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Die Arbeitsgruppe „European Renal Nutrition“ der „European Renal
Association–European Dialysis Transplant Association“ (ERA-EDTA)
diskutiert in einer Veröffentlichung [1] die Vor- und Nachteile der
mediterranen Ernährung bei Nierenpatienten. Grundsätzlich empfiehlt sie
diese Diät, sie habe zahlreiche positive Effekte. Allerdings sollten bei
nierenkranken Patienten, die sich mediterran ernähren, regelmäßig die
Laborparameter überprüft werden, und zwar insbesondere die
Serumkaliumwerte. Denn unter der mediterranen Diät wird vermehrt Kalium
zugeführt.

Bekannt ist, dass die mediterrane Diät für die Allgemeinbevölkerung und
für Menschen mit Herz-Kreislaufbeschwerden empfohlen wird. Sie ist
fleischarm und basiert hingegen auf Früchten, Gemüse, Vollkornprodukten,
Fisch, Nüssen und hochwertigen Ölen wie kaltgepresstem Olivenöl. Einer
großen Studie [2] zufolge, kann sie das Risiko für
Herzkreislauferkrankungen von kardiovaskulären Risikopatienten allein um
30% senken. Auch nierenkranken Patienten bringt sie Vorteile:

- Die durchschnittliche Eiweißzufuhr entspricht bei mediterraner Kost in
etwa der für nierenkranke Patienten empfohlenen Menge (∼0,8 g/kg/Tag),
wobei das Eiweiß hauptsächlich aus Gemüse, Fisch und weißem Fleisch
stammt.

- Unter der Diät kommt es zu einer niedrigen glykämischen Last /
glykämischem Index.

- Die Diät reduziert oxidativen Stress und Entzündungen.

- Durch die frischen Zutaten/frische Zubereitung der Speisen ist die Salz-
und Phosphataufnahme geringer als bei vielen anderen Ernährungsweisen.

Die europäische Arbeitsgruppe geht davon aus, dass sich diese Vorteile
gerade auch bei nierenkranken Patienten günstig auswirken. Sie räumt
allerdings auch ein, dass diese Kost zu höheren Kaliumwerten führen kann,
da Früchte und Gemüse viel Kalium enthalten. Inwieweit das schädlich oder
gar gefährlich ist, könne noch nicht abschließend eingeschätzt werden. Die
Arbeitsgruppe empfiehlt daher Patienten, die sich mediterran ernähren,
regelmäßig zur Laborwertkontrolle zu gehen. Ideal wäre eine Betreuung
durch einen Ernährungsberater.

„Grundsätzlich schließt sich die deutsche Nephrologie dieser Empfehlung
an“, erklärt Prof. Dr. Jan C. Galle, Pressesprecher der Deutschen
Gesellschaft für Nephrologie. „Solange die Kaliumwerte im Normalbereich
liegen, spricht vieles dafür, dass Nierenpatienten im Hinblick auf ihr
kardiovaskuläres Risiko und auch im Hinblick auf nierenspezifische
Problematiken von der mediterranen Diät profitieren. Sie ist phosphatarm –
und wir wissen, dass ein hohes Phosphat zu einer höheren Sterblichkeit bei
unseren Patienten führt. Sie ist salzarm und kann daher den Blutdruck
senken, was für Nierenpatienten bedeutsam ist, um die verbliebe
Nierenfunktion noch möglichst lange zu erhalten. Sie ist arm an
gesättigten, aber reich an ungesättigten Fettsäuren, die in Fisch oder
hochwertigen Ölen enthalten ist. Das führt zu einem guten Lipidspiegel und
wirkt sich positiv auf die Herz-Kreislaufgesundheit aus.“

Wichtig: Einige Menschen glauben, dass jedes mediterrane oder mediterran
klingende Gericht zur mediterranen Kost zählt. Das ist falsch. Fastfood-
Gerichte wie Döner, fett- und fleischlastige Pasta oder Tiefkühlpizzen
entsprechen nicht der mediterranen Diät.

[1] https://academic.oup.com/ndt/article/doi/10.1093/ndt/gfx085/3917052/Mediterranean-diet-as-the-diet-of-choice-for?guestAccessKey=23f7158f-9dfc-4555-b924-33ad20c47712
[2] Estruch R, Ros E, Salas-Salvado J et al. Primary prevention of
cardiovascular disease with a Mediterranean diet. N Engl J Med 2013; 368:
1279–1290