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Eine heute erscheinende Publikation mit Daten aus dem Deutschen Hepatitis
C-Register zeigt, dass die neuen Medikamente zur Behandlung der
chronischen Hepatitis C auch bei Patienten unter Substitution sehr wirksam
und sicher sind.

In Deutschland sind etwa 250.000 bis 500.000 Menschen mit dem Hepatitis
C-Virus infiziert. Die daraus resultierende Hepatitis C kann
schwerwiegende Folgen wie Leberzirrhose und Leberzellkrebs haben. Durch
eine erfolgreiche Therapie können diese Folgen verhindert werden. Im
„Deutschen Hepatitis C-Register“ (DHC-R) wird die Wirksamkeit der neuen
direkt antiviral wirkenden Medikamente, die zwischen Januar 2014 und Juli
2017 in Deutschland zugelassen wurden, geprüft. Mit über 12.000 Patienten
ist es eines der weltweit größten Register zu dieser Erkrankung. Die
„Leberstiftungs-GmbH Deutschland“, deren alleinige Gesellschafterin die
Deutsche Leberstiftung ist, führt das DHC-R in Kooperation mit dem
Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e. V. (bng).

Prof. Heiner Wedemeyer, medizinischer Geschäftsführer der Leberstiftungs-
GmbH, erläutert die Bedeutung des Registers: „Damit wir die neuen
Hepatitis C-Medikamente optimal einsetzen können, müssen nach der
Zulassung der Arzneimittel weitere Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit
erfasst und ausgewertet werden – beispielsweise kann die Behandlung von
Patientengruppen untersucht werden, die in den Zulassungsstudien nicht
oder nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Durch die im Register
gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse können wir die Versorgung von
Patienten, die an einer Hepatitis C erkrankt sind, deutlich verbessern.“

Im Jahre 2017 wurden bereits sechs viel beachtete Artikel mit Daten aus
dem Deutschen Hepatitis C-Register in international renommierten
Zeitschriften publiziert, die verschiedene Patientengruppen untersuchen.
Heute erscheint eine besondere Publikation zur Behandlung der Hepatitis C
bei Patienten unter Substitutionstherapie in der bedeutenden Zeitschrift
„Addiction“.

Am Deutschen Hepatitis C-Register sind über 250 suchtmedizinische Praxen
und Ambulanzen beteiligt; von diesen behandeln 123 Zentren Hepatitis
C-Patienten, die eine Substitutionstherapie erhalten. Insgesamt wurden 739
Patienten mit einer Substitutionstherapie erfasst, die mit 7.008 nicht-
substituierten Patienten verglichen wurden. 85 Prozent dieser Patienten
konnten geheilt werden. Damit ist die Heilungsrate vergleichbar mit der
von Patienten, die aktuell und/oder früher Drogengebraucher sind/waren und
keine Substitution erhalten (86 Prozent) und mit der von Patienten, die
keine Drogen konsumieren bzw. konsumiert haben (92 Prozent).

Während dieser Behandlungen zeigten sich keine unerwarteten
Nebenwirkungen, also auch keine Interaktionen mit den
Substitutionsmedikamenten. Der Anteil an Therapieabbrüchen durch den
Patienten war relativ gering.

Die Auswertung zeigt auch, dass die Hepatitis C-Therapie sowohl in der
Substitutionspraxis als auch in einer spezialisierten
hepatologischen/infektiologischen Einrichtung mit gleich hohen
Heilungsraten erfolgen kann.

Dr. Stefan Christensen vom „Centrum für interdisziplinäre Medizin
Münster“, der die Auswertung federführend begleitet hat, betont: „Die
Auswertung der Daten zeigt vergleichbare Heilungsraten bei Patienten unter
Substitutionstherapie und bei Patienten ohne Suchterkrankung. Die neuen
Medikamente sind somit bei Suchtpatienten genauso wirksam und verträglich
wie bei allen anderen Patienten. Wir haben damit auch für diese
Patientengruppe nebenwirkungsarme und hocheffektive Therapien dieser
potentiell lebensbedrohenden Infektionskrankheit.“

Wie wichtig der Einsatz dieser Medikamente bei Substitutionspatienten ist,
stellt Prof. Dr. Jens Reimer, Direktor des „Zentrums für Psychosoziale
Medizin Gesundheit Nord“ und einer der Autoren dar: „Die Verbreitung der
Hepatitis C ist unter Drogengebrauchern bzw. Substitutionspatienten
deutlich höher als in der allgemeinen Bevölkerung. Die Therapie wird
allerdings viel seltener durchgeführt. Daher leiden diese Patienten
häufiger unter den Spätfolgen einer unbehandelten Hepatitis C. Eine
Behandlung dieser Patienten in der Substitutionstherapie ist also sehr
sinnvoll. Die aktuellen Daten zeigen, dass dies sicher und effektiv
möglich ist. Die Suchtmedizin hat die große Möglichkeit, einen
entscheidenden Beitrag zur Genesung ihrer Patienten zu leisten. Ich kann
alle Suchtmediziner nur dringend bitten, die Chancen in der HCV-Therapie
zu nutzen – ggf. mit der Unterstützung eines hepatologisch/infektiologisch
versierten Kollegen.“

Wenn die Therapie der Hepatitis C auch in dieser Patientengruppe
intensiviert wird, ist dies ein wichtiger Baustein für das Erreichen des
Ziels der WHO (World Health Organisation) und des Bundesministeriums für
Gesundheit, die Hepatitis C in Deutschland bis zum Jahr 2030 zu
eliminieren.

„Diese Publikation – in einer der wichtigsten Zeitschriften für
Suchtmedizin – zeigt einmal mehr, dass das Deutsche Hepatitis C-Register
für die Behandlung der Hepatitis C eine große Bedeutung hat“, bekräftigt
Dr. Dietrich Hüppe, wissenschaftlicher Leiter des Registers. „Wir danken
allen Ärzten und den Studienassistenzen, die in diesem Register mitwirken
sowie den Patienten, die ihre Daten für die wissenschaftlichen
Auswertungen zur Verfügung stellen.“

Unterstützt wird das Register von den Firmen AbbVie Deutschland GmbH & Co.
KG, Bristol-Myers Squibb GmbH & Co.KGaA, Gilead Sciences GmbH, Janssen-
Cilag GmbH, MSD Sharp & Dohme GmbH und Roche Pharma AG (finanzielle
Unterstützung bis 14.07.2017). Die inhaltlichen Vorbereitungen für die
Durchführung des Registers erfolgten mit finanzieller Unterstützung des
DZIF (Deutsches Zentrum für Infektionsforschung).

Der Artikel „DAA Treatment of chronic HCV-infected patients on Opioid
Substitution Therapy (OST): still a concern in clinical practice?“
(Christensen S. et al.) ist in der Zeitschrift „Addiction“ (doi:
http://dx.doi.org/10.1111/add.14128, epub) erschienen.

Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen
und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch
Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern.
Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die
öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt
und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem
Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und
Apotheker in medizinischen Fragen. Diese Aufgaben erfüllt die Stiftung
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