeden Tag
immer länger. Selbst wenn man nur eine Stunde täglich joggen würde, wären
dies in den 50 Lebensjahren von 20 bis 70 insgesamt 365x50 Stunden, also
etwas über 2 Jahre, die man mit Laufen verbringt. Nach dieser Rechnung
würde sich die Lebenserwartung um 14 Jahre verlängern, wovon modernste
Medizintechnik nur träumen kann. Also nichts wie los, ums Leben laufen?

Doch die Schlagzeilen führen in die Irre, da sich die Zahl „eine Stunde
Joggen, um sieben Stunden länger zu leben“ nur auf die Situation von zwei
Stunden Jogging pro Woche bezieht. Das ist die durchschnittliche Zeit,
welche die untersuchten Jogger gelaufen sind (und diese zwei Stunden
wurden nicht gemessen, sondern waren eine Selbsteinschätzung im
Fragebogen). In der Originalstudie heißt es auch klar, dass der Nutzen des
Laufens abnimmt, je länger man pro Tag läuft. Insgesamt wird über einen
maximalen Gewinn von etwa drei Jahren Lebenserwartung berichtet – was die
meisten Berichte im Internet am Ende auch erwähnen. Die Zahl „eine Stunde
Joggen und sieben Stunden länger leben“ wurde so geschätzt: Eine Gruppe
von Joggern im Alter von 44 Jahren, die 2 Stunden pro Woche läuft,
verbringt bis zum Alter von 80 Jahren insgesamt 0,43 Jahre mit Laufen und
gewinnt dabei 2,8 Jahre zusätzliche Zeit – das entspricht rund eine Stunde
Laufen pro sieben Stunden länger leben. Dass jede zusätzliche Stunde
Laufen sieben Stunden Lebenszeit schenkt und damit das Leben immer länger
wird, wenn man mehr läuft, davon war nicht die Rede. Im Gegenteil,
exzessives Laufen kann das Risiko erhöhen, an Herzkrankheiten zu sterben,
wie die Studie auch berichtet.

Fazit: Schlagzeilen erwecken oft Erwartungen, die der Artikel nicht
befriedigen kann. Dennoch weisen viele Studien daraufhin, dass regelmäßige
Bewegung wie Laufen, Gehen und Tanzen für Menschen ohne schwere Krankheit
genau so viel oder mehr zur Gesundheit beitragen kann wie regelmäßige
Checkups, Krebs-Früherkennung und vorbeugende Medikamente. Und noch etwas:
Wenn schon zum Arzt, dann laufen.