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Begeistert von HIPSTA (v.l.n.r.): Pflegeschüler Benjamin Götz, Stationsleiterin Birgit Trierweiler-Hauke, Lehrbeauftragter PD Dr. André Mihaljevic und PJ-lerin Anna Badenhop.  Universitätsklinikum Heidelberg
Begeistert von HIPSTA (v.l.n.r.): Pflegeschüler Benjamin Götz, Stationsleiterin Birgit Trierweiler-Hauke, Lehrbeauftragter PD Dr. André Mihaljevic und PJ-lerin Anna Badenhop. Universitätsklinikum Heidelberg

Deutschlandweit erste Lehrstation an Chirurgischer Universitätsklinik
Heidelberg: In der „Heidelberger Interprofessionellen Ausbildungsstation“
HIPSTA versorgen Medizinstudenten im praktischen Jahr und Pflegeschüler
gemeinsam Patienten / Engmaschige Betreuung durch Praxisanleiter und
Lehrbeauftragte / Interprofessionelles Lernen schafft Verständnis für
jeweils andere Berufsgruppe / Patienten begeistert über persönliche und
intensive Betreuung

Operationswunden versorgen, Werte überprüfen, Untersuchungen anordnen,
Medikamente einstellen, Angehörige informieren – auf der neuen
„Heidelberger Interprofessionellen Ausbildungsstation (HIPSTA)“ an der
Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg geht es zu wie auf anderen
chirurgischen Stationen. Mit einem entscheidenden Unterschied: Die
Versorgung der frisch operierten Patienten liegt in der Hand von
Medizinstudierenden im praktischen Jahr (PJ-ler) und Schülerinnen und
Schülern der Gesundheits- und Krankenpflege im dritten Ausbildungsjahr.
Betreut werden sie von Lehrbeauftragen der Chirurgie und Praxisanleitern
der Pflege. Das Ziel dieses innovativen Lehrkonzeptes, das in dieser Art
bislang deutschlandweit einmalig ist: Gemeinsam lernen die angehenden
Ärzte und Gesundheits- und Krankenpfleger die Herausforderungen des
Klinikalltags kennen und entwickeln dabei auch ein besseres Verständnis
für die jeweils andere Berufsgruppe – Was leistet diese alles, wie
arbeitet man optimal zusammen? „Wir sind alle begeistert, wie gut HIPSTA
funktioniert, was unsere Studierenden, Pflegeschülerinnen und -schüler
alles können, mit wie viel Eigeninitiative und Engagement sie sich dieser
Aufgabe stellen und wie gut sie zusammenarbeiten“, freut sich Privatdozent
Dr. André Mihaljevic, Lehrbeauftragter an der Chirurgischen
Universitätsklinik. Das Projekt wird von der Robert Bosch Stiftung im
Rahmen des Programms „Operation Team – Interprofessionelle Fortbildungen
in den Gesundheitsberufen“ zwei Jahre lang mit über 80.000 Euro gefördert.

Die Idee zur Lehrstation kam von Studierenden, die das
interprofessionelles Praxistraining während eines Auslandsemesters im
Rahmen des Erasmus-Förderprogramms der Europäischen Union in Kopenhagen
kennen gelernt hatten. Als sich Mihaljevic nach eingehender Recherche
damit an Fakultät, Gesundheits- und Krankenpflegeschule an der Akademie
für Gesundheitsberufe und Pflegedienstleitung der Chirurgischen Klinik
wandte, rannte er, wie er sagt, nur offene Türen ein. „Alle haben sofort
Interesse signalisiert.“ Die Konzeption und Vorbereitung lief denn auch
viel schneller als gedacht: Statt wie ursprünglich angedacht nach 18
Monaten Ausarbeitungszeit, konnte die erste Teilnehmerrunde bereits nach
acht Monaten, im April 2017, loslegen. „Wir erfahren sehr viel
Unterstützung in allen Bereichen, etwa von den Stationsteams, die für die
Teilnehmer jederzeit ansprechbar sind, oder dem DV-Team der Klinik Das ist
der `Heidelberger Spirit´“, ist der Chirurg überzeugt.

Das Ergebnis ist ein gemeinsames Lehrangebot von Medizinischer Fakultät,
Akademie für Gesundheitsberufe und Klinik für Allgemein-, Viszeral- und
Transplantationschirurgie, das überzeugt: „Als Supervisor bei Visiten und
Teambesprechungen bin ich meistens nur Zuschauer. Bisher wurde alles, was
an Problemen aufgetaucht ist, von den Teilnehmern selbstständig gemanagt“,
lobt Mihaljevic. Von Seiten der Studierenden und Pflegeschüler gibt es
inzwischen einen regelrechten Run auf HIPSTA, für die kommenden Kohorten
ist voraussichtlich ein Auswahlverfahren nötig. Nicht zuletzt ernten die
engagierten Jungmediziner und Nachwuchspflegekräfte sehr viel Lob und
Zuspruch von den Patienten. „Die Patienten werden nicht speziell
vorbereitet oder ausgewählt. Trotzdem haben wir bisher nur sehr positive
Rückmeldungen erhalten, Klagen gab es überhaupt nicht“, freut sich Birgit
Trierweiler-Hauke, Stationsleitung in der Chirurgischen Klinik.

HIPSTA umfasst zwei Dreibett-Zimmer der allgemein- und
viszeralchirurgischen Station. Jeweils zwei PJ-ler/PflegeschülerInnen-
Paare betreuen ein Zimmer in zwei Schichten. Das gesamte Spektrum
allgemeinchirurgischer Behandlungen ist vertreten, lediglich Patienten mit
Multiresistenten Keimen sind ausgenommen und Patienten nach
Transplantation werden nur in Ausnahmefällen auf die Lehrstation verlegt.
Dass die Teilnehmer es hier fast ausschließlich – wie an einem
Universitätsklinikum üblich – mit schwerkranken Patienten zu tun haben,
macht HIPSTA weltweit einzigartig. „Die Betreuung der
viszeralchirurgischen Patienten ist sehr komplex. Da gibt es kaum
Standard-Tätigkeiten, die Teilnehmer müssen sehr gut mitdenken – aber das
hat bisher wunderbar geklappt“, betont Birgit Trierweiler-Hauke. Die vier
Teams versorgen „ihre“ Patienten unter der Supervision ihrer Betreuer
selbstständig, bereiten Visiten, Teamgespräche und Übergaben vor,
organisieren Untersuchungen und nötige Folgebehandlungen ebenso wie die
weitere Versorgung nach Entlassung. In täglichen „Spiegelgesprächen“
resümieren und bewerten sie gemeinsam mit Lehrbegleitern und
Praxisanleitern die Vorkommnisse ihrer Schicht. Außerdem ist eine kurze,
selbstständig recherchierte Fortbildung eingeplant: Die Themen ergeben
sich aus den Fragen, die beispielsweise während der Visite oder der
Patientenversorgung aufkommen, und sind sowohl für angehende Ärzte als
auch Pflegekräfte relevant. Nicht zuletzt können PJ-ler und Pflegeschüler
auch sehr viel voneinander lernen – HIPSTA hat bei den Teilnehmern
diesbezüglich bereits für einige Aha-Effekte gesorgt.

Nun hofft das HIPSTA-Team, dass es in dem verbleibenden Förderzeitraum bis
September 2018 eine tragfähige Infrastruktur aufbauen kann, damit HIPSTA
spätestens dann zum Selbstläufer wird. Denn darin sind sich alle einig:
HIPSTA hat sich schon jetzt mehr als bewährt und soll daher auf jeden Fall
auch im Neubau der Chirurgischen Universitätsklinik fortgesetzt werden.
„Nur mit einer stärkeren Förderung der interprofessionellen Zusammenarbeit
sind Krankenhäuser zukünftigen Herausforderungen gewachsen“, sind sich
Mihaljevic und Trierweiler-Hauke sicher.