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Dr. Oliver Kuhnt, Leitender Psychologe des Schmerzzentrums der Fachklinik Enzensberg bei seinem Vortrag in Trier.  Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID)
Dr. Oliver Kuhnt, Leitender Psychologe des Schmerzzentrums der Fachklinik Enzensberg bei seinem Vortrag in Trier. Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID)

Aktiv sein und positiv denken sind zwei wichtige Aspekte, wenn es um die
Behandlung von chronischen Schmerzen geht. Wie Patienten das trainieren
können, erläuterte Dr. Oliver Kuhnt in einem Vortrag am Leibniz-Zentrum
für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID).

„Akute Schmerzen sind nur von kurzer Dauer, chronische halten mindestens
sechs Monate an“, erklärte Dr. Oliver Kuhnt bei einem Vortrag am Leibniz-
Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) am
Donnerstag, 29.06.2017 in Trier. Kuhnt ist Leitender Psychologie des
Schmerzzentrums der Fachklinik Enzensberg in Füssen im Allgäu.

Die Klinik ist darauf spezialisiert, chronische Schmerzen mit vielfältigen
Therapien zu behandeln. Psychologische Einzel- und Gruppentherapie,
Bewegung, Kreative Therapie oder der Spaziergang mit einem Hund gehören
zum Beispiel dazu. Diese vielschichtige Methode stellte Kuhnt in Trier
vor.

Konventionelle medizinische Therapien, die nur aus einer Behandlungsart
wie das Verabreichen von Schmerzpflastern oder Massagen bestehen, zeigten
bei chronischen Schmerzen keine Langzeitwirkung, so Kuhnt.

Die Hauptarbeit passiere im Kopf, sagte er. Es ginge darum, die
Einstellung zum Schmerz zu verändern, aber auch aktiv zu sein. „Angst ist
ein großes Problem – Angst vor Schmerz und dadurch vor Bewegung. Damit
trägt die Angst jedoch zur Chronifizierung bei.“

Sport, das Treffen mit Freunden, gut kochen und genießen zum Beispiel
verbesserten insgesamt die Lebenszufriedenheit. Dies erleichtere den
Umgang mit Schmerzen. Das müssten sich Patienten bewusst machen und für
sich „Eigenverantwortung übernehmen“. Und vor allem immer am Ball bleiben
und weitermachen.

Auslöser für Rückenschmerzen, die Kuhnt vor allem behandelt, sei Stress
und der führe erst einmal zu Verspannungen. Wie also umgehen mit Stress?
Eine gute Präventionsmaßnahme sei es, ihn zu vermeiden. „Ich muss in
meinem Urlaub nicht mit dem Auto nach Gibraltar fahren oder zu Weihnachten
ein Fünf-Gänge-Menü für die ganze Familie kochen“, gab er zu bedenken.
Positive Gedanken, das Abreagieren durch Sport und Entspannungsübungen
(siehe Extra) seien weitere Möglichkeiten, Stress abzubauen.

Extra:
Entspannungsübung 4711

Oliver Kuhnt stellte eine Entspannungsübung vor, die er 4711 nennt und als
Gedächtnisstütze empfiehlt, an das Kölnisch Wasser 4711 zu denken. Bei der
Übung setzt man sich bequem hin, atmet ein und zählt dabei bis vier, atmet
aus und zählt bis sieben und das Ganze 11 Mal. „Wenn ich am Schreibtisch
sitze und einen unangenehmen Anruf hatte, denke ich 4711, mache meine
kleine Atemübung und schon geht es mir besser.“ Stress werde so reduziert.

Hintergrundinformationen:
Das Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation
(ZPID) ist das überregionale Fachinformationszentrum für die Psychologie
in den deutschsprachigen Ländern. Es informiert Wissenschaft und Praxis
aktuell und umfassend über psychologisch relevante Literatur,
Testverfahren, audiovisuelle Medien und Qualitätsressourcen im Internet
und ist das Forschungsdatenzentrum für die Psychologie. Seit 1997 gehört
es zur Leibniz-Gemeinschaft. (www.zpid.de)

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 91 selbständige
Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-,
Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und
Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute
widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen
(www.leibniz-gemeinschaft.de).