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Am 16. April 1988 wurde Matthias Pieper ein neues Herz transplantiert. 2009 erhielt er zudem eine Niere von seinem Vater.  Foto: UKD/Timmermann
Am 16. April 1988 wurde Matthias Pieper ein neues Herz transplantiert. 2009 erhielt er zudem eine Niere von seinem Vater. Foto: UKD/Timmermann

Als Matthias Pieper sein neues Herz bekam, war Deutschland noch geteilt.
Am 16. April 1988 wurde dem Rechtsanwalt aus Erkrath ein neues Herz
transplantiert. Am kommenden Montag schlägt es dann seit 30 Jahren in
seiner Brust. „Ich werde an dem Tag ganz normal arbeiten. Aber am Abend
werde ich mit meiner Familie und mit Freunden feiern. Denn der Satz stimmt
einfach: Es ist mein zweiter Geburtstag.“ Ein anderes Datum ist ihm aber
genauso wichtig: Am 12. Januar 2009 wurde ihm an der Uniklinik Düsseldorf
(UKD) eine Niere transplantiert. Gespendet von seinem Vater, der damals 79
Jahre alt war.

Aber der Reihe nach. 1988 stand Matthias Pieper am Ende seines Jura-
Studiums in Marburg. Dann erkrankt er an einer Herzmuskelentzündung, die
sich dramatisch entwickelt: „Die Ärzte vermuteten, dass eine
Windpockeninfektion der Auslöser war. Aber das konnte nicht exakt geklärt
werden“, so Pieper. Sein Zustand verschlechtert sich rapide, er wird als
„high urgent“, also „hoch dringlich“ gelistet. In Fulda erhält er dann das
Herz eines 19-jährigen Motorrad-Fahrers, der tödlich verunglückt ist – und
Organspender ist. Die Transplantation ist erfolgreich: „Ich war drei
Wochen in der Klinik, dann bin ich ins Studium zurückgekehrt.“

Matthias Pieper macht sein Staatsexamen, startet ins Berufsleben,
heiratet. Heute ist er Personaldirektor bei einem großen Duisburger
Unternehmen und Vater von zwei erwachsenen Söhnen. „Meine zweite Frau und
ich haben uns ganz bewusst dafür entschieden, nachdem feststand, dass
meine Herzerkrankung keine genetischen Gründe hatte.“

Vor über zehn Jahren verschlechtert sich dann seine Nierenfunktion, es
droht akutes Nierenversagen. Pieper: „Eine Folge der Medikamente, die ich
nehmen muss seit meiner Herztransplantation. Ich war zu der Zeit in einem
erbärmlichen körperlichen Zustand.“ Nach intensiver Vorbereitung am UKD
ist schließlich die Lebendnierenspende durch seinen Vater möglich. „Das
war für mich eine Wiedergeburt. Ich konnte wieder essen, normal trinken.
Ich bin unendlich dankbar.“ Auch für seinen Vater verläuft die
Lebendspende problemlos. Er ist heute 87 Jahre alt.

Matthias Pieper engagiert sich auch im Bundesverband der
Organtransplantierten. Er würde sich für Deutschland eine
Widerspruchslösung wünschen, bei der sich die Bürger bewusst entscheiden
müssen, wenn man nicht Organspender werden möchte. „Ich denke, diese
ethische Verpflichtung zu einer solchen Entscheidung ist zumutbar. Denn
jeder kann in eine Situation kommen, in der man auf ein Spenderorgan
angewiesen ist.“
Tägliche Medikamentenahme, regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen seiner
Nierenfunktion in der Klinik für Nephrologie an der Uniklinik Düsseldorf,
ein fordernder Job – das braucht Kraft. Die holt sich Matthias Pieper auf
dem heimischen Ergometer und beim Wandern. Diese Disziplin merkt man dem
drahtigen 57-Jährigen an. „Ich habe eine klare innere Haltung. Und ich bin
dankbar für meine Familie. Ich habe Freude am Leben.“

Organspendeausweise können online bestellt oder direkt ausgedruckt werden
unter:
www.organspende-info.de

Derzeit stehen an der Düsseldorfer Uniklinik rund 400 Patienten auf der
Warteliste für eine neue Niere. Wenn keine Lebendnierenspende möglich ist
(z.B. durch Verwandte) beträgt die Wartezeit auf eine neue Niere im
Durchschnitt ca. acht Jahre.