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Untersuchungsszene in Bangladesch: PD Dr. Dr. Gabrysch leitet dort eine Studie zu Mangelernährung von Kindern.  Universitätsklinikum Heidelberg
Untersuchungsszene in Bangladesch: PD Dr. Dr. Gabrysch leitet dort eine Studie zu Mangelernährung von Kindern. Universitätsklinikum Heidelberg

Else Kröner-Fresenius-Stiftung fördert neues Promotionskolleg an der
Medizinischen Fakultät Heidelberg für drei Jahre mit 750.000 Euro /
Resistente Keime, Klimawandel, Flucht – Bedarf an Wissenschaftlern im
Bereich Globale Gesundheit steigt

Individuelle Betreuung, umfangreiches Kursprogramm, interdisziplinärer
Austausch und ein Stipendium, das eine 12-monatige Vollzeit-Promotion
unabhängig vom elterlichen oder eigenen Einkommen erlaubt: Die
Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg richtet –
gefördert von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung – jetzt ein
Promotionskolleg „Global Health“ ein. Das Kolleg bietet engagierten
medizinischen Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit, auf hohem
Niveau wissenschaftlich zu arbeiten und so einen Einstieg in eine
wissenschaftliche Karriere zu finden. Die Stiftung finanziert das
Promotionskolleg in den kommenden drei Jahren mit 750.000 Euro.

„Im Gegensatz zu unseren europäischen Nachbarn fristet in Deutschland die
Forschung zu Themen der globalen Gesundheit weitestgehend ein
Schattendasein“, erläutert Privatdozentin Dr. Dr. med. Sabine Gabrysch,
Leiterin der Sektion Epidemiologie und Biostatistik, die mit ihren
Kollegen das Projekt initiierte. „Aber der Bedarf an medizinisch
ausgebildeten Global Health Experten kann momentan schon nicht gedeckt
werden und wird in den kommenden Jahren durch die Probleme, vor die uns
Klimawandel, Flüchtlingsströme, Antibiotikaresistenzen und die weltweite
Zunahme der Fettleibigkeit und ihrer Folgeerkrankungen stellen, weiter
steigen. Ein Ausbau der derzeit noch völlig unzureichenden
Ausbildungsangebote ist daher dringend nötig. Das Else-Kröner-
Promotionskolleg ist dazu ein wichtiger Baustein.“

Heidelberg deutschlandweit führend im Bereich Global Health

Jährlich sollen zehn Kandidatinnen und Kandidaten aufgenommen werden. Die
Vielfalt möglicher Promotionsthemen spiegelt die Interdisziplinarität von
Global Health wieder und umfasst unter anderem die Finanzierung von
Gesundheitssystemen, globale Gesundheitspolitik, Qualität medizinischer
Versorgung, Diagnostik, Therapie und Kontrolle von Infektionskrankheiten
wie Malaria, HIV und Tuberkulose, Ernährungssicherheit, gesundheitliche
Auswirkungen von Umweltverschmutzung und Klimawandel oder die Gesundheit
von Flüchtlingen und Migranten.

Im Bereich „Globale Gesundheit“, der die globale Dimension von
Gesundheitsproblemen und deren Ursachen – soziale, umweltbedingte und
politische – über Länder- und Fachgebietsgrenzen hinweg in den Blick
nimmt, hat die Medizinische Fakultät Heidelberg deutschlandweit eine
Vorreiterrolle inne: Seit mehr als 50 Jahren ist das Thema am Institut für
Public Health in Forschung und Lehre verankert. Es gibt einen
international angesehenen Masterkurs „International Health“ mit einem
weltweit aktiven Alumni-Netzwerk, das Institut unterhält Partnerschaften
in mehreren afrikanischen und asiatischen Ländern. Seit 2016 leitet
Professor Dr. Dr. med. Till Bärnighausen als Humboldt-Professor für
Globale Gesundheit das Institut, das in den kommenden Jahren zum
deutschlandweit ersten Institut für Global Health ausgebaut werden soll.

Hohe Qualität der Doktorarbeit dank Einbettung in bestehende Programme und
Curricula

Das Promotionskolleg kann auf den modernen Curricula und
Promotionsprogrammen aufbauen, die in den letzten Jahren an der
Medizinischen Fakultät Heidelberg etabliert wurden: Die bereits gegebenen
Vertiefungsangebote im Fachbereich Global Health für Studierende der
Medizin sind seit 2017 im interdisziplinären „Wahlfachtrack Global Health“
strukturiert zusammengefasst. Dieser Vertiefungsbereich ist eine gute
Vorbereitung für eine Promotion zu Global Health-Themen. Um die
wissenschaftliche Qualität medizinischer Doktorarbeiten insgesamt zu
steigern, implementierte die Medizinische Fakultät Heidelberg zudem
verbesserte Rahmenbedingungen und seit 2016 verpflichtende Vorgaben im
Rahmen des MEDISS-Programms (Medical Structured Scientific Program), in
das auch das neue Promotionskolleg eingebettet ist.

Neben den fachspezifischen Lehreinheiten werden eine Reihe
promotionsbegleitender Kurse zum methodischen wissenschaftlichen Arbeiten
angeboten. Über die individuelle Betreuung durch erfahrene Wissenschaftler
hinaus erhalten die Kollegiaten gezielte Unterstützung bei der
Zusammenstellung ihrer jeweils benötigten Kurse sowie beim Aufstellen
sinnvoller Etappenziele z.B. mittels eines eigens entwickelten Logbuchs.
Besonderes Gewicht liegt zudem auf interdisziplinärer Zusammenarbeit und
internationalem Austausch – beides speziell im Bereich der globalen
Gesundheit unerlässlich.

Koordinationsteam:
PD Dr. Volker Winkler (Koordinator), Prof. Dr. Dr. med. Till Bärnighausen,
Dr. med. Florian Neuhann, Dr. Andreas Deckert

Kooperationspartner:
Prof. Dr. med. Thomas Junghanss, Dr. med. Marija Stojkovic, PD Dr. Dr.
med. Thomas Jänisch (Sektion Klinische Tropenmedizin des Zentrums für
Infektiologie),
Prof. Dr. med. Joachim Szecsenyi, Dr. med. Kayvan Bozorgmehr, PD Dr. med.
Svetla Loukanova (Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung)