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Lifestyle und Umwelteinflüsse verursachen Volkskrankheiten: Experten
diskutieren Rolle chronischer Entzündungsreaktionen

Nicht übertragbare Erkrankungen wie Diabetes, Atherosklerose oder Demenz
können die Folge entzündlicher Reaktionen des Immunsystems sein.
Hervorgerufen durch einen Lebensstil, der von Fehlernährung, Übergewicht,
Rauchen und Bewegungsmangel geprägt ist, reagiert das angeborene
Immunsystem auf „veränderte“ Zellen und es entstehen
Entzündungsreaktionen. Welche Mechanismen dazu führen und wie man
Erkenntnisse darüber für die Früherkennung und Therapie dieser
Erkrankungen einsetzen könnte, diskutieren Experten auf dem 61. Deutschen
Kongress für Endokrinologie 2018 in Bonn.

Für nicht übertragbare Erkrankungen, zu denen Herzinfarkt, Schlaganfall
und chronische Erkrankungen wie Diabetes, Asthma oder COPD (chronisch
obstruktive Lungenerkrankung) gehören, sind neben genetischer Veranlagung
Umwelteinflüsse ein wichtiger Auslöser. „Wenig Bewegung, zu viel oder
ungesunde Nahrung, schlechte Schlafgewohnheiten, Alkohol und Zigaretten -
unser ‚Lifestyle‘ kann zu chronisch entzündlichen Zuständen führen, die
dann in Erkrankungen wie Diabetes, Atherosklerose oder Demenz münden“,
erklärt Professor Dr. med. Joachim L. Schultze, Abteilung für Genomik &
Immunregulation am Life & Medical Sciences (LIMES)-Institut der
Universität Bonn.

Wie es zu diesen anhaltenden Entzündungsreaktionen mit ihren fatalen
Konsequenzen kommt, ist Gegenstand intensiver Forschungen. In den letzten
Jahren ist immer klarer geworden, dass die Zellen des angeborenen
Immunsystems hier eine zentrale Rolle spielen. Sie erkennen nicht nur
Infektionserreger, sondern reagieren auch sensibel auf Veränderungen, die
durch unseren modernen Lebensstil bedingt sind. „Diese Zellen sind
beispielsweise in der Lage, übermäßige Konzentrationen an gesättigten
Fettsäuren zu erkennen und reagieren bei regelmäßig hoher Exposition – so
wie dies bei unseren modernen Nahrungsgewohnheiten der Fall ist – mit
einer entzündlichen Reaktion auf diesen Reiz“, beschreibt Schultze den
Mechanismus. Auch ein zu hoher Salzkonsum steht im Verdacht, die Zellen
des angeborenen Immunsystems zu aktivieren. Die molekularen Mechanismen
dieser chronischen Entzündungsreaktionen sind im Einzelnen bisher noch
nicht gut verstanden, es gibt aber neue Forschungsansätze, um diese
entzündlichen Reaktionen besser zu verstehen. „Einer davon ist ein
systemimmunologischer Ansatz. Dabei werden computergestützte
Modellierungsverfahren mit experimentellen Untersuchungen verknüpft, um
die komplexen Mechanismen, die in einer Vielzahl unterschiedlicher
Immunzellen ablaufen, besser charakterisieren zu können“, sagt Schultze.
Mit den neuen Erkenntnissen erhoffen sich die Forscher neue, sensitivere
diagnostische Verfahren zur frühzeitigen Aufspürung der entzündlichen
Prozesse.

„Wenn wir diese Mechanismen verstehen, können wir daraus präventive oder
therapeutische Gegenmaßnahmen ableiten“, ergänzt Professor Dr. rer. nat.
Ulrich Schweizer, Kongresspräsident der DGE, vom Institut für Biochemie
und Molekularbiologie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Neben dem Thema Entzündungsreaktionen und nicht übertragbare Erkrankungen
werden Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie auf der
Kongress-Pressekonferenz am 14. März 2018 zudem über psychische Effekte
von Hormonen am Beispiel des „Kuschelhormons“ Oxytocin, über neue
Medikamente bei der Osteoporose-Behandlung und über die medizinischen und
gesellschaftlichen Implikationen des Social Freeezing diskutieren.

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Terminhinweise:
Pressekonferenz anlässlich des 61. Deutschen Kongresses für Endokrinologie
der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Termin: Mittwoch, 14.03.2018, 11:00 bis 12:00 Uhr
Ort: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Hauptgebäude, Senatssaal
Anschrift: Regina-Pacis-Weg 3, 53113 Bonn

Plenary: Systems analysis of Western diet induced inflammation
Vorsitz: Prof. Alexander Pfeiffer
Präsentation: The causes and consequence of obesity; lessons from human
genetics, Prof. Sir Stephen O'Rahill
Termin: Donnerstag, 15.03.2018, 10:00 bis 10:45 Uhr
Ort: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Hauptgebäude, Hörsaal X
Anschrift: Regina-Pacis-Weg 3, 53113 Bonn

Plenary: The causes and consequence of obesity; lessons from human
genetics
Vorsitz: Prof. Alexander Pfeiffer
Präsentation: Systems analysis of Western diet induced inflammation, Prof.
Eike Latz
Termin: Donnerstag, 15.03.2018, 10:00 bis 11:30 Uhr
Ort: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Hauptgebäude, Hörsaal X
Anschrift: Regina-Pacis-Weg 3, 53113 Bonn

S1 Diabetes
Vorsitz: Prof. Joachim Spranger, Prof. Knut Mai
Präsentation: Metainflammation: Wie Stoffwechsel und Immunsystem
kommunizieren, Prof. Joachim Schultze
Termin: Donnerstag, 15.03.2018, 14:00 bis 15:30 Uhr
Ort: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Hauptgebäude, Hörsaal X
Anschrift: Regina-Pacis-Weg 3, 53113 Bonn

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Pressekonferenz
anlässlich des 61. Deutschen Kongresses für Endokrinologie der Deutschen
Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Termin: Mittwoch, den 14. März 2018, 11:00 bis 12:00 Uhr
Ort: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Hauptgebäude, Senatssaal
Anschrift: Regina-Pacis-Weg 3, 53113 Bonn

Themen und Referenten:

Kongress-Highlights des 61. Deutschen Kongresses für Endokrinologie
Professor Dr. rer. nat. Ulrich Schweizer
Kongresspräsident DGE, Institut für Biochemie und Molekularbiologie,
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Anhaltende Entzündungsreaktionen: Wie Stoffwechsel und Immunsystem
kommunizieren
Professor Dr. med. Joachim L. Schultze
Abteilung für Genomik & Immunregulation am Life & Medical Sciences (LIMES)
Institut der Universität Bonn

Social Freezing – Eizelle auf Eis: technisch machbar – gesellschaftlich
erwünscht?
Professor Dr. med. Katrin van der Ven
MVZ für Frauenheilkunde und IvF-Medizin Bonn GbR.

Hormone und Psyche: Hilft das „Kuschelhormon“ Oxcytocin bei der Behandlung
psychischer Erkrankungen?
Professor Dr.med. Dr. René Hurlemann
Stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie,
Direktor der Abteilung für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum
Bonn

Volkskrankheit Osteoporose: Therapie im Spannungsfeld von
Lebensstiländerungen und innovativen Medikamenten
Professor Dr. med. Heide Siggelkow
Mitglied im Vorstand der DGE, Ärztliche Leiterin MVZ endokrinologikum
Göttingen