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Neue Arzneimittel: teuer und wenig innovativ

Düsseldorf, 20. September 2017. Hohe Preise, wenig Innovation - so lautet die Beurteilung für die meisten neu auf den Markt gekommenen Arzneimittel. Das zeigt der Innovationsreport 2017, der heute von der Techniker Krankenkasse (TK) vorgestellt worden ist. In Nordrhein-Westfalen verordnen Ärzte am häufigsten neue Medikamente, die für den Patienten keinen Zusatznutzen gegenüber bereits vorhandenen Präparaten haben.

Im Innovationsreport wurden 32 Wirkstoffe untersucht, die 2014 auf den Markt gekommen sind. Dabei wurden folgende Fragen gestellt: Verbessert das neue Medikament eine bestehende Therapie? Hat es einen Zusatznutzen für die Patienten? Und: Bleiben die Kosten im Rahmen? Bewertet wurden die Wirkstoffe nach dem Ampelschema: von "Grün" bis "Rot". Das Ergebnis fiel recht eindeutig aus: Die Mehrzahl der Medikamente stellt keine echten Innovationen dar. Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr keine grüne Ampel vergeben. 17 Präparate erhielten eine gelbe Ampel, 15 sogar eine rote.

Dem insgesamt geringen Zusatznutzen stehen enorme Preissteigerungen gegenüber. Der durchschnittliche Preis pro Packung eines neuen Medikaments stieg innerhalb eines Jahres um 73 Prozent - von 1.400 auf knapp 2.500 Euro. "Für uns steht im Sinne unserer Versicherten an erster Stelle, dass mit neuen Präparaten auch wirkliche Fortschritte in der Therapie erzielt werden", sagt Günter van Aalst, Leiter der TK-Landesvertretung in NRW. "Hohe Preise ohne Innovation und therapeutischen Nutzen sind nicht gerechtfertigt und gehen zu Lasten aller Beitragszahler." Die Ausgaben im Bereich der Arzneimittel steigen weiter.

Der Innovationsreport zeigt außerdem, wie oft neue Arzneimittel ohne Zusatznutzen in Deutschland verordnet werden. NRW ist Spitzenreiter im Bundesdurchschnitt. Demnach bekamen 3,7 von 1.000 TK-Versicherten im Jahr 2015 Präparate mit einer roten Ampel verschrieben. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 2,2. "Erstaunlich ist auch, dass neue Wirkstoffe bereits nach kurzer Zeit trotz geringen therapeutischen Fortschritts und negativer Bewertungen in den Leitlinien der Fachgesellschaften auftauchten", so Günter van Aalst.