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Prof. Dr. Hubert Schelzig, Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD)  Foto: UKD
Prof. Dr. Hubert Schelzig, Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) Foto: UKD

Über 17.000 Patienten werden pro Jahr in Deutschland operiert / Neue
Früherkennungsmaßnahme für gesetzlich Versicherte / In Schweden konnte
Sterblichkeit halbiert werden
Männer ab 65 Jahren haben zukünftig einen Anspruch auf eine kostenlose,
einmalige Ultraschalluntersuchung der Bauchschlagader. Durch dieses
Screening sollen Aneurysmen, also gefährliche Aussackungen, der
Hauptschlagader frühzeitig erkannt werden. Hintergrund: Reißt ein solches
Aneurysma ein, überleben nur 20 Prozent der Patienten den massiven
Blutverlust, der dadurch in kürzester Zeit eintritt. Deutschland ist eines
der letzten Länder in Westeuropa, in denen ein solches Programm eingeführt
wird. „Das Screening wird Leben retten“, ist Prof. Dr. Hubert Schelzig
überzeugt. Er ist Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie
am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD). Das Team von Prof. Schelzig
versorgt jährlich rund 150 Menschen, die an einer Aussackung der
Bauschlagader erkrankt sind.

„Männer über 65 erkranken sechsmal häufiger als Frauen an einem Aneurysma
der Bauchaorta. Zudem steigt das Erkrankungsrisiko mit dem Alter. Kommen
weitere Faktoren hinzu, vor allem das Rauchen oder auch eine familiäre
Vorbelastung, erhöht sich das Risiko noch weiter“, so der Gefäßexperte.
Das Gefährliche an einem Aneurysma der Bauschlagader ist zudem: Es wird
oft sehr spät oder gar nicht entdeckt. „Meist sind diese Aneurysmen
symptomlos. Beschwerden werden als Bauchschmerzen abgetan oder auch als
Rückenschmerzen, wenn es etwa auf die Wirbelsäule drückt. Kommt es dann zu
einem Riss, im Fachbegriff Ruptur, ist es häufig für einen rettenden
Eingriff leider  zu spät“, betont Prof. Schelzig. Pro Jahr werden in
Deutschland über 17.000 Menschen gezählt, die an einem Aneurysma der
Bauschlagader rechtzeitig und unter optimalen Bedingungen in der Klinik
operiert werden. Experten gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer bei
Patienten mit einer tödlichen Ruptur noch höher ist, da nicht alle Fälle
erkannt und damit auch nicht erfasst werden.

Angesichts dieser Zahlen sei der Schritt zu einen Screeninganspruch für
gesetzlich versicherte Männer ab 65 Jahren als Hauptrisikogruppe jetzt
absolut nötig gewesen, bekräftigt Prof. Schelzig. Für den Erfolg einen
solches Screenings gibt es beeindruckende Zahlen aus anderen Ländern. In
Schweden wurde 2006 mit einem solchen Programm begonnen. Inzwischen konnte
dort die Anzahl der tödlichen Verläufe bei Männern über 65 Jahren fast
halbiert werden. Prof. Schelzig ist daher überzeugt: „Auch bei uns in
Deutschland wird diese Früherkennungsmaßnahme Leben retten.“
Das Screening erfolgt per Ultraschalluntersuchung. Wird dort festgestellt,
dass die Bauschlagader gefährlich erweitert ist, kann schnell gehandelt
werden. Dabei kann etwa operativ ein Ersatzgefäß aus Kunststoff in den
erkrankten Bereich der Schlagader eingenäht werden. Eine schonende
Alternative dazu stellt das minimal-invasive Einbringen einer
Stentprothese über einen kleinen Leistenschnitt dar. Hierbei wird die
Gefäßprothese unter Röntgenkontrolle exakt an die erforderliche Stelle
geschoben und dort entfaltet. Auf eine große Operation kann so verzichtet
werden. „Die besten Chancen bestehen natürlich dann, wenn die Erkrankung
so früh wie möglich entdeckt wird. Daher ist das Screening enorm wichtig
und der richtige Schritt“, so der Düsseldorfer Hochschulmediziner.

Die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) für diese
Früherkennungsmaßnahme fiel 2016. Für 2018 erwartet Prof. Schelzig nun den
offiziellen Start des Screeningprogramms bei den Hausärzten. Am 20.
September gibt es daher eine Informationsveranstaltung des
Universitätsklinikums Düsseldorf im Haus der Universität in der Innenstadt
für Ärzte und Interessierte.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uniklinik-duesseldorf.de