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300 Millionen Menschen leiden weltweit an Depressionen, 47 Millionen sind
an Demenz erkrankt und 21 Millionen von Schizophrenie betroffen:
Psychische Erkrankungen stellen heute eine der größten gesundheitlichen
Herausforderungen für die Gesellschaft dar. Ab Sonntag setzt der
Weltkongress der Psychiatrie deshalb zu einem umfassenden Überblick über
die aktuellen Entwicklungen in der Forschung und Versorgung an. Neben
internationalen Top-Forschern sind auch Betroffene und Angehörige aktiv an
der Programmgestaltung beteiligt.

Nahezu 50 Prozent der Bevölkerung leiden im Laufe ihres Lebens an einer
behandlungsbedürftigen psychischen Störung. Damit ist nicht nur ein großer
Leidensdruck für die Betroffenen verbunden, diese Statistik geht auch mit
erheblichen sozioökonomischen Effekten einher: In Europa betragen die
Kosten, die durch psychische Erkrankungen entstehen, mehr als 450
Milliarden Euro im Jahr, Schätzungen gehen von weltweiten Kosten in Höhe
von 2,5 Billionen US-Dollar aus. Doch trotz der immensen Bedeutung der
psychischen Gesundheit ist die Versorgungslage in vielen Teilen der Welt
prekär: Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in einem Land mit einem oder
weniger Psychiater pro 200.000 Einwohner. In Entwicklungs- und
Schwellenländern erhalten bis zu 85 Prozent der Betroffenen keine
Behandlung.

Gemeinsam mit der DGPPN lädt die World Psychiatric Association (WPA)
deshalb vom 8. bis 12. Oktober 2017 zum Weltkongress der Psychiatrie nach
Berlin. Rund 10.000 Teilnehmer aus 130 Nationen werden erwartet, knapp
3000 nationale und internationale Experten sind aktiv ins
wissenschaftliche Programm eingebunden. „Das Wissen über psychische
Erkrankungen vergrößert sich rasant: Wir kommen ihren Ursachen in der
Forschung immer besser auf die Spur, mit Psychotherapie, psychosozialen
Interventionen und Medikamenten können wir heute viele Krankheitsbilder so
behandeln, dass es zu einer deutlichen Besserung kommt. Umso wichtiger ist
es, dass wir uns über diese Erkenntnisse länderübergreifend austauschen,
gemeinsam innovative Ansätze für Diagnose und Therapie entwickeln und neue
Versorgungskonzepte finden. Der gleichberechtigte Dialog zwischen
Experten, Betroffenen und ihren Angehörigen steht dabei an vorderster
Stelle“, so WPA-Präsident Dinesh Bhugra aus London.

Das wissenschaftliche Kongressprogramm mit über 900 Einzelveranstaltungen
bietet einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen im
Fachgebiet: Thematische Schwerpunkte bilden etwa die Komorbidität von
psychischen und körperlichen Erkrankungen oder die Prävention und
Gesundheitsförderung.

„Gleichzeitig rücken wir global drängende Themen wie die soziale und
berufliche Teilhabe oder Stigmatisierung und Ausgrenzung von Betroffenen
in den Vordergrund. Ganz zentral ist dabei die Frage nach der
Selbstbestimmung der Betroffenen. Menschenrechte spielen in allen
Bereichen der psychiatrischen Versorgung eine grundlegende Rolle. Dabei
geht es aber nicht nur um Selbstbestimmung, körperliche Unversehrtheit
oder Bewegungsfreiheit, sondern auch um unabhängige Lebensführung,
Gesundheit und angemessenen Lebensstandard“, so Dinesh Bhugra weiter.

Von Sonntag bis Donnerstag bringt der WPA XVII WORLD CONGRESS OF
PSYCHIATRY Psychiater, Psychotherapeuten, die psychiatrische Pflege,
Gesundheitsfachberufe sowie Betroffene und Angehörige zusammen. Um der
Bedeutung des Trialogs Rechnung zu tragen, hat ein internationaler Beirat
aus Betroffenen- und Angehörigenverbänden das Organisationskomitee bei der
Programmgestaltung aktiv beraten.

Psychische Erkrankungen als globale Herausforderung
Prof. Dinesh Bhugra, Präsident der World Psychiatric Association und des
WPA XVII WORLD CONGRESS OF PSYCHIATRY

Die Welt der Psychiatrie zu Gast in Berlin
Prof. Dr. Peter Falkai, lokaler Kongressrepräsentant, Mitglied im Vorstand
der DGPPN

Wie viel Zwang braucht die Psychiatrie?
Margret Osterfeld, Mitglied im Unterausschuss der Vereinten Nationen zur
Prävention von Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder
erniedrigender Behandlung oder Strafe (UN SPT), Dortmund

Angehörige in den therapeutischen Prozess einbeziehen
Janine Berg-Peer, Mitglied im Angehörigen-Beirat des WCP 2017, Mitglied im
Vorstand von EUFAMI – European Federation of Associations of Families of
People with Mental Illness

Die Situation in Deutschland: aktuelle Herausforderungen in der Versorgung
Prof. Dr. Arno Deister, Präsident der DGPPN, Chefarzt am Zentrum für
Psychosoziale Medizin am Klinikum Itzehoe