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Das Light Cares-Projekt „Made for my Wheelchair“ zeigt auf der REHACRE in Düsseldorf eine Do-It-Yourself-Beleuchtung für elektrische Rollstühle. Bild: be able e. V., Foto: Jonas Schubert
Das Light Cares-Projekt „Made for my Wheelchair“ zeigt auf der REHACRE in Düsseldorf eine Do-It-Yourself-Beleuchtung für elektrische Rollstühle. Bild: be able e. V., Foto: Jonas Schubert

Ob Laser-Radar im Hut, individuelle Prothesen aus dem 3D-Drucker oder Open
Source Add-Ons für Rollstuhlfahrer: Die Gewinnerprojekte des Wettbewerbs
„Light Cares“, der vom Bundesforschungsministerium ausgerufen wurde,
entwickeln Hilfsmittel, die den Alltag von Menschen mit Behinderung
erleichtern. Dafür sollen die neuen Do-it-Yourself-Werkzeuge und
Materialien in offenen Werkstätten genutzt werden. Die Projekte mit ihren
innovativen Lösungen können vom 4. bis 7. Oktober 2017 auf der REHACARE in
Düsseldorf in Halle 4 G03 am Light Cares-Messestand ausprobiert werden.
Zudem werden am Stand Hilfsmittel direkt vor Ort ausgedruckt und
hergestellt.

Unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ arbeiten in den Light Cares-
Projekten Menschen mit Behinderung, Forscher aus Unternehmen und
Instituten sowie Maker aus öffentlich zugänglichen Werkstätten (sogenannte
FabLabs oder MakerSpaces) direkt zusammen. Das Ziel: Mit Hilfe der neuen
Werkzeuge des Lichts wie Laserscanner, Lasercutter, 3D-Drucker & Co.
sollen sich Menschen mit Behinderung ihre passgenauen Hilfsmittel für ein
selbstbestimmtes Leben eigenständig herstellen können.

Eine weitere Besonderheit: Die Daten aus den Projekten, wie beispielsweise
Baupläne oder 3D-Modelle, werden in gängigen Internetplattformen nach dem
Open Source-Prinzip für jeden frei zur Verfügung gestellt. So können sich
Interessierte die Daten herunter laden, um sie für ihre eigenen Projekte
zu nutzen und weiterzuentwickeln. So können sich beispielsweise
Rheumapatienten die Baupläne von Schreibhilfen im Web herunter laden, sie
individuell nach ihren Bedürfnissen anpassen und mit dem 3D-Drucker
ausdrucken.

Die auf der REHACARE vorgestellten Projekte sind die Gewinnerprojekte des
Wettbewerbs „Light Cares – Photonische Technologien für Menschen mit
Behinderung“ und werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) mit insgesamt einer Million Euro gefördert. Der Wettbewerb ist
Anfang 2016 gestartet. Die ersten Projekte wurden im Sommer 2017
abgeschlossen, die letzten Projekte beenden ihre Forschungs- und
Entwicklungsarbeiten Mitte bzw. Ende 2018. Sie alle werden vom BMBF im
Rahmen des Programmes „Photonik Forschung Deutschland“ gefördert.

Die Projektpartner des Light Cares-Wettbewerbs und das
Bundesforschungsministerium laden alle Interessierten vom 4. bis 7.
Oktober 2017 auf den Light Cares-Messestand des BMBF in Halle 4 G03 auf
die REHACARE nach Düsseldorf ein. Neben den Projekten mit
Ausstellungsstücken zum Anfassen und Ausprobieren ist auch ein kleiner
Werkstattbereich mit 3D-Druckern geplant, in dem Hilfsmittel wie Prothesen
live vor Ort ausgedruckt werden.

Die Projekte

AMBOS-3D: Optisches Assistenzsystem in Werkstätten für Menschen mit
Behinderung
Die Wissenschaftler in dem Projekt entwickeln ein kostengünstiges
Assistenzsystem mit Mikrocontroller, 3D-Sensoren und Kamera, das Arbeiter
in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen anleitet und ihnen den
nächsten Arbeitsschritt genau anzeigt.

ANSPRAKON: Anzeigen zum Hören
In diesem Projekt werden „Anzeigesprachkonverter“ für Menschen mit
Sehbehinderung entwickelt, die Informationen von alltäglichen Anzeigen,
wie z. B. von einer Mikrowelle, über eine Webcam erfassen. Ein
Mikrocontroller macht die angezeigten Informationen über eine
Sprachausgabe hörbar.

APROACH: Kostengünstige Exoskelette für Kleinkinder
Ziel des Projekts ist es, aktive Orthesen für Kinder und Jugendliche
inklusive Sensoren und Aktoren mit kostengünstigen Maker-Materialien
herzustellen. Die Orthesen sollen dabei individuell angepasst werden und
mit dem 3D-Drucker ausgedruckt werden.

Custom DIY Limbs: Testschaft für eine Unterschenkelprothese mit DIY-
Technologien
Hier geht es um Prothesenschäfte aus dem 3D-Drucker. Dazu werden zuerst
die entsprechenden Körperteile mit einem 3D-Scanner erfasst und
anschließend als 3D-Modell am Computer erstellt. Die Daten werden mit
Step-by-Step-Anleitungen unter freier Lizenz veröffentlicht.

FABULANDLABS: Hilfsmittel einfach selber machen!
Menschen mit Behinderung sollen sich hier ihre Hilfsmittel mit
kostengünstigen Technologien in FabLabs selbst herstellen und anpassen.
Dafür wird ein mobiles FabLab geschaffen, um das sich stationäre Mini-
FabLabs gruppieren.

LIDARSEE: Das Laser-Radar im Hut
Kleine, kostengünstige LiDAR-Detektoren bilden das Herzstück des Projekts
für Menschen mit Sehbehinderung. Ein Laser-Sensor auf dem Kopf scannt die
Umgebung und erkennt Hindernisse. Über einen Handschuh wird das Feedback
per Vibration gegeben und warnt so den Nutzer.

Made for my Wheelchair: Barrierefreiheit aus dem 3D-Drucker
Ein Team von Rollstuhlbenutzern, Technikern und Designern entwickelt in
diesem Projekt Produkte für elektrische Rollstühle, die mit offen
zugänglichen und kostengünstigen Maker-Technologien hergestellt werden
können. Erste Produkte sind Beleuchtungssets und Transportanhänger.

SELFMADE: Mitten im Alltag dank inklusionsorientierter MakerSpaces
In dem Projekt sollen sich Menschen mit Behinderung gemeinsam mit Makern
in MakerSpaces ihre Hilfsmittel selber herstellen. Als Pilotprojekt wird
im Dortmunder Büro für unterstützte Kommunikation ein inklusiver
MakerSpace eingerichtet.

SLSASSIST: Eigene Rheumahilfen aus dem 3D-Drucker
An Rheuma erkrankte Menschen stellen sich ihre individuellen Hilfsmittel
in hoher Qualität selber her - das ist das Ziel des Projekts. Dafür werden
Laser-3D-Drucker genutzt. Die Betroffenen lernen dabei unter Anleitung im
FabLab, wie sie ihre persönlichen Hilfsmittel designen und ausdrucken.

VRread: Individuelle Lesehilfe aus dem 3D-Drucker
Hier wird das Smartphone zur individuellen Lesehilfe. Dafür kommt das
Mobiltelefon - wie bei einer VR-Brille - in eine personalisierte 3D-
gedruckte Halterung. Begleitend dazu wird eine mit Kopfbewegungen
steuerbare Lese-App für digitale Dokumente entwickelt.

Haptivest: Fühlend sehen
Die Haptivest ist ein breiter Gürtel für sehbeeinträchtigte Menschen, in
dem eine Kamera und eine Matrix aus über Einhundert kleinen
Vibrationsmotoren eingebaut ist. Diese Pixel-Motoren bilden Objekte, die
sich vor dem Träger oder der Trägerin befinden, als Vibrationsmuster auf
dem Körper ab.