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Der kostenfreie Ratgeber
Der kostenfreie Ratgeber "Gerinnungshemmung bei Vorhofflimmern". Collage: Ulrike Eberius/DHS

Um schwere Nebenwirkungen wie Blutungen zu verhindern, muss bei
Herzpatienten, die das gerinnungshemmende Medikament Marcumar einnehmen,
die Intensität der Gerinnungshemmung („Blutverdünnung“) regelmäßig
kontrolliert werden. Eine exakte Einstellung des Medikaments erfolgt seit
über 30 Jahren mit dem weltweit standardisierten INR-Wert (engl.
„International Normalized Ratio“), der die Stärke der Gerinnungshemmung
und damit die Wirkung des Medikaments angibt. „Leider setzen immer noch
manche Ärzte bei der Gerinnungskontrolle den überholten Quick-Wert ein und
nicht den standardisierten INR-Wert“, stellt Dr. med. Christa Gohlke-
Bärwolf vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung in einem
Beitrag unter www.herzstiftung.de/quick-wert.html fest. „Dabei ermöglicht
nur der INR-Wert – nicht der Quick-Wert – eine zuverlässige, allgemein
gültige und vergleichbare Kontrolle der Intensität der Gerinnungshemmung.“
Der Quick-Wert kann von Labor zu Labor schwanken und derselbe Wert kann in
Abhängigkeit vom verwandten Thromboplastin unterschiedliche Intensitäten
der Gerinnungshemmung anzeigen. Wichtig für Marcumar-Patienten, die ins
Ausland reisen: Bei ihnen muss unbedingt der INR-Wert im Ausweis angegeben
werden, denn nur dieser ist aufgrund des weltweiten INR-Standards zur
Gerinnungskontrolle akzeptiert.
Mehrere hunderttausend Patienten in Deutschland werden aufgrund einer
Herzerkrankung wie Vorhofflimmern oder als Träger von künstlichen
Herzklappen mit einem Gerinnungshemmer behandelt, um sie vor Embolien,
Schlaganfällen und Klappenthrombosen zu schützen. Dafür werden
gerinnungshemmende Medikamente vom Typ der Vitamin K-Antagonisten wie
Phenprocoumon (Marcumar, Falithrom) oder Coumadin eingesetzt. Für die
Therapie des sog. nichtvalvulären Vorhofflimmerns, d. h. das nicht mit
einer  Herzklappenerkrankung oder einer künstlichen Herzklappe einhergeht,
können mittlerweile die neuen Gerinnungshemmer Pradaxa, Xarelto, Eliquis
und Edoxaban eingesetzt werden. Allerdings wird ein Großteil der Patienten
noch mit Phenprocoumon (z.B. Marcumar) behandelt. Für Patienten mit
künstlichen Herzklappen gibt es keine Alternative, Vitamin K- Antagonisten
wie Marcumar sind für diese Patienten immer noch die sichersten und
wirksamsten gerinnungshemmenden Medikamente.

Schwankungen und Unzuverlässigkeit des Quick-Werts
Grund für die Unzuverlässigkeit und Nichtvergleichbarkeit des Quick-Werts
sind unterschiedlich empfindliche Thromboplastine, die zur Quick-Wert-
Bestimmung verwendet werden. So kann z. B. ein Quick-Wert von 10% mit
einem empfindlichen Thromboplastin gemessen eine noch im therapeutischen
Zielbereich liegende Gerinnungshemmung anzeigen, z. B. einen INR-Wert von
2,5. Wurde dieser Wert aber mit einem weniger empfindlichen Thromboplastin
gemessen, zeigt der Quick-Wert von 10% eine zu starke Gerinnungshemmung
an, z. B. einen INR-Wert von 4,5. Somit kann ein bestimmter Quick-Wert
eine ganz unterschiedliche Intensität der Gerinnungshemmung
wiederspiegeln, je nachdem welches Thromboplastin zur Bestimmung verwendet
wurde. „Die Folgen können sehr gefährliche Blutungen für den Patienten
sein“, warnt die Kardiologin. Nur ein INR-Wert im therapeutischen
Zielbereich bietet einen optimalen Schutz vor Gerinnselbildung mit einer
möglichst geringen Blutungsgefahr. „Patienten sollten deshalb beim Arzt
darauf bestehen, dass immer ihr INR-Wert angegeben wird. Es ist wichtig,
dass sich der INR-Wert in Deutschland flächendeckend durchsetzt – dem
einzigen Land der Welt, in dem immer noch mit Quick-Werten trotz ihrer
Nachteile gearbeitet wird.“

Seit langem bewährt: INR-Wert-Selbstbestimmung
Sehr bewährt hat sich die Selbstbestimmung der Gerinnungshemmung durch den
Patienten. So kann er jederzeit den INR-Wert feststellen und auf
Veränderungen rasch reagieren (z. B. bei einer Neueinstellung mit
Marcumar, bei einem Wiederbeginn mit Marcumar nach einer Operation, bei
Durchfall oder fieberhaften Erkrankungen mit eingeschränkter
Nahrungsaufnahme). In Studien wurde nachgewiesen, dass die INR-Werte bei
selbstbestimmenden Patienten wesentlich häufiger im therapeutischen
Bereich liegen und damit seltener Komplikationen auftreten. Der INR-Wert,
der von der WHO bereits 1983 eingeführt wurde, wird von den medizinischen
Fachgesellschaften weltweit ausschließlich zur Intensitätsmessung der
Gerinnungshemmung empfohlen, und nicht der Quick-Wert. Auch die
Selbstbestimmung des INR-Wertes durch geeignete Patienten wird von den
Fachgesellschaften empfohlen.

Tipp: Zwei kostenfreie Experten-Ratgeber zu diesem Thema bietet die
Herzstiftung mit „Gerinnungshemmung bei Vorhofflimmern“ (48 S.) unter
www.herzstiftung.de/gerinnungshemmer und „Gerinnungshemmung mit Marcumar“
(8 S.) an. Beide können auch angefordert werden unter Tel. 069 955128400
oder per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!