Pin It
Prof. Dr. Hubert Schelzig, Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD).  Foto: UKD
Prof. Dr. Hubert Schelzig, Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD). Foto: UKD

Männer über 65 Jahre haben ab 2018 einen Anspruch auf eine
Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Aneurysmen der
Bauchschlagader (Aorta). Deutschland ist eines der letzten Länder in
Europa, in denen ein solches Programm eingeführt wird. „Das Screening wird
Leben retten“, ist Prof. Dr. Hubert Schelzig überzeugt. Er ist Direktor
der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie des Universitätsklinikums
Düsseldorf (UKD). Das Team von Prof. Schelzig versorgt jährlich bis 150
Menschen, die an einer Aussackung der Bauchschlagader erkrankt sind.

Durch dieses Screening sollen Aneurysmen, also gefährliche Aussackungen
der Schlagader, frühzeitig erkannt werden. Hintergrund: Reißt ein solches
Aneurysma ein, überleben nur 20 Prozent der Patienten den massiven
Blutverlust, der dadurch in kürzester Zeit eintritt. „Männer über 65
erkranken sechsmal häufiger als Frauen an einem Aneurysma der Bauchaorta.
Zudem steigt das Erkrankungsrisiko mit dem Alter. Kommen weitere Faktoren
hinzu, vor allem das Rauchen oder auch eine familiäre Vorbelastung, erhöht
sich das Risiko noch weiter“, so der Gefäßexperte der Düsseldorfer
Uniklinik.
Oft wird die Erkrankung nur sehr spät entdeckt oder gar nicht:
„Beschwerden werden als Bauchschmerzen abgetan oder auch als
Rückenschmerzen, wenn die Aussackung der Hauptschlagader  etwa auf die
Wirbelsäule drückt. Kommt es dann zu einem Riss, im Fachbegriff „Ruptur“,
ist es häufig für einen rettenden Eingriff leider  zu spät“, betont Prof.
Schelzig. Pro Jahr werden in Deutschland über 17.000 Menschen gezählt, die
an einem Aneurysma der Bauchschlagader operiert werden. Experten gehen
aber davon aus, dass die Dunkelziffer noch höher ist, da nicht alle Fälle
erkannt und damit auch nicht erfasst werden.

Angesichts dieser Zahlen sei der Schritt zu einem Screeninganspruch für
Männer ab 65 Jahren als Hauptrisikogruppe jetzt absolut nötig gewesen,
bekräftigt Prof. Schelzig. Für den Erfolg einen solches Screenings gibt es
beeindruckende Zahlen aus anderen Ländern. In Schweden wurde 2006 mit
einem solchen Programm begonnen. Inzwischen konnte dort die Anzahl der
tödlichen Verläufe bei Männern mit einem Aneurysma der Aorta im Alter über
65 Jahren fast halbiert werden. Prof. Schelzig ist daher überzeugt: „Auch
bei uns in Deutschland wird diese Früherkennungsmaßnahme Leben retten.“
Das Screening erfolgt per Ultraschalluntersuchung. Wird dort festgestellt,
dass die Bauchschlagader gefährlich erweitert ist, kann schnell gehandelt
werden. Dabei kann etwa operativ ein Ersatzgefäß  in den erkrankten
Bereich der Schlagader eingenäht werden. Eine schonende Alternative dazu
stellt das minimal-invasive Einbringen einer  Stentprothese über einen
kleinen Leistenschnitt dar. Hierbei wird die Gefäßprothese unter
Röntgenkontrolle exakt an die erforderliche Stelle geschoben und dort
entfaltet. Auf eine große Operation kann so verzichtet werden.

„Die besten Chancen bestehen natürlich dann, wenn die Erkrankung so früh
wie möglich entdeckt und unter optimalen, geplanten Bedingungen therapiert
wird. Daher ist das Screening enorm wichtig und der richtige Schritt“, so
der Düsseldorfer Hochschulmediziner.

Termininformation:
Informationstag „Ultraschallscreening des Bauchaortenaneurysmas“
7. März 2018
17 bis 19 Uhr
Universitätsklinikum Düsseldorf, Campus Moorenstraße
Hörsaal Chirurgie (ZOM I)