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In einer aktuellen Stellungnahme unterstreicht die Deutsche Gesellschaft
für Palliativmedizin (DGP), dass Trauer eine natürliche Reaktion
darstellt, „eine normale und hilfreiche Emotion, der Akzeptanz,
Wertschätzung und Unterstützung seitens der Gesellschaft zusteht.“ Für
Einzelne jedoch kann der persönliche Verlust „auch so schwerwiegende und
stark belastende Folgen haben, dass der Trauerprozess in eine Störung
münden kann, die einer therapeutischen Unterstützung bedarf.“ betont die
multiprofessionelle Fachgesellschaft anlässlich der geplanten Einführung
einer Diagnose „Anhaltende Trauerstörung“ in das internationale
Krankheitsklassifikationssystem ICD-11.

„Trauer braucht Zeit und Raum.“ Mit diesem kurzen Satz unterstreicht die
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) in einer aktuellen
Stellungnahme, dass Trauer eine natürliche Reaktion darstellt, „eine
normale und hilfreiche Emotion, der Akzeptanz, Wertschätzung und
Unterstützung seitens der Gesellschaft zusteht.“ Trauer gehört ebenso wie
die Themen Tod und Sterben enttabuisiert, damit trauernde Menschen diese
Zeit mit Unterstützung und in Begleitung von Familienangehörigen und
Freunden oder auch mit Hilfe von Trauerbegleitung durch Ehren- und
Hauptamtliche durchlaufen können, erklärt Diplompsychologe Jan Gramm für
die DGP. Für Einzelne allerdings kann der persönliche Verlust „auch so
schwerwiegende und stark belastende Folgen haben, dass der Trauerprozess
in eine Störung münden kann, die einer therapeutischen Unterstützung
bedarf.“, betont die multiprofessionelle Fachgesellschaft anlässlich der
geplanten Einführung einer Diagnose „Anhaltende Trauerstörung“ in das
internationale Krankheitsklassifikationssystem ICD-11.

Für die Diagnosestellung braucht es, so Psychotherapeut und Psychoonkologe
Urs Münch, Vorstandsmitglied der DGP, auf Seiten der Behandler sehr gute
Kenntnisse der Diagnosekriterien und sorgfältiges Vorgehen, um „normale
Trauer“ von „komplizierter Trauer“ abzugrenzen. Die Bezeichnung
„anhaltende Trauerstörung“ be-deutet nicht , dass jede länger anhaltende
Trauer eine psychische Störung darstellt. Vielmehr zeigt eine große
internationale Trauerstudie, dass als Leitsymptom für diese Diagnose die
„Sehnsucht“ im Sinne eines brennenden Verlangens und als Ausdruck tiefsten
Trennungsschmerzes gelten kann, sofern sie täglich auftritt, das Leben
deutlich beeinträchtigt und dies über eine sehr lange Zeit. Beschrieben
ist außerdem das Zeitkriterium von mindestens sechs Monaten, das - so Jan
Gramm - bedeutet, dass frühestens nach einem halben Jahr eine
Risikoabschätzung zur zukünftigen Entwicklung einer komplizierten Trauer
getroffen werden kann.

Denn nur etwa drei Prozent der Trauernden leiden nach aktuellen
Forschungsergebnissen unter einer Form der Trauer, die sie in
Lebensführung und Lebensfluss so stark beeinträchtigt, dass ihnen der
Zugang zu professioneller Hilfe erleichtert werden sollte. Deshalb geht es
nicht darum, den normalen Trauerprozess zu pathologisieren, sondern denen
zu helfen, denen bislang eine Unterstützung erschwert wird, weil es keine
angemessene Diagnose zur Beschreibung der Komplikationen im Rahmen eines
Trauerprozesses gibt. Vielmehr wird wohl meist eine Anpassungsstörung oder
eine depressive Störung diagnostiziert.  Urs Münch verspricht sich von
einer entsprechenden Diagnose „Anhaltende Trauerstörung“, dass sich Ärzte
und Psychotherapeuten stärker mit dem Verlauf und der Komplexität von
Trauer befassen und sich in deren adäquater Behandlung fachlich
qualifizieren, „so dass Betroffene ein ausreichendes auf ihr Problem
zugeschnittenes Angebot ambulanter Psychotherapie haben“.

Abschließend unterstreicht Sindy Herrmann, Sprecherin der Sektion Soziale
Arbeit der DGP, deren Mitglieder sterbende Menschen wie auch deren
Angehörige intensiv betreuen, die Wichtigkeit und Wirksamkeit von
Trauerbegleitung, welche von unterschiedlichen Berufsgruppen sowie von
geschulten Ehrenamtlichen geleistet wird. Trauerforscher Prof. Dr. Michael
Wissert hebt hervor: „Dieses Angebot muss weiter ausgebaut, bekannter
gemacht und mit der Palliativversorgung und niedergelassenen Ärzten
vernetzt werden. Denn Trauerbegleitung in ihrer gesamten Bandbreite hat
nachweislich präventiven Charakter.“


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgpalliativmedizin.de/images/20170705_DGP_Stellungnahme_Anhaltende_Trauerst%C3%B6rung.pdf